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Das grosse Muminbuch

Das grosse Muminbuch

Titel: Das grosse Muminbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tove Jansson
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den Nebel hinein.

    Sie haben genauso Angst wie die Spinnen, dachte der Vater. Alle ha­ben vor den Hatifnatten Angst...
    Ein entfernter Donner grollte durch die Stille, dann war alles wieder ruhig und unbeweglich.
    Der Muminvater hatte immer gefunden, dass Gewitter etwas furcht­bar Aufregendes sei. Jetzt fand er gar nichts. Er war vollkommen frei, aber er hatte zu nichts mehr Lust.
    Gerade in diesem Augenblick kam aus dem Nebel ein anderes Boot herangesegelt mit einer großen Gesellschaft an Bord. Der Muminvater sprang auf. Für einen Augenblick wurde er wieder der alte Muminvater, er schwenkte den Hut, er winkte und schrie. Das fremde Boot steuerte auf sie zu. Es war weiß, und das Segel war weiß. Und in dem Boot saßen sie und waren - weiß.
    «Ach sooo», sagte der Muminvater. Er erkannte, dass es nur Hatifnat­ten waren. Daher hörte er auf zu winken und setzte sich wieder.
    Die beiden Schiffe fuhren weiter, ohne einen Gruß auszuwechseln.
    Unversehens glitten nun immer mehr Boote aus dem dunklen Nebel heran. Schatten, alle in der gleichen Richtung segelnd, alle bemannt mit Hatifnatten. Manchmal waren es sieben, manchmal fünf - oder elf, hin und wieder ein einsamer Hatifnatt, aber immer in ungleichen Zahlen.
    Der Nebel verflüchtigte sich, floss hinein in die Dämmerung, die auch schwach rotgelb war. Das ganze Meer war voll von Booten. Sie steuer­ten zu einer neuen Insel hin, eine flache Insel ohne Bäume und ohne Berge.
    Ein Boot nach dem anderen legte an, die Segel wurden eingezogen. An dem öden Strand wimmelte es von Hatifnatten, die bereits ihre Boote hinaufgezogen hatten und dastanden und sich voreinander ver­beugten.
    Soweit man sehen konnte, wanderten weiße, erhabene Wesen umher und verbeugten sich. Sie raschelten verhalten, während ihre Arme un­aufhörlich wehten. Und um sie herum flüsterte das Strandschilf.
    Der Muminvater stand ein wenig abseits - verzweifelt versuchte er unter den anderen seine eigenen Hatifhatten zu finden. Es war sehr wich­tig für ihn! Es waren ja die einzigen, die er ein bisschen kannte... Naja, ein sehr kleines bisschen Aber trotzdem.
    Aber sie waren in dem Gewimmel verschwunden, er konnte zwi­schen ihnen und den anderen keinen Unterschied entdecken, und plötz­lich ergriff den Muminvater das gleiche Entsetzen wie auf der Spinnen­insel.
    Er drückte den Hut weit in die Stirn hinein und bemühte sich, drohend - und ungezwungen auszusehen. Der Hut war das einzig Beständige und Unbedingte auf dieser seltsamen Insel, wo alles weiß, flüsternd und un­bestimmt war.
    Der Muminvater hatte zu sich selbst nicht mehr so rechtes Vertrauen, aber auf den Hut, auf den verließ er sich! Er war kohlschwarz und bestimmt. Und. innen hatte die Muminmutter «MV von deiner MM» hineingemalt, damit er sich von allen Zylinderhüten der Welt unter­scheiden ließe.
    Das letzte Boot hatte nun angelegt, war hochgezogen worden, die Hatifnatten hörten auf zu rascheln.
    Sie richteten ihre rotgelben Augen auf den Trollvater, alle auf einmal, und nun kamen sie ihm entgegengewandert.
    Jetzt wollen sie mit mir kämpfen, dachte der Muminvater und nun war er hellwach.
    Gerade jetzt hatte er Lust zu kämpfen, mit wem auch immer. Nur kämpfen und schreien und davon überzeugt sein, dass alle anderen un­recht hatten und verprügelt werden müssten!
    Aber Hatifnatten kämpften nicht. Genauso wie sie nicht widerspre­chen oder einen leiden oder nicht leiden können oder überhaupt irgend­eine Ansicht haben.
    Sie traten heran, einer nach dem anderen, zu Hunderten. Der Vater nahm den Hut ab, verbeugte sich, bis er Kopfschmerzen hatte, und Hunderte von Pfoten wehten an ihm vorbei, bis der Muminvater aus reiner Müdigkeit auch anfing, mit den Armen zu wehen.
    Nachdem der letzte Hatifnatt an ihm vorbeigezogen war, hatte der Muminvater seine Kampflust völlig vergessen. Er war nur höflich und besänftigt und folgte ihnen mit dem Hut in der Pfote durch das flüstern­de Gras.

    Nun war das Gewitter hoch hinauf an den Himmel gestiegen und beugte sich über sie gleich einer drohenden, einstürzenden Wand. Dort oben flog ein Wind, den sie nicht spüren konnten und der kleine schmut­zige Wolkenfetzen in banger Flucht vor sich hertrieb.
    Dicht über dem Meer zuckten kurze, launische Lichter von den Blitzen, sie wurden angezündet, und sie erloschen, immer wieder von neuem.

    Die Hatifnatten hatten sich mitten auf der Insel versammelt. Sie hatten sich nach Süden gedreht, woher das Gewitter kam. Wie Seevögel

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