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Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Titel: Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Grimm
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Tages durch den Wald, da begegnete ihm sein Pate und die Beiden gingen eine Strecke selbander fort. An einem Kreuzwege sprach der Tod: „Ich gehe nun rechts, gehe du links und es ist dein Glück; bald sehen wir uns wieder.“ „Wohin gehst du denn?“ fragte der Arzt. „Nach Hause, ich habe da zu tun,“ antwortete der Tod. „Dann will ich mit dir gehen, lieber Pate,“ sprach der Arzt: „ich habe ja noch nie gesehn, wo du wohnst.“ Der Tod wehrte ihm und bat ihn liebevoll, den andern Weg einzuschlagen, doch der Arzt ließ sich nicht abweisen und flehte den Tod so lange, bis dieser sprach: „Wohlan du kannst mit mir gehn bis an mein Schloss, aber nicht hinein.“ Sie kamen bald auf einen breiten, gar glatten und schönen Weg, der sich weithin in den Wald erstreckte; am Ende desselben stand ein schönes Schloss, daran waren alle Läden geschlossen. Als sie am Tore standen, sprach der Tod: „Jetzt lass es genug sein, lieber Sohn, und kehre um; tue mir den Gefallen!“ Aber der Arzt war jetzt gerade erst neugierig geworden zu sehn, wie es in des Todes Schloss aussähe, und wie sehr der Tod auch bat, er möge jetzt zurückkehren, er bestand darauf, bis er hinein kam. Da waren alle Zimmer dunkel und voll Lichtchen, eins am andern. „Was ist das?“ frug der Arzt erstaunt und der Tod erwiederte: „Das sind die Lebenslichter der Menschen.“ „Ach lieber Pate, wo ist denn meines?“ fragte der Arzt und der Tod antwortete: „danach frage nicht, das ist dir nicht gut zu wissen.“ Da ging es aber wiederum, wie vorher, der Arzt quälte ihn so lange, bis der gute Tod ihm ein ganz kleines Lichtchen zeigte, welches nicht weit vom Verlöschen war. „Nun gehst du mir aber und bleibst keinen Augenblick mehr,“ sprach der Tod ernst, „damit ich hier nicht mein Amt an dir üben muss;“ und er führte ihn rasch aus dem Schloss und in den Wald zurück.
    Der Arzt eilte nach Hause und wurde noch am selben Abend ernstlich krank. Als er in der Nacht einmal erwachte, schaute er sich im Zimmer um, da stand der Tod zu Häupten seines Bettes. Da wandte er sich rasch in dem Bette um und streckte dem Tode die Beine entgegen. Ruhig ging der Tod an das andere Ende des Bettes, doch da wandte sich der Arzt abermals und trieb sein Spiel also fort bis gegen Morgen, so dass der Tod trotz all seiner Güte und Freundlichkeit dessen doch endlich müde wurde. „Mit dir einem habe ich mehr Not, als mit allen, die ich seit dem Vater Adam geholt habe,“ sprach er. „Aber lass uns freundlich scheiden, sage mir, willst du heute noch leben, so gewähre ich es dir gern.“ „Nur noch ein Vaterunserlang,“ sagte der Arzt. „Das sei dir gewährt,“ sagte der Tod, der Arzt begann: „Vater unser, der du bist – so und jetzt bete ich fünfzig Jahre lang daran.“ Da lachte der Tod und sprach: „Ich werde mich hüten, noch einen Doktor meine Kunst zu lehren.“
     

Der Hinkelhirt
    Es war einmal ein König von Oranien, der war Wittmann und hatte einen einzigen Sohn. Eines Tages sah er das Bildniß der Tochter des Königs von Siebenstern, das gefiel ihm so gut, dass er sie zu heiraten beschloss; er übergab also seinem Sohn die Verwaltung des Reichs und machte sich auf die Brautfahrt, noch in seinen alten Tagen. Als er schon eine gute Zeit unterwegs war, kam er eines Abends spät in ein kleines Wirtshaus am Eingang eines großen, großen Waldes. Er fragte, ob der Weg noch weit sei bis zum Königreich von Siebenstern? Da schlug der Wirt die Hände über dem Kopf zusammen und sprach: „Dahin kommt ihr euer Lebtag nicht, Herr König, sieben Tage lang müsst ihr ziehen, bis ihr wieder aus dem Walde seit und dann kommt ihr erst noch durchs Reich der Menschenfresser. Das sind ungeheure Riesen und stehen am Wege her, erst einer, dann zwei, dann vier, dann acht und so immer fort, und schlagen jeden Fremden mit ihren eisernen Stangen tot.“ Da fiel dem König von Oranien das Herz in die Schuh, er ließ seinen Wagen herumdrehn und fuhr wieder heim.
    Unterdeß hatte der Sohn das Bildniß der Prinzessin auch gesehen und sich noch viel ärger in sie verliebt als zuvor sein Vater. Als der alte König wieder zurück war, sagte er: „Vater, ich will fortgehn und es auch einmal probiren,“ und kein Zureden konnte ihn davon abhalten. Als er in das kleine Wirtshaus kam, erzählte ihm der Wirt wieder von den Gefahren seines Weges, er aber sagte, das habe er schon gewußt, ehe er fortgegangen sei, und machte sich des andern Morgens früh auf den Weg in den

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