Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen
Büffelleder
Ein Soldat, der sich vor nichts fürchtet, kümmert sich auch um nichts. So einer hatte seinen Abschied erhalten, und da er nichts gelernt hatte und nichts verdienen konnte, so zog er umher und bat gute Leute um ein Almosen. Auf seinen Schultern hing ein alter Wettermantel, und ein paar Reiterstiefeln von Büffelleder waren ihm auch noch geblieben. Eines Tages ging er, ohne auf Weg und Steg zu achten, immer ins Feld hinein und gelangte endlich in einen Wald. Er wusste nicht wo er war, sah aber auf einem abgehauenen Baumstamm einen Mann sitzen, der gut gekleidet war und einen grünen Jägerrock trug. Der Soldat reichte ihm die Hand, ließ sich neben ihm auf das Gras nieder und streckte seine Beine aus. „Ich sehe du hast feine Stiefel an, die glänzend gewichst sind“ sagte er zu dem Jäger, „wenn du aber herum ziehen müsstest wie ich, so würden sie nicht lange halten. Schau die meinigen an, die sind von Büffelleder und haben schon lange gedient, gehen aber durch dick und dünn.“ Nach einer Weile stand der Soldat auf und sprach „ich kann nicht länger bleiben, der Hunger treibt mich fort. Aber, Bruder Wichsstiefel, wohinaus geht der Weg?“ „Ich weiß es selber nicht“ antwortete der Jäger, „ich habe mich in dem Wald verirrt.“ „So geht dirs ja, wie mir“ sprach der Soldat, „gleich und gleich gesellt sich gern, wir wollen bei einander bleiben und den Weg suchen.“ Der Jäger lächelte ein wenig, und sie gingen zusammen fort immer weiter, bis die Nacht einbrach. „Wir kommen aus dem Wald nicht heraus“ sprach der Soldat, „aber ich sehe dort in der Ferne ein Licht schimmern, da wirds etwas zu essen geben.“ Sie fanden ein Steinhaus, klopften an die Türe und ein altes Weib öffnete. „Wir suchen ein Nachtquartier“ sprach der Soldat, „und etwas Unterfutter für den Magen, denn der meinige ist so leer wie ein alter Tornister.“ „Hier könnt ihr nicht bleiben,“ antwortete die Alte, „das ist ein Räuberhaus, und ihr tut am klügsten dass ihr euch fortmacht, bevor sie heim kommen, denn finden sie euch, so seid ihr verloren.“ „Es wird so schlimm nicht sein,“ antwortete der Soldat, „ich habe seit zwei Tagen keinen Bissen genossen, und es ist mir einerlei ob ich hier umkomme oder im Wald vor Hunger sterbe. Ich gehe herein.“ Der Jäger wollte nicht folgen, aber der Soldat zog ihn am Ärmel mit sich: „komm, Bruderherz, es wird nicht gleich an den Kragen gehen.“ Die Alte hatte Mitleid und sagte „kriecht hinter den Ofen, wenn sie etwas übrig lassen und eingeschlafen sind, so will ichs euch zustecken.“ Kaum saßen sie in der Ecke, so kamen zwölf Räuber herein gestürmt, setzten sich an den Tisch, der schon gedeckt war, und forderten mit Ungestüm das Essen. Die Alte trug einen großen Braten herein, und die Räuber ließen sichs wohl schmecken. Als der Geruch von der Speise dem Soldaten in die Nase stieg, sagte er zum Jäger „ich halts nicht länger aus, ich setze mich an den Tisch und esse mit.“ „Du bringst uns ums Leben“ sprach der Jäger und hielt ihn am Arm. Aber der Soldat fing an laut zu husten. Als die Räuber das hörten, warfen sie Messer und Gabel hin, sprangen auf und entdeckten die beiden hinter dem Ofen. „Aha, ihr Herrn,“ riefen sie, „sitzt ihr in der Ecke? was wollt ihr hier? seid ihr als Kundschafter ausgeschickt? wartet, ihr sollt an einem dürren Ast das Fliegen lernen.“ „Nur manierlich“ sprach der Soldat, „mich hungert, gebt mir zu essen, hernach könnt ihr mit mir machen was ihr wollt.“ Die Räuber stutzten und der Anführer sprach „ich sehe du fürchtest dich nicht, gut, Essen sollst du haben, aber hernach musst du sterben.“ „Das wird sich finden“ sagte der Soldat, setzte sich an den Tisch und fing an tapfer in den Braten einzuhauen. „Bruder Wichsstiefel, komm und iß,“ rief er dem Jäger zu, „du wirst hungrig sein, so gut als ich, und einen bessern Braten kannst du zu Haus nicht haben;“ aber der Jäger wollte nicht essen. Die Räuber sahen dem Soldaten mit Erstaunen zu und sagten „der Kerl macht keine Umstände.“ Hernach sprach er „das Essen wäre schon gut, nun schafft auch einen guten Trunk herbei.“ Der Anführer war in der Laune sich das auch noch gefallen zu lassen und rief der Alten zu „hol eine Flasche aus dem Keller und zwar von dem besten.“ Der Soldat zog den Pfropfen heraus dass es knallte, ging mit der Flasche zu dem Jäger und sprach „gib acht, Bruder, du sollst dein blaues
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