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Das grosse Muminbuch

Das grosse Muminbuch

Titel: Das grosse Muminbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tove Jansson
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hatten sich ins Haus hineingerettet, irgendwohin, dort versteckten sie sich mit ihrer Lampe.
    Die Morra blieb noch ein paar Augenblicke stehen und hauchte Frost an die leeren Fensterscheiben. Sie war nur ein Teil des Dunkels, als sie wieder fortglitt, das Gras klirrte und barst immer noch dort, wo sie ging, immer schwächer und schwächer und weiter entfernt. Der Garten atmete wieder, die Morra war vorbeigegangen, nun war sie wieder weg.
    Es ist ganz unnötig, sich zu verbarrikadieren und die ganze Nacht aufzubleiben, sagte die Mutter. Sie hat sicher wieder etwas im Garten zerstört. Aber gefährlich ist sie nicht. Du weißt doch, dass sie nicht ge­fährlich ist, auch wenn sie schrecklich ist.
    Natürlich ist sie gefährlich, rief der Vater. Sogar du hast Angst vor ihr gehabt. Ganz schreckliche Angst - aber das brauchst du nicht, so­lange ich im Hause bin ...
    Mein Lieber, sagte die Mutter. Man bekommt Angst vor der Morra, weil sie durch und durch kalt ist. Und weil es niemanden gibt, der sie gern hat. Aber sie hat niemandem etwas getan. Ich finde, wir gehen jetzt schlafen.
    Gut, sagte der Vater und stellte die Ofengabel zurück in ihre Ecke. Gut. Wenn sie nicht gefährlich ist, brauche ich euch ja nicht zu be­schützen. Wie schön!
    Er rannte die Veranda hinaus, gab im Vorbeigehen Käse und Wurst einen Stoß und lief weiter hinaus in die Dunkelheit.
    Oho, sagte die Kleine My beeindruckt. Er ist böse. Er schnaubt es hinaus. Er hat vor, das Moos bis morgen früh zu bewachen.
    Die Mutter sagte nichts. Sie trippelte hin und her und traf Vorberei­tungen für die Nacht, wie sie es gewohnt war. Sie wühlte in ihrer Hand­tasche, sie schraubte die Lampe kleiner. Schließlich begann sie wie ab­wesend das Leuchtturmmodell des Vaters abzustauben, das in der Ecke auf dem Regal stand.
    Mutter, sagte Mumintroll.
    Doch die Mutter hörte nicht. Sie trat an die große Landkarte heran, die mit dem Mumintal und der Küste und den Inseln davor. Sie klet­terte auf einen Stuhl und konnte nun weit ins Meer reichen, und sie drückte ihre Nase dicht auf einen kleinen Punkt in der weißen Fläche.
    Da ist sie, murmelte die Muminmutter. Dort werden wir wohnen, und es wird uns gutgehen und wir werden uns abmühen ...
    Was hast du gesagt? fragte Mumintroll.
    Dort werden wir wohnen, wiederholte die Mutter. Das ist Vaters Insel. Wir werden dorthin ziehen und unser ganzes Leben dort wohnen, und wir werden von Anfang an alles anders machen.
    Ich habe immer geglaubt, das sei Fliegendreck, sagte die Kleine My.
    Die Mutter kletterte wieder vom Stuhl. Manchmal dauert es sehr lange, bis einem alles klar wird.
    Dann ging sie in den Garten.
    Ich sage nichts über Eltern, sagte die Kleine My gedehnt. Denn dann sagst du sofort, Eltern könnten sich nicht albern benehmen. Aber sie spielen etwas - und ich fresse einen Scheffel Guano, wenn ich begreifen könnte was.
    Du sollst gar nichts begreifen, sagte Mumintroll heftig. Die wissen schon selbst, warum sie wunderlich sind. Mancher fühlt sich eben im­mer obenauf, bloß weil er adoptiert ist!
    Ganz richtig, sagte die Kleine My. Ich bin immer obenauf!
    Mumintroll starrte den einsamen Punkt draußen im Meer an und dachte: dort will Vater wohnen. Dort will er hin. Es ist ihnen Ernst. Es ist ein ernstes Spiel.
    Und plötzlich schien es Mumintroll, als bekäme die leere See um die Insel herum eine weiße Brandung, und sie brauste heran und die Insel wurde grün mit roten Bergen. Sie wurde die geheimnisvolle, einsame Insel aller Bilderbücher, Südsee-Insel, Insel für Schiffbruch ... und dann saß ihm plötzlich ein Kloß im Hals, und er flüsterte, My, das ist ja phantastisch!
    Aber ich bitte dich! Alles ist phantastisch, sagte die Kleine My. Das Tollste wäre, wenn wir dort ankämen mit großem Hallo und allen unseren Siebensachen und entdeckten, dass es wirklich nur Fliegen­dreck ist.
    Am nächsten Morgen, es mochte kaum mehr als halb sechs Uhr sein, folgte Mumintroll den Spuren der Morra durch den Garten. Der Boden war wieder aufgetaut, aber er konnte trotzdem sehen, wo sie gesessen und gewartet hatte. Das Gras war ganz braun geworden. Er wusste, wenn die Morra irgendwo länger als eine Stunde auf dem­selben Fleck saß, konnte dort nichts mehr wachsen, der Boden stirbt vor Entsetzen. Es gab mehrere solche Stellen im Garten, die ärgerlichste lag mitten im Tulpenbeet.
    Ein breiter Weg aus welkem Laub führte bis an die Veranda. Dort hatte sie gestanden. Dicht am Lichtkreis und hatte die Lampe

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