Das grosse Muminbuch
vor einem Unwetter. Einer nach dem anderen begann zu leuchten, wie Nachtlaternen, sie flammten im Takt mit den Blitzen auf, und das Gras um sie herum knisterte elektrisch.
Der Muminvater hatte sich auf den Rücken gelegt und starrte das bleiche Grün der Strandgewächse an. Feine helle Blätter gegen den dunklen Himmel. Zu Hause gab es ein Sofakissen mit Farnkrautmuster, das die Muminmutter gestickt hatte. Lichtgrüne Blätter auf kohlschwarzem Filz. Es war ein sehr schönes Kissen!
Jetzt grollte der Donner in der Nähe. Der Muminvater spürte schwache Schläge in den Pfoten und richtete sich auf. Es war Regen in der Luft.
Plötzlich fingen die Pfoten der Hatifnatten an zu zittern wie Mottenflügel. Sie wogten hin und her, verbeugten sich und tanzten, und überall auf der öden Insel erhob sich ein dünner Mückengesang. Die Hatifnatten klagten, einsam und voller Sehnsucht, es hörte sich an wie der Wind in einem Flaschenhals. Der Muminvater verspürte eine unwiderstehliche Lust: auch hin- und herwehen, klagen, sich wiegen und rascheln !
In seinen Ohren zwickte es, und die Pfoten begannen zu wehen. Er stand auf und ging langsam den Hatifnatten entgegen.
Ihr Geheimnis hängt irgendwie mit dem Gewitter zusammen, dachte er. Nach diesem Geheimnis suchen sie und nach ihm sehnen sie sich...
Die Dunkelheit sank über die Insel, und die Blitze liefen steil abwärts, weiß und gefährlich zischend. In der Ferne fuhr der Wind brausend über das Meer, kam immer näher, und dann brach das Gewitter los, das fürchterlichste Gewitter, das der Muminvater je erlebt hatte!
Schwere steinerne Wagen rollten donnernd hin und zurück, hin und zurück, und der Wind kam und warf den Muminvater über den Haufen ins Gras.
Und dort saß er, mit seinem Hut in den Pfoten, und der Sturm fuhr einfach durch ihn hindurch, und plötzlich dachte er: Nein!
Was ist los mit mir? Ich bin doch kein Hatifnatt. Ich bin doch der Vater von Mumintroll... was habe ich hier zu suchen...
Er sah sich die Hatifnatten an, und plötzlich begriff er mit elektrischem Scharfblick alles. Er verstand, dass das einzige, was einen Hatifnatt lebendig machen konnte, ein großes fürchterliches Gewitter ist. Die Hatifnatten waren stark geladen, aber hilflos eingeschlossen. Sie empfanden nichts, sie dachten nichts, sie suchten nur. Aber wenn sie elektrisch wurden, dann lebten sie, endlich, mit aller Macht, und mit großen und heftigen Gefühlen!
Das war es sicher, wonach sie sich sehnten! Vielleicht zogen sie das Gewitter an, wenn sie alle zusammen waren...
Das muss es sein, dachte der Muminvater. Arme Hatifnatten. Und da habe ich in meiner Bucht gesessen und fand, dass sie etwas Besonderes und so frei waren, bloß weil sie nichts sagten und nur immer weiterfuhren. Sie hatten nichts zu sagen, sie hatten kein Ziel...
In diesem Augenblick öffnete sich die Wolke, und der Regen stürzte auf sie nieder, glänzend und weiß im Licht der Blitze.
Der Muminvater fuhr auf, und seine Augen waren so blau wie immer, und er schrie:
«Ich gehe nach Hause. Ich fahre nach Hause. Augenblicklich!»
Er hob das Kinn hoch, zog den Hut fest über die Ohren. Dann wanderte er los an den Strand, sprang in eins der kleinen weißen Boote, hisste das Segel und fuhr los, ohne Umweg hinaus aufs stürmische Meer. Er war wieder er selbst, hatte seine eigenen Gedanken über die Dinge, und er sehnte sich nach Hause.
Bloß sich schon vorzustellen: niemals sich freuen können, niemals enttäuscht sein können! dachte der Vater, während das Boot durch den Sturm flog. Niemals jemanden gern haben oder auf ihn böse werden, ihm dann verzeihen. Nicht schlafen können, nicht frieren, sich nicht irren, keine Bauchschmerzen bekommen und wieder gesund werden, keine Geburtstage feiern, kein Bier trinken und schlechtes Gewissen haben... Das alles nicht! Entsetzlich!
Er war glücklich und durch und durch nass und hatte nicht die geringste Angst vor dem Gewitter.
Sie würden zu Hause niemals elektrisches Licht haben, sondern bei ihrer Petroleumlampe bleiben, wie immer.
Der Muminvater sehnte sich nach seiner Familie und nach seiner Veranda. Plötzlich wusste er, erst dort könnte er so frei und abenteuerlich sein, wie es ein richtiger Vater sein soll.
Cedric
Jetzt, hinterher, ist es schwer zu verstehen, wie das Tierchen Sniff dazu überredet werden konnte, Cedric zu verschenken. Erstens hatte Sniff noch nie etwas verschenkt und zweitens war Cedric doch eigentlich
Weitere Kostenlose Bücher