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Das große Hörbe Buch

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Titel: Das große Hörbe Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otfried Preußler
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dem nassen Gesträuch - so viele, dass ihnen mehr als die Hälfte übrig blieb.
    „Macht nichts!" Der Hutzelmann zog das Vespertuch unter dem Hut hervor, darin schlug er die restlichen Brombeeren ein. „Die nehmen wir mit, wir essen sie unterwegs."
    „Und was machen wir mit dem großen Dingsda, dem Obendrüberhut oder wie er heißt?"
    „Den nehmen wir auch mit."
    „Uff!", stöhnte Zwottel. „Da werden wir hübsch dran zu schleppen haben ..." „Ach woher!", widersprach ihm Hörbe. „Wir haben ihn auseinandergezogen, jetzt ziehn wir ihn wieder zusammen, dann setz ich ihn auf - und die Sache hat sich."
    „Aber er quatscht doch vor Nässe, Hutzelmann! Bis der trocken ist, dauert es mindestens einen halben Tag ..."
    „Wenn wir den Hut zusammenziehen, drückt es das Wasser raus wie aus einem Schwamm - fass mal an da!"
    Der Obendrüberhut hatte am unteren Rand zwei Schlaufen. Der Zottelschratz packte die eine, Hörbe die andere.
    „Und jetzt zieh, Zwottel - zieh!"
    Hörbe zog nach der rechten Seite, der Zottelschratz nach der linken. Und während die beiden Schlaufen sich in die Länge zogen, schrumpfte der Obendrüberhut immer mehr zusammen. Dabei troff das Regenwasser aus ihm heraus, dass es nur so platschte.
    „Gut so!", rief Hörbe nach einer Weile. „Jetzt reicht's!"
    Sie ließen los - und kaum losgelassen, begannen die Schlaufen sich einzuringeln, als hätten sie's furchtbar eilig: Schwuppdich! verschwanden sie unterm Hutrand.
    „Ui!", meinte Zwottel. „Das ist aber fix gegangen! Da kann unsereins bloß mit den Ohren schlackern und sti-sta-staunen!"
    Hörbes Hut, unter dem sie zu zweit die Nacht verbracht hatten, war noch vor wenigen Augenblicken nass wie ein Schwamm gewesen und groß wie ein Rabennest. Und jetzt, es war kaum zu fassen: Jetzt war er mit einem Mal völlig trocken und hatte genau die richtige kleine Größe, wie sie ein Hutzelmanns Obendrüberhut haben muss.

    Ein paarmal drehte ihn Hörbe prüfend nach allen Seiten. Dann hob er ihn hoch und stülpte ihn über den Unten-drunterhut.
    „So - das hätten wir ..."
    „Dann aber nix wie los!", meinte Zwottel. „Hast du nicht selbst gesagt, dass wir einen weiten Weg haben?"
    Hörbe stand da und schien plötzlich unschlüssig.
    „Fehlt dir was, Hutzelmann? Suchst du was? Sag schon, was hast du mit einem Mal?"
    „Der Wanderstecken ist weg", sagte Hörbe. „Er ist mir ins Wasser gefallen, gestern - der Rabenbach hat ihn mitgenommen ..."
    „Dann gibt es zwei Möglichkeiten", meinte der Zottelschratz. „Entweder wir suchen ihn - oder ich hole dir einen neuen ... Warte mal!"
    Er lief an den Rand der Wiese. Dort brach er aus einem der Haselbüsche krix-krax einen Stecken heraus, dem
    knickte er alle Zweige und Blätter ab, dann kam er zurückgelaufen.
    „Na - ist das ein Wanderstecken für dich?"
    Der Haselstecken war viel zu lang, das merkte der Hutzelmann auf den ersten Blick. Doch geschenkt war geschenkt, darum sagte er: „Schönen Dank für den Stecken, Zwottel. Ich nehme ihn, wie er ist - und nun lass uns aufbrechen!"

Es ist eben doch ein gewaltiger Unterschied, ob man im Hut einen Bach hinunterfährt - oder ob man die gleiche Strecke am Ufer zurückwandern muss. Der Vormittag war schon zur guten Hälfte um, als Hörbe und Zwottel endlich von ferne den Wasserfall rauschen hörten.
    An der Stelle, wo sie gestern zusammengetroffen waren, machten sie auf den Steinen die erste Rast.
    „Eigentlich ganz hübsch hoch ...sagte Hörbe und deutete auf die Felswand, von der sich das Wasser herabstürzte.
    „Ja", meinte Zwottel. „Mir fiele es ja im Traum nicht ein, da herunterzufahren. Ein zweites Mal würdest du das wohl auch nicht tun, wie?"
    „Freiwillig nicht", sagte Hörbe. „Einmal den Rabenfall runter, das reicht mir für alle Zeiten. Ich wär schon froh, wenn wir glücklich droben wären."
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    „Wieso?", fragte Zwottel.
    „Na - irgendwie müssen wir ja die Felswand auch wieder hinauf. Und Hutzelmänner sind keine Klettermäuse, verstehst du?"
    „Ach was!", meinte Zwottel. „Gemeinsam werden wir das schon packen! Für unsereins ist kein Felsen zu steil und kein Baum zu hoch. Unsereins fackelt nicht, unsereins zwackelt nicht - unsereins kraxelt da einfach wie nix hinauf!"
    „Umso schlimmer für mich", seufzte Hörbe.
    „Nun hör aber auf!", widersprach ihm Zwottel. „Du brauchst dich bloß hinten dranzuhängen bei mir, an den Zi-Za-Zottelschwanz, und die Sache hat sich!"
    „Du meinst, das wird gehen?"
    „Natürlich geht das!

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