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Das grosse Muminbuch

Das grosse Muminbuch

Titel: Das grosse Muminbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tove Jansson
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tat, außerdem sollte sie das gernhaben. Vielleicht war es das Beste, wenn sie ein Weilchen schlief.
    Der Vater stand am Strand, hielt die Lampe hoch und sagte: Jetzt kannst du kommen. Alles ist fertig.
    Er war heiter und hellwach und hatte den Hut in den Nacken ge­schoben. Weiter oben im Sand hatte er aus dem Segel und den Rudern ein Zelt gebaut, es sah aus wie ein riesiges, kauerndes Tier. Die Mutter versuchte an dem neuen Strand ein paar Muscheln zu finden, aber sie konnte im Dunkeln schlecht sehen. Sie hatten ihr ja Muscheln ver­sprochen große und ungewöhnliche, solche, die es nur weit draußen im Meer gibt.

    Hier, sagte der Vater, nun brauchst du nur zu schlafen. Ich werde die ganze Nacht draußen Wache halten, ihr braucht keine Angst zu haben. Und in der nächsten Nacht dürft ihr in meinem Leuchtturm schlafen. Sobald es hell wird, werde ich meinen Leuchtturm unter­suchen und dann ziehen wir ein. Wenn ich nur wüsste, warum das Blinkfeuer nicht brennt ... Es ist doch warm genug da drinnen?
    Hier ist es schön, sagte die Mutter und kroch unter das Segel.
    Die Kleine My war irgendwo auf eigene Faust unterwegs, wie ge­wöhnlich, aber das machte nichts. Sie war vermutlich diejenige in der Familie, die sich immer am besten zu helfen wusste Alles schien gut zu gehen.
    Mumintroll sah, wie die Mutter sich ein paar Mal auf der feuchten Matratze drehte und wendete, bis sie ihre Schlafgrube gefunden hatte, sie seufzte und dann schlief sie ein. Bei allem Neuen war das Merk­würdigste, dass die Mutter auf einem neuen Platz eingeschlafen war, ohne auszupacken, ohne für sie die Betten zu machen und die Bonbons auszuteilen. Sie hatte sogar ihre Handtasche draußen im Sand liegen­gelassen. Das alles war sehr beunruhigend, aber gleichzeitig auch auf­regend. Es bedeutete, dass alles dies eine Wende war, nicht nur ein Abenteuer.
    Mumintroll hob die Nase und lugte unter dem Segel hervor. Dort saß sein Vater und hielt Wache, vor sich das Windlicht. Der Schatten des Vaters war sehr groß und lang. Der ganze Vater wirkte größer als sonst. Mumintroll rollte sich wieder zusammen und zog die Pfoten unter seinen warmen Bauch. Er ließ die Träume kommen, sie waren blau und schaukelten wie das Meer in der Nacht.
    Allmählich kam der Morgen. Der Vater war mit seiner Insel ganz allein. Mit jeder Stunde, die verging, wurde sie mehr und mehr seine eigene Insel. Nun wurde der Himmel blass, vor ihm stieg der Berg mit großen kletternden Buckeln auf, und darüber sah er endlich den Leuchtturm riesengroß und schwarz gegen das Grau. Er war viel höher als der Vater ihn sich vorgestellt hatte. Und es war die Zeit zwischen Nacht und Morgen, da alles hilflos und doch gefährlich wird, wenn man mit sich allein ist und wacht.
    Der Vater blies die Sturmlaterne aus und ließ den Strand verschwin­den. Er wollte nicht, dass der Leuchtturm ihn schon sah. Vom Wasser her kam Morgenwind, er war kalt. Irgendwo hinter der Insel kreisch­ten die Seevögel.
    Immer höher stieg der Leuchtturm vor dem Vater auf, der da unten am Strand hockte, und er glich seinem eigenen Leuchtturmmodell, jenem, das nie richtig fertig geworden war. Nun konnte der Vater er­kennen, dass das Dach gar nicht so spitz war, wie er bisher gemeint hatte und dass es kein Geländer gab. Der Vater betrachtete ihn lange, den dunklen verlassenen Leuchtturm. Allmählich wurde er kleiner und fand genug Platz zwischen den Gedanken und Bildern, die er bis­her von ihm gehabt hatte.
    Jedenfalls gehört er mir, dachte er und zündete sich seine Pfeife an. Ich werde den Leuchtturm erobern. Ich schenke ihn der Familie und sage: hier könnt ihr wohnen. Und wenn wir drinnen sind, kann uns nichts Gefährliches erreichen!
    My saß auf der Treppe des Leuchtturms und schaute zu, wie der Morgen kam. Die Insel lag im Halblicht unter ihr und glich einer großen grauen Katze, die sich streckte. Die Pfoten ruhten im Meer und der Schwanz war eine lange schmale Landzunge. Die Katze sträubte ihr Fell, doch die Augen hielt sie versteckt.
    Hah, sagte die Kleine My. Dies ist keine gewöhnliche Insel. Die reicht bis auf den Grund des Meeres, und zwar anders als gewöhnliche Inseln. Hier können wir noch etwas erleben!
    Sie rollte sich zusammen und wartete. Jetzt stieg der Sonnenball über das Meer. Die Insel bekam Schatten und Farben, sie nahm Form an, sie zog die Klauen ein. Alles begann zu glänzen und kreideweiße Seevögel segelten über der Landzunge. Die Katze verschwand. Doch quer über der Insel

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