Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Titel: Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Grimm
Vom Netzwerk:
großen Wald. Als er lang, lang geritten war und es schon anfing, dunkel zu werden, rief eine Stimme hinter ihm: „Prinz Ferdinand, halt still!“ Er drehte sich um, da stand ein klein grau Männchen vor ihm und sprach: „Prinz Ferdinand, wenn du meinem Rathe folgen willst, so wirst du mich erlösen und die Prinzessin von Siebenstern heiraten!“ Das wolle er, sagte der Prinz und das Männchen fuhr fort: „Der Wald ist eigentlich noch sieben Tagereisen lang, doch du wirst schon morgen früh herauskommen; an dem ersten Kreuzweg, den du siehst, grabe mit deinem Degen ein Loch, so wirst du drei Stücke finden, eine Kanne, ein Schwert und ein Pfeifchen. Der Wein in der Kanne gibt dir die Kraft das Schwert zu regieren, und das Pfeifchen hebe gut auf, es wird dir nützlich sein.“ Wie das Männlein gesagt, so geschah's. Der Königssohn kam mit Tagesanbruch aus dem Wald und an den Kreuzweg, er grub die drei Stücke heraus, trank den Wein, hing das Schwert um und steckte das Pfeifchen in seine Tasche. Gegen Mittag kam er an die Grenze des Riesenreiches, wo der erste Wächter stand. „Was willst du, Erdwurm?“ schrie der ihn an und hob die Stange gegen ihn, doch auf den ersten Hieb mit dem Zauberschwert lag er da und war tot. Ebenso ging es mit den Zweien und den Vieren, und als er an die Acht kam, so dachten sie, hat er sieben totgeschlagen, so schlägt er auch achte tot und liefen was sie laufen konnten und so machten es die folgenden nach, so dass der Prinz ungehindert in das Königreich von Siebenstern gelangte.
    Ehe er in die Hauptstadt kam, musste er aber noch durch einen großen Wald reiten. Die Nacht überfiel ihn und er war noch mitten drin. Da sah er ein Licht, ritt drauf zu und kam in ein wunderschönes Schloss. Das Tor stand offen und oben auf dem Turme brannte das Licht, das er gesehen hatte, es war aber Niemand zu hören und zu sehen. Er ging in den Stall, da standen die herrlichsten Pferde von allen Farben und neben jedem hing ein gleichfarbiges Geschirr. Dann stieg er hinauf in den Saal, da hingen an der Wand Kleider von allen Farben und Arten, von den köstlichsten bis zu den schlechtesten. Er legte endlich sich schlafen, des andern Morgens aber ließ er sein Pferd im Stalle stehn, zog die schlechtesten Kleider an, die er finden konnte und ging zu Fuß weiter, bis er aus dem Wald und in die Stadt zu dem König von Siebenstern kam. „Herr König,“ sagte er, „habt ihr keinen Diener nötig?“ Der König sagte, es fehle ihm in der Haushaltung und dem Hofstaat Niemand als ein Hinkelhirt, das könne er werden; wenn er aber seine Hinkel nicht alle wieder richtig aus dem Walde mitbringe, so werde ihm der Kopf abgehackt; das sei jetzt schon drei Hinkelhirten hintereinander geschehen.
    Des andern Tags fuhr der Königssohn mit seinen Hühnern hinaus in den Wald, wo das wunderbare Schloss stand und konnte nicht widerstehn, einmal nach seinem Pferde zu sehn. Das tat er denn, als er aber wiederkam, war die ganze Herde auseinandergelaufen. Er wusste sich nicht zu rathen und zu helfen, bis ihm das wunderbare Pfeifchen einfiel. Er setzte es an und tat einen Pfiff, da kamen von allen Seiten Hinkel geflogen, aber so viele, so viele, dass er sich vor lauter Hinkeln gar nicht mehr zu retten wusste. Er brachte die ganze Herde wieder mit nach Haus und noch dreimal so viel dazu. Deß freute sich der König gar sehr und sprach: „Du bist mein lieber und getreuer Hinkelhirt und sollst bei mir bleiben bis an dein Ende.“
    Der Königssohn hatte schon viele Wochen lang seinen Dienst versehen, da kam große Trauer in die Stadt. Denn hinter der Stadt war ein Berg und in dem Berge wohnte ein Drache, und der Drache hatte drei Köpfe und musste alle Jahr eine reine Jungfrau fressen; anders tat er's nicht, denn es gehörte zu seiner Gesundheit. So waren aber die Jungfrauen erst sehr rar geworden und dann ganz ausgegangen, so dass dießmal des Königs eignes Töchterlein dran sollte.
    Als nun der Tag gekommen war, sagte der König am Morgen zu dem Königssohn: „Willst du nicht da bleiben, mein lieber und getreuer Hinkelhirt, und sehen, wie es mit meiner Tochter geht?“ „Nein,“ sagte der Prinz von Oranien, „das will ich nicht mit ansehen, viel lieber will ich mit meinen Hinkeln ausfahren.“
    Als er aber in den Wald kam, ging er in das Schloss und zog schwarze Kleider an und sattelte sich einen schwarzen Gaul und hing sein Zauberschwert um.
    Unterdessen war der alte König mit der ganzen Stadt in Trauerkleidern hinaus an

Weitere Kostenlose Bücher