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Das grosse Muminbuch

Das grosse Muminbuch

Titel: Das grosse Muminbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tove Jansson
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kroch ihm in den Hals. Habt ihr es ohne mich gelöscht? fragte er. Warum hat mir keiner etwas gesagt? Ihr habt mich schlafen lassen und nichts gesagt!
    Aber Liebling, sagte die Mutter durch das Küchenfenster. Wir fan­den es nicht nötig, dich zu wecken. Es war ein ganz kleines Feuer. Es qualmte nur ein bisschen Ich bin zufällig mit den Wassereimern vor­beigegangen, man brauchte bloß im Vorbeigehen ein bisschen Wasser zu verspritzen ...
    Im Vorbeigehen! rief der Vater. Bloß zu verspritzen! Verspritzen - schon so ein Wort. Und dann den Brandherd unbewacht lassen. Wo ist er! Wo ist er!
    Die Mutter ließ augenblicklich alles stehen und liegen und schlich hastig zu den Tabakbeeten. Mumintroll war auf der Veranda stehengeblieben und starrte vor sich hin. Der schwarze Fleck im Moos war sehr klein.
    Man glaubt vielleicht, so ein Fleck sei ungefährlich, sagte er langsam. Bei weitem nicht. Es kann unter dem Moos weiterbrennen, weißt du. Im Boden. Es kann Stunden dauern, sogar Tage, und dann - plötzlich - wuff- schlägt das Feuer an einer ganz neuen Stelle hoch. Weißt du.
    Ja, Liebling, antwortete die Mutter.
    Deswegen bleibe ich hier, fuhr der Vater fort und kratzte schlecht­gelaunt im Moos herum. Ich werde es bewachen. Ich werde die ganze Nacht Wache halten, wenn es nötig ist.
    Wirklich, fing die Mutter an. Dann sagte sie, doch, das ist lieb von dir. Bei Moos ist man nie sicher.
    Der Vater saß den ganzen Nachmittag da und bewachte den schwar­zen Fleck. Rund herum hatte er große Stücke Moos aufgerissen. Zum Abendessen wollte er nicht hineinkommen. Er wollte beleidigt sein. Meinst du, er bleibt die ganze Nacht draußen, fragte Mumintroll. Schon möglich, sagte die Mutter.
    Wenn man wirklich böse ist, ist man eben böse, stellte die Kleine My fest. Jeder hat das Recht, zornig zu werden. Aber er macht es falsch, er schnaubt nichts heraus, sondern er frisst alles in sich hinein.
    Liebes Kind, sagte die Mutter. Vater weiß schon, was er tut.
    Das glaube ich nicht, sagte die Kleine My aufrichtig. Er weiß es keineswegs. Und ihr?
    Nicht genau, gab die Mutter zu.

    Der Vater drückte die Schnauze ins Moos und spürte den säuer­lichen Rauch. Die Erde war nicht einmal mehr warm. Er leerte in dem Loch die Pfeife aus und blies die Funken an. Es glühte einen Augen­blick lang und verlöschte. Der Vater trampelte die unglückselige Stelle zu und ging langsam zum Garten hinab. Er wollte in die Glas­kugel schauen.
    Die Abenddämmerung war aus dem Boden hervorgekrochen, so wie sie es immer tat, und hatte sich drinnen unter den Bäumen ge­sammelt. Um die Glaskugel herum war es ein wenig heller. Da lag sie auf ihrem Pfeiler aus Meerschaum und spiegelte den ganzen Garten. Sie gehörte dem Vater, es war ganz und gar seine eigene, seine eigene magische Kugel aus glänzendem blauem Glas. Sie war der Mittelpunkt des Gartens und des Tals und auch - warum nicht! - der ganzen Welt.
    Der Vater schaute nicht gleich in sie hinein. Er betrachtete seine rußigen Pfoten und versuchte, seine herumwirbelnden und betrüb­lichen Gedanken zusammenzuholen. Nachdem er sich das Herz so schwer wie möglich gemacht hatte, schaute er rasch in die Kugel, um getröstet zu werden. Sie tröstete ihn immer. Jeden Abend kam er hinab, um in sie hineinzuschauen, den ganzen langen, warmen, un­beschreiblich schönen und wehmütigen Sommer lang.
    Die Kugel war immer kühl. Die blaue Farbe war tiefer und klarer als das Meer, und sie malte die ganze Welt neu, sie wurde kühl und fremd und entfernt. Im Zentrum der Welt sah er sich selbst, seine eigene große Nase, und um sie herum spiegelte sich eine verwandelte, traum­artige Landschaft. Der blaue Boden war tief unten, und innen drin, dort, in dem Unnahbaren, suchte der Vater seine Familie.
    Sie kamen immer, wenn er nur wartete. Die Glaskugel spiegelte sie immer.
    Natürlich, sie hatten bei Abenddämmerung immer so viel zu tun. Etwas taten sie immer. Früher oder später ging die Muminmutter von der Küche hinüber in den Keller, sie holte Teewurst und Butter. Oder sie ging zu den Kartoffelbeeten. Oder nach Holz. Jedes Mal sah sie aus, als ob der Weg für sie ganz neu und spannend war. Aber man war nie sicher. Sie konnte genauso gut unterwegs sein, um etwas Lustiges, Geheimnisvolles zu unternehmen. Sie spielte für sich, oder sie ging vielleicht umher und fühlte sich einfach nur lebendig.
    Da kam sie, eilend wie ein geschäftiger, weißer Ball, dort hinten, wo die Schatten tiefblau waren. Drüben stromerte

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