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Das grosse Muminbuch

Das grosse Muminbuch

Titel: Das grosse Muminbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tove Jansson
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muss der Reihe nach gehen. Wir können uns nicht mit Essen und Regen und anderen Kleinigkeiten abgeben, so­lange ich den Schlüssel nicht gefunden habe.
    Hah, sagte die Kleine My. Dieser Fischer hat den Leuchtturmwärter samt Schlüssel ins Wasser geworfen, das könnt ihr mir glauben. Hier haben sich tolle Dinge abgespielt, und es wird noch toller kommen.
    Der Vater seufzte. Er ging um den Leuchtturm herum auf die Klip­pen, die zum Meer hin lagen. Hier konnte ihn niemand sehen. Die Familie störte ihn manchmal, sie konnte nicht bei der Sache bleiben. Er hätte gern gewusst, ob es anderen Vätern auch so ging wie ihm. Folglich: es hatte keinen Sinn, den Schlüssel herbeizuschlafen oder ihn zu suchen. Er musste herbeigefühlt werden. Er musste versuchen, sich genauso einzustellen wie einstmals der Schwiegervater. Die Schwiegermutter hatte ihr ganzes Leben lang immer alles, was sie besaß, verbum­melt, und den Rest ließ sie stets irgendwo liegen. In so einem Falle stöpselte der Schwiegervater einfach im Kopfe irgendeine Schaltung ein. Mehr war nicht nötig. Er fand immer alles. Und danach sagte er freundlich, du liebe alte Schnepfe.

    Der Vater versuchte. Er schwankte planlos zwischen den Klippen auf und ab und versuchte, im Kopf umzuschalten. Schließlich meinte er, alles, was darin war, sei durcheinandergeschüttelt und rolle herum wie Erbsen in einer Büchse. Aber sonst war nichts weiter geschehen.
    Seine Pfoten hatten einen ausgetretenen Pfad gefunden, der sich zwischen den Steinen in dem kurzen, von der Sonne verbrannten Gras entlangschlängelte. Während der Vater hin- und herschritt und sich umzuschalten versuchte, fiel ihm plötzlich ein, dass vielleicht der Leuchtturmwärter diesen Pfad ausgetreten habe. Dieser Leuchtturm­wärter musste viele Male denselben Weg gegangen sein. Vor langer Zeit. Und er musste genau auf die Strandklippen gekommen sein, so wie jetzt der Vater. Der Weg war zu Ende. Hier war nur die leere See.
    Der Vater ging an den Rand der Klippen und schaute hinab. Hier fiel der Berg verspielt in steilen Hängen hinab, ein tanzendes Gewim­mel von Kurven und hübschen, sich krümmenden Linien, tief und tiefer hinab. Um die Füße des Berges murmelte die Brandung, die Wassermassen stiegen und sanken, erhoben sich gegen die Klippen und sanken zurück gleich einem großen tastenden Wesen. Das Wasser dort unten lag im Schatten und war sehr dunkel.
    Vaters Beine zitterten plötzlich, ihm wurde ein wenig schwindlig. Rasch setzte er sich nieder. Aber er konnte es nicht lassen, hinabzu­schauen. Dieses war das große Meer, tief, ein anderes Meer als das zu Hause, das seine Wogen an die Bootsbrücke spielen ließ.
    Der Vater lehnte sich weiter hinüber und erblickte genau unterhalb der Kuppe einen kleinen Absatz. Nun war es einfach selbstverständ­lich, sich an der glatten Klippenwand auf das Gesims hinabzulassen.
    Es war ausgehöhlt und rund wie ein Stuhl, und mit einmal war der Vater vollständig einsam und isoliert, rundherum gab es nur Himmel und Meer.
    Hier musste der Leuchtturmwärter gesessen haben. Er hatte oft hier gesessen. Der Vater schloss die Augen. Es war schwindelerregend groß um ihn herum, und die Erbsen in seinem Kopf klapperten heftiger als zuvor. Manchmal war der Leuchtturmwärter hergekommen, wenn hoher Seegang war ... im Wind am Sturmhimmel hatte er die Möwen segeln sehen, und der Gischt der Brandung war vor ihm aufgeflogen gleich einer Wolke aus Schnee. Runde Wasserperlen, die vor ihm auf­stiegen und einen Augenblick in der Luft verweilten, ehe sie sanken, sanken ins Schwarze und Tosende dort unten.
    Der Vater öffnete die Augen und zuckte zusammen. Er presste Pfoten und Rücken gegen die Steinwand, dort in den Bergritzen wuchsen sehr kleine weiße Blumen, nein, so etwas von Blumen! Und in einer breiteren Spalte leuchtete roter Rost, dort lag ein Schlüssel, ein schwerer Schlüssel aus Eisen.
    Irgend etwas schaltete in Muminvaters Kopf. Natürlich, alles war völlig richtig! Hierher war der Leuchtturmwärter gekommen, wenn er allein sein wollte, es war eine Stätte der Besinnung und Betrachtung. Hier eben hatte er seinen Schlüssel gelassen, damit der Vater ihn finden und den Leuchtturm übernehmen sollte. Feierlich und durch magische Kraft war Mumintrolls Vater zum Besitzer und Wächter des Leucht­turms ausersehen worden!
    Oh, wie schön! Hast du ihn gefunden, sagte die Muminmutter. Wo war er? rief Mumintroll.
    Oh, das weiß man nicht so genau, sagte der Vater

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