Das grosse Muminbuch
trank Tee. Er hatte unter der Veranda im Schnee gesessen und so erbärmlich ausgesehen, dass die Mutter ihn aufgefordert hatte hineinzukommen.
«So, hier ist also der Tannenbaum», sagte der Muminvater. «Wenn wir bloß wüssten, was wir mit ihm machen sollen! Die Gafsa behauptet, dass man ihn putzen müsse.»
«Putzen? Meint sie, wir sollen ihn waschen?» sagte die Mutter bekümmert.
«Der ist aber schön», platzte der kleine Mock heraus, und vor lauter Schüchternheit kam ihm der Tee in die falsche Kehle, und er bereute, dass er gewagt hatte, etwas zu sagen.
«Weißt du denn, wie man einen Tannenbaum wäscht?» fragte das Snorkfräulein.
Der Mock wurde ganz rot und flüsterte: «Man soll ihn putzen..., mit hübschen Sachen schmücken, so hübsch es geht. Das habe ich gehört.»
Dann überwältigte ihn seine Schüchternheit, er hielt die Pfoten vors Gesicht, kippte die Teetasse um und verschwand durch die Verandatür.
«Jetzt wollen wir eine Weile still sein, denn nun muss ich einmal richtig nachdenken», sagte die Muminmutter. «Wenn wir den Baum so hübsch wie möglich machen sollen, dann kann es nicht bedeuten, dass wir uns darin vor dem Gefährlichen verstecken, sondern dass wir das Gefährliche besänftigen sollen. Jetzt fange ich erst an, richtig zu verstehen, worum es geht.»
Sie trugen den Tannenbaum sofort hinaus auf den Hof und pflanzten ihn fest in den Schnee ein. Danach schmückten sie ihn von oben bis unten mit allen erdenklichen hübschen Sachen.
Sie schmückten ihn mit den Muscheln von den Sommerbeeten und mit der Perlenkette des Snorkfräuleins. Sie nahmen aus dem Kronleuchter im Salon die Kristalle heraus und hingen sie in den Baum, und an die Spitze setzten sie eine rote Seidenrose, die der Muminvater einmal der Muminmutter geschenkt hatte. Jeder brachte das Schönste, was er sich denken konnte, um die unbegreiflichen Mächte des Winters zu besänftigen. Als der Baum fertig war, kam wieder die Tante des Hemuls auf ihrem Schlitten vorbei. Dieses Mal fuhr sie in die andere Richtung, und sie hatte, wenn möglich, noch größere Eile.
«Sieh nur, unser Tannenbaum!» rief Mumintroll.
«Um Himmels willen!» rief die Tante des Hemuls. «Aber ihr wart ja immer schon wunderlich. - Jetzt muss ich mich beeilen, muss die Speisen für Weihnachten anrichten...»
«Speisen - für Weihnachten», wiederholte Mumintroll verwundert.
«Kann Weihnachten auch essen?»
Die Tante hörte nicht zu. «Glaubt ihr, man kann ohne Weihnachtsessen durchkommen?» sagte sie ungeduldig und fuhr mit ihrem Schlitten den Hang hinab.
Den ganzen Nachmittag eilte die Muminmutter hin und her. Und kurz vor Einbruch der Dämmerung war das Weihnachtsessen fertig und stand, aufgelegt in kleinen Schüsseln, rund um den Tannenbaum herum. Es gab auch Saft und Dicke Milch, Blaubeerpastete und Eierpunsch und alles mögliche andere, was die Muminfamilie liebte.
«Meint ihr, Weihnachten ist sehr hungrig?» fragte die Mutter beunruhigt.
«Kaum hungriger als ich», sagte der Vater sehnsüchtig. Er saß im Schnee und fror, hatte die Decke bis an die Ohren hinaufgezogen. Doch wenn man klein ist, muss man immer sehr, sehr höflich sein den großen Kräften der Natur gegenüber.
Unten im Tal zündete man in allen Fenstern Lichter an. Es leuchtete unter den Bäumen und aus allen Nestern zwischen den Zweigen. Flatternde Lichter eilten hin und her über den Schnee. Mumintroll schaute hinüber zu seinem Vater.
«Doch», sagte der Vater und nickte. «Sicherheitshalber.»
Und Mumintroll ging ins Haus hinein und suchte alle Kerzen zusammen, die er finden konnte.
Er steckte sie um den Baum herum in den Schnee und zündete sie vorsichtig an, eine nach der anderen, bis alle brannten, um Dunkelheit und Weihnacht zu begütigen. Allmählich wurde es im Tal ganz still. Sie waren wohl alle heimgegangen, saßen zu Hause und erwarteten das Gefährliche, das da kommen sollte. Nur ein einsamer Schatten irrte noch zwischen den Bäumen umher - es war der Hemul.
«Hej», rief Mumintroll vorsichtig. «Kommt es bald?»
«Stör mich nicht», sagte der Hemul mürrisch und hatte die Nase in eine lange Liste gesteckt, auf der beinah alles durchgestrichen war.
Er setzte sich an eine der Kerzen heran und begann zu rechnen. «Mutter, Vater, Gafsa», murmelte er. «Alle Basen, der älteste Igel... die Kleinen brauchen nichts. Von Sniff habe ich voriges Jahr auch nichts bekommen, Misa, Homsa und die Tante... ich werde noch
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