Das grosse Muminbuch
geworden, es war der richtige Tag, um einen Leuchtturm in Besitz zu nehmen. Dem Vater war ganz flau im Magen vor Enttäuschung, und er konnte seine Gedanken nicht sammeln. Es gab für einen Schlüssel keinen anderen Platz als den Nagel oder die Stelle unter der Treppe. Keine Türrahmen, keine Fensterbretter, keine flachen Steine vor der Treppe, alles war glatt und nackt.
Vaters Gedanken wurden müde. Er war sich die ganze Zeit bewusst, dass die Familie hinter ihm stand und wartete und nichts sagen wollte. Schließlich rief er über die Schulter, ich werde einen Augenblick schlafen. Gewöhnlich lösen sich Probleme, während man schläft. Der Kopf arbeitet besser, wenn er in Ruhe gelassen wird. Er rollte sich zusammen und zog den Hut über die Augen. Erleichtert sank er in Schlaf.
Mumintroll ging und schaute unter die Treppe. Hier liegt nur ein toter Vogel, sagte er.
Es war ein kleines zerbrechliches Skelett, ganz weiß. Er legte es auf die Treppe, wo der Wind es fing und den Berg hinabtrug.
Ich habe mehrere solche da unten in der Heide gesehen, sagte die Kleine My interessiert. Es erinnert mich an «Die Rache der vergessenen Gebeine». Ausgezeichnete Geschichte.
Eine Weile war es still.
Und was wird nun, fragte Mumintroll.
Ich habe an diesen Fischer gedacht, den wir heute Nacht trafen, sagte die Mutter. Er wohnt vermutlich irgendwo auf der Insel. Vielleicht
weiß er etwas.
Sie öffnete den Sack mit dem Bettzeug und nahm eine rote Decke heraus. Leg sie Vater über, sagte sie. Es ist nicht gut, direkt auf dem Fels zu schlafen. Und dann kannst du ein paar Mal um die Insel laufen und den Fischer suchen. Bring auf dem Rückweg bitte ein bisschen Seewasser mit, die Kupferkanne liegt im Boot. Und die Kartoffeln.
Es war schön, loszuziehen und etwas zu tun. Mumintroll kehrte dem großen verschlossenen Leuchtturm den Rücken und strolchte über die Insel. Unter dem Berg war es sommerlich still, auf den Hängen blühte das Heidekraut in roten unbewegten Wellen. Der Boden war heiß und hart. Es duftete, aber nicht wie zu Hause im Garten.
Erst jetzt, da er allein war, konnte Mumintroll sich die Insel richtig anschauen, sie riechen, sie mit den Pfoten befühlen, die Ohren spitzen und sie belauschen. Bei dem gleichmäßigen Rauschen des Meeres war die Insel stiller als das Tal, vollständig still und ungeheuer alt.
An die kommt man nicht leicht heran, dachte Mumintroll. Das ist eine Insel, die ihre Ruhe haben will.
Mitten auf der Insel senkte sich der Heidekrautboden zu einem kleinen Moor hinab, dann stieg er wieder an und verschwand in einem niedrigen Gestrüpp von Tannen und Zwergbirken.
Wie merkwürdig, mit keinem einzigen großen Baum zusammenzuwohnen. Alles, was wuchs, war niedrig, kroch dicht am Boden entlang, tastete sich über den Berg - Mumintroll bekam die Idee, dass auch er auf allen vieren gehen und sich klein machen müsste Und dann lief er in Richtung Landzunge.
Weit draußen auf der westlichen Landzunge lag ein sehr kleines Haus aus Stein und Zement. Es klammerte sich mit vielen Eisenkrampen am Berg fest, über dem Rücken war es rund wie ein Seehund und es guckte durch ein starkes Glasfenster aufs Meer hinaus. Das Haus war so klein, dass man gerade darin sitzen konnte, wenn man nicht so groß wie gewöhnlich war, und der Fischer hatte es für sich gebaut. Er lag auf dem Rücken mit den Armen unter dem Kopf und betrachtete eine langsam wandernde Wolke.
Guten Morgen, sagte Mumintroll. Wohnst du hier drin?
Nur wenn es stürmt, antwortete der Fischer abwesend.
Mumintroll nickte ernst. Genauso soll man wohnen, wenn man große Wellen liebt. Mitten in der Brandung sitzen und sehen, wie riesige grüne Wasserberge kommen, während man das Meer über sein Dach donnern hört.
Mumintroll hätte fragen können, darf ich auch hineinkommen und mir mal die Wellen anschauen - aber dieses Haus war deutlich nur für einen gebaut.
Er sagte, Mutter lässt grüßen und nach dem Schlüssel zum Leuchtturm fragen.
Der Fischer antwortete nicht.
Vater kann nicht hinein, erklärte Mumintroll besorgt. Da dachten wir, dass vielleicht der Leuchtturmwärter ...
Es wurde wieder still. Neue Wolken waren am Himmel aufgekommen. Es gab doch einen Leuchtturmwärter, fragte Mumintroll.
Der Fischer drehte endlich den Kopf und schaute ihn mit seinen blauen Wasseraugen an.
Er sagte, nein - ich weiß nichts von einem Schlüssel.
Hat er das Leuchtfeuer ausgelöscht und ist weggefahren? fuhr Mumintroll fort.
Er hatte
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