Das grosse Muminbuch
verrückt...»
«Was ist denn los?» fragte das Snorkfräulein bange. «Ist Ihnen etwas zugestoßen?»
«Geschenke», sagte der Hemul heftig. «Von Weihnachten zu Weihnachten immer mehr Geschenke!»
Er machte auf seiner Liste ein zittriges Kreuz und irrte weiter.
«Warte mal», rief Mumintroll.« Erklär uns... Und deine Handschuhe.»
Doch der Hemul verschwand im Dunkel, er wie alle anderen, die solche Eile hatten und ganz außer sich waren, weil es Weihnachten wurde.
Die Muminfamilie aber ging in aller Ruhe ins Haus hinein, um Geschenke hervorzusuchen. Der Vater wählte seinen besten Hechtschwimmer, der in einer sehr schönen Schachtel lag. Darauf schrieb er: «Weihnachten», und legte sie hinaus in den Schnee. Das Snorkfräulein zog ihren Fußring ab, seufzte ein wenig und wickelte ihn in Seidenpapier.
Und die Muminmutter öffnete ihre heimlichste Schublade und nahm das Buch mit den farbigen Bildern hervor, das einzige bunte Buch im ganzen Tal. Was Mumintroll einpackte, war so fein und so geheim, dass es niemand zu Gesicht bekam! Nicht einmal später, im Frühling, erzählte er, was er verschenkt hatte.
Dann setzten sie sich alle in den Schnee und warteten auf die Katastrophe. Die Zeit verging, aber nichts geschah.
Nur der kleine Mock, der Tee getrunken hatte, guckte hinter dem Holzschuppen hervor. Er hatte alle seine Verwandten und die Freunde der Verwandten mitgebracht, und alle waren genauso klein und grau, erbärmlich und verfroren.
«Fröhliche Weihnachten», flüsterte der Mock schüchtern.
«Du bist wirklich der erste, der findet, dass Weihnachten fröhlich ist», sagte der Muminvater. «Hast du gar keine Angst vor dem, was geschieht, wenn es kommt?»
«Es ist ja da», murmelte der Mock und setzte sich mit seiner Verwandtschaft in den Schnee. «Darf man es sich angucken? Ihr habt einen wunderschönen Tannenbaum.»
«Und so viel zu essen», sagte jemand von der Verwandtschaft ganz verträumt.
«Und richtige Geschenke», sagte ein anderer Verwandter.
«Mein ganzes Leben lang habe ich davon geträumt, Weihnachten einmal aus der Nähe zu erleben», sagte der Mock abschließend und seufzte.
Es wurde ganz still. Die Kerzen brannten mit unbeweglicher Flamme in der stillen Nacht. Der Mock und seine Verwandten saßen ganz still. Man spürte ihre Bewunderung und ihre Sehnsucht, man spürte es immer stärker, und schließlich rückte die Muminmutter etwas näher an den Vater heran und flüsterte:
«Findest du nicht auch?»
«Ja, aber wenn...», wandte der Vater ein.
«Trotzdem», sagte Mumintroll. «Wenn Weihnachten böse wird, können wir uns vielleicht auf die Veranda retten!»
Dann wandte er sich an den Mock und sagte: «Bitte sehr, alles gehört euch!»
Der Mock traute seinen Ohren nicht. Er ging vorsichtig an den Tannenbaum heran, und ihm nach kam die ganze lange Reihe von Verwandten und Freunden, und ihre Moorhaare zitterten vor Andacht. Sie hatten noch nie eigene Weihnachten erlebt.
«Jetzt ist es bestimmt am besten, wir machen uns davon», sagte der Muminvater unruhig.
Sie tappelten rasch auf die Veranda und versteckten sich unter den Tisch.
Nichts geschah.
Allmählich schauten sie bange aus dem Fenster.
Da draußen saß die kleine Gesellschaft, aß und trank und wickelte die Geschenke aus und war ausgelassen wie nie zuvor. Schließlich kletterten sie auf den Tannenbaum hinauf und befestigten die brennenden Lichter überall an den Zweigen.
«An der Spitze müsste aber doch ein großer Stern sein», sagte der Onkel des Mock.
«Findest du?» sagte der Mock und betrachtete nachdenklich Muminmutters rote Seidenrose. «Bedeutet es wirklich so viel? Wenn nur die Idee richtig ist!»
«Wir hätten auch einen Stern besorgen sollen», flüsterte die Muminmutter. «Aber das ist ja unmöglich.»
Sie schauten empor in den Himmel, der fern und schwarz war, doch übersät mit Sternen, tausendmal mehr als im Sommer. Und der größte leuchtete gerade genau über der Spitze ihres Tannenbaums.
«Jetzt bin ich ein bisschen müde», sagte die Muminmutter.
«Und ich habe keine Kraft mehr zu überlegen, was dies alles zu bedeuten hat. Aber es sieht so aus, als werde alles gut gehen.»
«Jedenfalls habe ich keine Angst mehr vor Weihnachten», sagte Mumintroll. «Der Hemul und die Gafsa und die Tante müssen die Sache irgendwie falsch verstanden haben.»
Dann legten sie die gelben Fausthandschuhe des Hemuls auf das Verandageländer, damit er sie sofort finden könne.
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