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Das Große Spiel

Das Große Spiel

Titel: Das Große Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claude Cueni
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Er lässt verbreiten, dass er Anspruch auf die französische Krone hat. Er intrigiert beim Parlament. Ich brauche das Parlament, Monsieur.«
    Der Regent hielt einen Augenblick inne. John Law schwieg. Ihm fiel auf, dass der Regent sein kokettes Gehabe ganz abgelegt zu haben schien. Der Herzog war kaum wiederzuerkennen. Erneut fiel John Law auf, wie schmal das Gesicht des Regenten geworden war. Er musste seit einigen Wochen dem Alkohol abgeschworen haben. Der Regent blickte kurz hoch und schien erstaunt, dass John Law immer noch dastand.
    »Ohne Parlament werde ich schon morgen abgelöst, und Ihr Bankenprojekt können Sie für Ihre Memoiren aufsparen. Ich brauche das Parlament, voilá, es sichert meine Regentschaft, und als Gegenleistung gewährte ich dem Parlament wieder die alten Rechte. Vergessen Sie bitte nicht: Ohne Parlament wäre es nicht möglich gewesen, das Testament von Louis XIV. zu annullieren. Dieses Testament hätte mich zur Marionette degradiert. Ich hätte nicht einmal die Befehlsgewalt über die Armee gehabt. Jetzt habe ich meinen Aufpasser, den Duc de Maine, zur Marionette degradiert. Er ist um die Ausbildung des kleinen Königs besorgt, und ich regiere Frankreich, Monsieur Law. Das ist der Handel. Ich habe Prioritäten gesetzt. Es tut mir wirklich Leid, Monsieur.«
    John Law war beeindruckt, dass ein derartiger Lebemann wie der Duc d'Orleans, den man in der Vergangenheit kaum noch nüchtern angetroffen hatte, in so kurzer Zeit die Situation erkannt und zu seinen Gunsten manipuliert hatte. John Law sah ein, dass sein Bankenprojekt kaum noch Bedeutung hatte, verglichen mit den Bemühungen des Regenten, seine Herrschaft auf längere Sicht zu sichern.
    »Ich bedanke mich für Ihre Ausführungen, Monsieur le Duc«, entgegnete John Law höflich. »Ich weiß Ihre Worte zu schätzen, zumal ich mir bewusst bin, dass Sie mir keinerlei Rechenschaft schuldig sind. Dennoch möchte ich zu bedenken geben, dass die Einführung einer Bank, die Kredite auf zukünftige Leistungen gewährt, einer Nation mehr einbringt als alle Kriege der letzten fünfzig Jahre. Ja, eine Bank, die Kredit vergibt, ist von größerem Nutzen als die Entdeckung Westindiens.«
    Der Duc d'Orleans unterschrieb eilig weitere Annullierungen.
    »Der Nutzen von Banken«, fuhr John Law fort, »ist in allen Handelsnationen heute so anerkannt, dass es mir ungewöhnlich vorkommt, dass er durch Ihre Berater infrage gestellt wird Holländer, Schweden, Italiener, Engländer ... Monsieur! Frankreich verliert den Anschluss an die neue Zeit!«
    »Die Audienz ist beendet, Monsieur Law«, sagte der Regent mit energischer Stimme. Er sah nicht von seinem Schreibtisch auf.
     
    John Law verteilte wie in alten Zeiten die Karten. Seit seinem letzten Besuch beim Regenten waren einige Wochen vergangen. Die Gesellschaft im Salon von Antoine Crozat, Marquis du Chätel, war lauter, schriller, fröhlicher, als sie jemals zu Zeiten des Sonnenkönigs gewesen war. Und im gleißenden Licht von tausenden von Kerzen schien der Saal noch greller und heller als je zuvor. Zahlreiche Mädchen, barbusig und braun gebrannt wie Bäuerinnen, notdürftig mit Lendenschürzen bekleidet und mit buntem Federschmuck im pechschwarzen, schulterlangen Haar, amüsierten sich mit den Kavalieren, Prinzen und Gästen des Hausherrn. Geschmeidig bewegten sie sich inmitten der Gäste, die unter ihren dichten Allongeperücken schwitzten und nach reichlichem Alkoholkonsum in ihren dicken Gewändern zu ersticken drohten.
    Der große Crozat saß an John Laws Seite am Pharao-Tisch. Mit seiner imposanten Körperfülle war der sechzigjährige Finanzier kaum zu übersehen. Antoine Crozat war eine Legende. Man nannte ihn Crozat le Riehe, Crozat den Reichen.
    »Ich hörte, Sie interessieren sich für Kunst, Monsieur Law«, begann Crozat die Konversation während er einen Stapel Louisdor auf den Pikkönig setzte. Er legte die Goldmünzen nicht auf eine Spielkarte aus dickem Papier, sondern auf das mit Goldfaden gestickte Motiv des Pikkönigs, das wie alle übrigen einundfünfzig Karten auf dem grünen Tischteppich eingestickt war. Er schob die Louisdor über den Tisch, als gelte es, lästige Brotkrümel wegzuwischen. Crozat trug eine schulterlange grauweiße Perücke, die das ovale, schwammige, bleiche Gesicht noch fetter erscheinen ließ.
    »Nicht nur für Kunst, Marquis, mein Interesse gilt neuen finanzpolitischen Instrumenten zur Sanierung des Staatshaushalts.«
    Antoine Crozat lächelte: »Wenn Sie das

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