Das große Los: Wie ich bei Günther Jauch eine halbe Million gewann und einfach losfuhr (German Edition)
weiter, verlass Dich drauf. Nicht gleich, aber irgendwann.
Du suchst Antworten, aber die sind nicht so wichtig, wie Du denkst. Die richtigen Fragen dagegen umso mehr. Erträgst Du noch ein Zitat? Hier ist Rilke in einem Brief an einen jungen Dichter: » Ich möchte Sie bitten, Geduld zu haben gegen alles Ungelöste in Ihrem Herzen und zu versuchen, die Fragen selbst lieb zu haben. Forschen Sie jetzt nicht nach den Antworten, die Ihnen nicht gegeben werden können, weil Sie sie nicht leben könnten. Leben Sie jetzt die Fragen. Vielleicht leben Sie dann allmählich, ohne es zu merken, eines fernen Tages in die Antwort hinein.«
Die Fragen selbst lieb haben! Ganz großartig und sowieso unvermeidlich: Die Fragen werden immer Dein Treibstoff sein, und die besten werden sowieso nie beantwortet werden. Das finde ich, je älter ich werde, auch immer weniger nötig.
Was in Deinem Alter schwierig ist, Liebes, und auch später nicht leichter wird: herauszufinden, was Du willst. Nicht was Du nach Ansicht anderer wollen solltest. Es ist oft nicht leicht, die inneren und die äußeren Stimmen auseinanderzuhalten: Bist Du es oder ist es die Welt, die Dir einredet, Du solltest Kinder, eine Karriere, Körbchengröße C, eine langjährige Beziehung, ein Haus, perfekt gezupfte Augenbrauen, einen Uniabschluss, ein ausgeglichenes Wesen, ein ausgeglichenes Bankkonto und zweimal zwei Wochen Urlaub im Jahr haben? Wer bestimmt das? Ist das wirklich Deine eigene Sehnsucht oder nicht einfach nur Anpassung an jemandes anderen Idee vom Glück?
Sind es nur » Wünsche, die man über uns verhängt«, wie Alain Souchon singt? Was, wenn Du etwas ganz anderes willst? Lass Dir nie, hörst Du, nie einreden, dass an Deinen eigenen Vorstellungen was nicht stimmt. Selbst wenn Du auf die Frage » Kind oder Karriere?« mit » Weder noch« antwortest: Das ist völlig in Ordnung. Du bist so gedacht, wie Du bist. Du musst nichts werden, Du bist schon was. Um herauszufinden, was das ist, dazu bist Du auf der Welt. Du bist Dein eigener Zweck.
Und glaub nicht, dass es nur eine richtige Antwort für Dich gibt. Die Fragen bleiben dieselben, aber zu unterschiedlichen Zeiten wirst Du unterschiedliche Antworten darauf geben. Und geben dürfen. Du hast das verdammte Recht, immer wieder neu über Dich zu entscheiden, egal was Du zuvor für richtig gehalten hast.
Vergleich Dich nicht mit anderen. Ich gebe zu, das fällt schwer, und ich bin ehrlich: Wir zwei schaffen das erst mit 40. Du bist 1,78 Meter groß, das ist hart mit 15. Du willst nicht herausragen, Du willst nicht anders sein. Verstehe ich. Aber bitte hör auf, immer so krumm in der Gegend herumzustehen: Es macht mir nur Rückenschmerzen und an unserer Größe ändert es ja doch nichts.
Wie bei vielem anderen gilt: Was Du jetzt furchtbar findest, wird später meine Stärke. Ich bin 1,83 Meter, und das ist großartig mit 51. Mich übersieht man nicht, ich bin nicht unsichtbar wie andere Frauen meines Alters. Ich bin gewohnt, angeguckt zu werden, und zwar seit 36 Jahren, das härtet ab. Deshalb kann ich auch problemlos durch Indien und China spazieren, ein hellblonder Leuchtturm in der Menge, und zwar ein entspannter.
Trotzdem, das gebe ich zu, ist es zur Abwechslung ganz nett, mal unterzugehen und unbeobachtet zu sein. Solltest Du je das Bedürfnis haben: Kopenhagen. Blondhausen. Ist super hier. Du würdest lachen, wenn Du sehen würdest, wie oft ich auf Dänisch angesprochen werde und wie verblüfft dann immer darauf reagiert wird, wenn ich auf Englisch antworte.
Überhaupt: Kopenhagen. Findest Du langweilig, nicht? Liegt zu nahe. Um die Ecke von Neumünster. Wer will da hin, wenn er die ganze Welt zur Auswahl hat? Ja. Einerseits. Andererseits merkt man irgendwann, dass nichts exotischer ist als das Naheliegende. Dass nichts ferner liegt als die eigenen Wurzeln. Jetzt, mit 15, willst Du so weit weg wie möglich, raus aus der Enge der Kleinstadt, raus aus Schleswig-Holstein. Ich hingegen stelle fest: Ganz schön, mal wieder vertrauten Wind um die Nase zu spüren. Und vertraute Gerüche zu schnuppern: Salzluft, Tang, frisch gemähtes Gras. Deshalb ist die Wahl für den August auf Kopenhagen gefallen: nach Hause kommen, ohne nach Hause zu fahren, das war die Idee.
Es kam auch genau zum richtigen Zeitpunkt: Ich musste nämlich wieder eingenordet werden. Nach sieben Monaten Zickzack rund um den Globus musste meine wild ausschlagende Kompassnadel zwischendrin mal zur Ruhe kommen. Ich bin so randvoll mit
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