Das große Heinz Erhardt Buch
ich bitte Sie, versteht denn die?
Vor Kummer bin ich schon ganz dumm …
Vielleicht ist’s besser, ich steig um?
Nun fahr ich mit dem Autobus,
wann immer ich nur fahren muß,
doch leider werd ich deiner nicht gewahr!
Bist du am Ende gar erkrankt?
Vielleicht verreist? Bist du in Sankt
Maurice, fährst Ski und abends in die Bar?
Werd ich nicht bald verrückt vor Qual,
dann bin ich wirklich nicht normal!
An einen Nichtschwimmer
Du kannst nicht schwimmen? Ah, deshalb kriegen
dich nicht Baldrian, nicht Kampfer
auf einen Dampfer!
Doch neulich hast du ein Flugzeug bestiegen!
Kannst du denn fliegen? …
Ausgefallenes
Man hat ganz oben auf dem Kopfe
viel tausend Poren, dicht bei dicht.
Und nun - das ist das Wunderbare:
aus diesen Poren wachsen Haare!!!
Oder auch nicht.
Rezept
Besitzt du Senkfüße, schluck Pillen,
und du bist platt: sie helfen gleich!
Auch gegen sonstige Bazillen
gebrauch nicht Fenchel und Kamillen!
Vergiß das Zeugs um Himmelswillen!
Des Menschen Pille ist sein Himmelreich!
Berichtigung
So viel Säulen sind zu sehn,
die dort in die Lüfte ragen,
daß wir gut den Grund verstehn,
weshalb Griechen sich’s versagen,
Säulen nach Athen zu tragen.
NB. Fälschlicherweise spricht man immer
von Eulen, die man in die griechische
Hauptstadt tragen will. Welch Nonsens!
Warum gerade diese Vögel, die jeden
Wohlgeschmacks entbehren?
Nein, nein! Das Mißverständnis ist auf
einen Sprachfehler des Philosophen
Aristophanes, der kein »S« aussprechen
konnte, zurückzuführen. Natürlich
meinte er Säulen!
Witzbolde
Es gibt eine Sorte von Menschen -
von zwanzig sind’s wohl mehr als zehn! -
die fragen dich, wenn sie dich treffen
(egal, wo es ist): »Kennen Sie den?«
Und dann erzählen sie Witze,
Witze am laufenden Band,
die einen, die sind nichts zum Lachen,
die anderen sind dir bekannt.
Die bessren davon sind politisch,
die meisten aber obszön.
Du windest dich höflich und stammelst:
»Wie lustig! Wie köstlich! Wie schön!«
Laut lachend verschwinden die Bolde,
stolz über ihren Humor -
dabei besitzen sie keinen:
es kommt ihnen nur so vor.
Warum die Zitronen sauer wurden
Ich muß das wirklich mal betonen:
Ganz früher waren die Zitronen
(ich weiß nur nicht genau mehr, wann dies
gewesen ist) so süß wie Kandis.
Bis sie einst sprachen: »Wir Zitronen,
wir wollen groß sein wie Melonen!
Auch finden wir das Gelb abscheulich,
wir wollen rot sein oder bläulich!«
Gott hörte oben die Beschwerden
und sagte: »Daraus kann nichts werden!
Ihr müßt so bleiben! Ich bedauer!«
Da wurden die Zitronen sauer …
Der Einbruch
Durch das angelehnte Fenster
steigt der jugendliche Gangster * -
er will nämlich die Juwelen,
die im Nachttisch liegen, stehlen!
Schon zieht sacht er an der Lade–
da erwacht - und jetzt gerade! -
die Frau Gräfin aus dem Schlaf:
»Kommst du endlich, lieber Graf?«
flüstert sie und schlägt die Decken
ganz zurück … Voller Erschrecken
übern Anblick springt der Gangster
ohne Schmuck schnell aus dem Fenster ** –!
Und er gibt sich das Versprechen,
nie wieder bei alten Damen
(auch mit adeligem Namen)
einzubrechen!
* Sollte jemand meinen, der Reim Fenster - Gangster sei nicht gut, so möchte ich hier unten ausdrücklich betonen, daß ich nie behauptet habe, er sei es!
** Siehe *
Trinklied
Wo bleibt heut bloß der Sonnenschein?
Liegt’s an den Isobaren?
Ach, soll’s doch ruhig trübe sein -
wir trinken unsern Klaren!
Schön eisgekühlt stürzt er zu Tal,
es wird uns heiß und heißer …
Der trübe Himmel kann uns mal,
und wo er kann, das weiß er.
Das Trübsalblasen ist ein Graus
und schädlich ohne Zweifel!
Kommt, lacht den trüben Himmel aus -
Alkohol ihn doch der Teufel!
Spätlese
Ich bin sehr krank
und geh zum Schrank.
Ich hol ein Glas
und fülle das
mit Moselwein.
Hm, der schmeckt fein:
Spätlese!
Ich bin genesen
und möchte lesen.
Ich hol mir was
und lese das
von abends acht
bis Mitternacht.
Auch ‘ne Spätlese …
Dichter mit Leihpegasus
Mühsam erklimmt er das scharrende Huftier.
Platz nehmend hinter gewaltigen Schwingen,
klammert er fest sich an wehender Mähne,
startet mit trutziger Mähre gen Himmel.
Oben, in höheren Sphären, gebiert er
dann seine herrlichen “Werke, entzieht sich
damit den Blicken der lästigen Menschheit.
Hat er genüßlich sein Opus beendet,
landet erleichtert er nahe der Wohnung.
Schleunig entfernt sich der wiehernde Vogel,
denn schon ein anderer Dichter harrt seiner –
Legitim
Mich fragte neulich ein Tenor,
wie mir sein
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