Das grosse Muminbuch
Schließlich spazierte sie in ihren leeren Zimmern umher und fühlte sich leicht wie ein Ballon. Ein fröhlicher Ballon, der bereit ist, loszufliegen...»
«In den Himmel», bemerkte Sniff düster. «Hör mal...»
«Unterbrich mich nicht immerzu», sagte der Mumrik. «Ich merke, du bist zu klein für meine Geschichte! Aber ich erzähle sie trotzdem weiter. Gut. Allmählich waren alle Räume leer, und meine Großtante hatte nur das Bett übrig.
Es war ein großes Himmelbett, und als alle ihre neuen Freunde sie besuchen kamen, fanden sie alle darin Platz, die kleineren Gäste durften oben auf dem Baldachin sitzen. Sie waren furchtbar lustig alle, und das einzige, was meine Großtante immer noch bekümmerte, war dieses große Fest, das sie veranstalten wollte und was sie vielleicht nicht mehr schaffen würde.
Jeden Abend erzählten sie sich Geschichten, schaurige und lustige, und eines Abends...»
«Nein, aber nun...» sagte Sniff böse. «Du bist genau wie Mumintroll. Ich weiß, was dann kommt: Sie verschenkte auch das Bett, und dann fuhr sie in den Himmel und war sehr zufrieden, und ich soll nicht nur Cedric verschenken, sondern am besten alles, was ich besitze, und am liebsten obendrein noch sterben.»
«Du bist ein Esel», sagte Mumrik. «Oder, noch schlimmer, ein Geschichtenverderber! Was ich erzählen wollte, war, dass meine Großtante so entsetzlich über eine lustige Geschichte lachen musste, dass ihr der Knochen aus dem Bauch flog und sie gesund wurde.»
«Nein, wirklich», rief Sniff. «Arme Tante!»
«Wieso denn, arme Tante?» fragte Mumrik.
«Na. Sie hat doch alles verschenkt», rief Sniff. «Für nichts und wieder nichts. Sie starb ja nicht. Holte sie sich nun alles wieder zurück?»
Mumrik biss in die Pfeife und zog die Augenbrauen hoch.
«Du kleines unvernünftiges Tier», sagte er. «Sie machte aus allem eine lustige Geschichte! Und dann veranstaltete sie das Fest. Und dann baute sie ein Haus für einsame Kinder. Sie war nämlich zu alt für Tiefseetaucherei, aber den feuerspeienden Berg, den bekam sie noch zu sehen. Und danach reiste sie an den Amazonenstrom. Das ist das letzte, was wir von ihr gehört haben.»
«So etwas kostet Geld», sagte Sniff misstrauisch «Und sie hatte ja alles verschenkt!»
«Soo ? Hatte sie ?»sagte der Mumrik.«Hättest du ordentlich zugehört, hättest du gemerkt, dass das Himmelbett übriggeblieben war, und das, mein lieber Sniff, war aus reinem Gold und vollgestopft mit Diamanten und Karneolen.»
(Und was Cedric betrifft, so hatte die Gafsa aus den Topasen für ihre Tochter Ohrringe gemacht, und Cedric hatte stattdessen schwarze Knopfaugen bekommen. Sniff fand Cedric draußen im Regen und nahm ihn wieder nach Hause. Den Mondstein hatte leider der Regen weggewaschen, er war nicht mehr zu finden. Aber Sniff hatte seinen Cedric trotzdem gern. Und nun war es wirklich nur aus Liebe. - Und das ehrt ihn in gewisser Weise.
Anmerkung des Verf.)
Der Tannenbaum
Einer von den Hemulen stand auf dem Dach und kratzte im Schnee herum. Er hatte gelbe Fausthandschuhe an, die allmählich nass und unangenehm wurden. Da legte er sie auf den Schornstein, seufzte und kratzte weiter. Schließlich kam er bis an die Dachluke.
«Ach so, hier ist sie», sagte der Hemul. «Und dort unten liegen sie und schlafen. Schlafen, schlafen und schlafen! Während sich unsereiner kaputt arbeiten muss, nur weil bald Weihnachten ist.»
Er kletterte auf die Luke, und da er sich nicht daran erinnern konnte, ob sie nach innen oder nach außen aufging, stampfte er vorsichtig auf ihr herum. Da ging sie nach innen auf, und der Hemul fiel hinein, ins Dunkle und in Schnee und in alles, was die Muminfamilie auf den Dachboden getragen hatte, um es später zu benutzen. Der Hemul war sehr gereizt. Außerdem besann er sich nicht genau, wohin er seine gelben Handschuhe gelegt hatte. Gerade an diesen Handschuhen hing er sehr.
Er stampfte die Treppe hinab, riss die Tür auf und schrie mit erboster Stimme: «Es wird Weihnachten! Von euch und eurem Schlafen habe ich wirklich genug, und außerdem wird es gleich Weihnachten.»
Dort unten lag die Muminfamilie und hielt wie gewöhnlich Winterschlaf. Sie hatte mehrere Monate lang geschlafen, und sie hatte weiterschlafen wollen bis zum Frühling. Der Schlaf hatte sie ruhig und gemütlich durch einen einzigen langen und warmen Sommernachmittag geschaukelt. Jetzt kamen in Mumintrolls Träume plötzlich Unruhe und kalte Luft. Jemand zog die Decke
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