Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen
hole ihn eins zwei drei heraus.“ Das Pferd hob einen Hinterhuf, der Wolf trat hinzu; als er aber recht genau zuguckte, schlug ihn das Pferd vor den Kopf, dass ihm grün und gelb vor den Augen wurde und er für tot liegen blieb.
Als er wieder zur Besinnung kam, sprach er: „Die Schmerzen achte ich nicht, ich traue meinem Ohr und muss meine hochzeitliche Speise finden.“ Er schritt, Anfangs matt, dann immer rüstiger weiter und kam an ein Dorf. Vor dem Dorf stand der Backofen und glühte und vor dem Backofen stand eine alte Geiß mit sieben jungen Geißchen, die meckerten, dass es eine Art hatte. Der Wolf lief auf sie zu und rief: „Eins von euch muss ich fressen.“ „muss ist ein bitter Kraut,“ sprach die Geiß, „aber Herr wie du willt, denn du bist der Stärkere. Nur könntest du uns zuvor noch einen Gefallen tun.“ „Was ist das?“ frug der Wolf. »Wir sangen so eben das Lied „Eine feste Burg“ aber die Melodie will nicht recht heraus; da du ein so guter Sänger bist, könntest du sie uns einmal vorsingen, dann magst du sogleich eins von meinen Geißerchen fressen und kannst es dir aussuchen.« Das schmeichelte dem Wolf nicht wenig, denn er hörte sich gar zu gern loben. Er setzte sich auf seine Hinterbeine, fegte mit den Vorderpfoten in der Luft herum als schlüge er den Takt und hub an zu heulen, dass alle Bauern im Dorfe zusammenliefen und ihm das Fell so zergerbten, dass ihm die Lust nach Geißenfleisch ganz und gar verging.
Da schlich er betrübt und hungrig in den Wald, legte sich unter einen Eichbaum und rief: „Ach was bin ich doch für ein dummer Kerl! Ach Gott, wirf dein scharfes Schwert von deinem elfenbeinernen Turm und strafe mich um meiner Dummheit willen, dass ich meinem linken Ohr so viel getraut habe!“ Nun saß auf der Eiche ein Bauer, der mit seinem Beil im Walde gearbeitet hatte und als er den Wolf kommen sah auf den Baum geklettert war. Als der den Wolf also rufen hörte, fasste er das Beil und warf es ihm grade zwischen die Ohren. „Uh,“ schrie der Wolf, „die Stätte ist gar zu heilig, da wird jede Bitte allzubald erhört“ und er schleppte sich schachmatt und halbtot zu seiner Höhle. Da fand er kein Bröcklein mehr von seinem Vorrath und er sprach trostlos zu sich selbst: „Mein Vater war kein Landmesser, drum kann ich auch keiner sein; mein Vater war kein FeldScherer, drum kann ich auch keiner sein; mein Vater war kein Sänger, drum kann ich auch keiner sein und kann mir mein Brot nicht verdienen.“ Und darüber quälte er sich so, dass er sich hinlegte und starb.
Odenwälder Lügenmärchen
Mein Gickel, mein Hahn,
Das Märchen fängt an.
Geh ich einen hohen Berg hinauf,
stehen drei stolze Eichbäume drauf;
der erste hat keinen Wipfel, der andre hat keinen Ast, der dritte hat keine Wurzel. Nun weiß ich nicht, auf welchen ich steigen soll; steig ich auf den der keinen Ast hat. Wie ich hinauf komm,
seh ich ein kleines Löchelein,
da schlupf ich hinein;
steht ein Ständer mit Buttermilch drein
mit Heu und Haberstroh eingebrockt. Jetzt weiß ich nicht, womit ich essen soll. Da erwisch ich eine Heugabel und esse mich so satt und so dick, dass ich nicht weiß, wie ich wieder 'rauskommen soll. Schick ich in meines Herren Haus, lass mir ein Beil holen und hau das Löchlein größer. Da fällt das Beil und als ich komm herunter, ist der Helm verschwunden.
Da hab ich den Stiel verkauft und mir Steckbohnen dafür gekauft. Die Bohnen hab ich gesteckt
und mich dazugelegt.
Als ich erwachte, war der Bohnenstock so groß, dass ich nicht darüber hinwegsehen konnte. Schick ich in meines Herren Haus und lass mir eine Leiter holen.
Steig ich hinauf,
steht ein papiernes Kirchlein drauf.
Geh ich hinein,
ist ein hölzerner Pfarrer drein
und ein hainbuchenes Schulmeisterlein.
Ruft der Pfarrer: Heut ist Fest!
Der Schulmeister: Halt ihn fest.
Spring ich zur Thür, stoß meine Ferse dran,
dass meine Zehen fangen zu bluten an.
Wie ich herunter kumm,
schlagen sich die Bettelbuben mit den Bettelsäcken herum;
weiß ich nicht, womit ich mich herumschlagen soll. Zieh ich meine Schuh und Strümpf aus und schlag mich auch mit herum. Wie ich meine Schuh und Strümpf verschlagen hab, weiß ich nicht was ich anfangen soll; schau ich auf das papierne Kirchlein, sitzt ein kleines Vöglein drauf, werf ich einen Stein hinauf, fällt ein Centner Federn und ein Pfund Fleisch herunter. Hab ich meinen Centner Federn und mein Pfund Fleisch verkauft und mir neue Strümpf und
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