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Das Große Spiel

Das Große Spiel

Titel: Das Große Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claude Cueni
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Staatsdefizit abtragen wollen, müssen Sie die Monarchie abschaffen.«
    John Law warf dem Marquis einen Blick zu, um zu überprüfen, ob er scherzte. Der Marquis verlangte nach einer weiteren Karte, verlor und setzte erneut.
    »Aber selbst wenn Sie die Monarchie abschaffen und die Herrschaft des Pöbels im Sinne von Aristoteles einführen würden, der Staat würde über kurz oder lang im Staatsdefizit versinken.
    Es gibt stets mehr Menschen, die Wünsche haben, als Menschen, die diese mit ihren Steuerabgaben erfüllen können. Und menschliche Schwäche und Disziplinlosigkeit sind nicht das Privileg von Königen, es ist die menschliche Natur.«
    Crozat bezog erneut Karten und setzte. Die anderen Gäste am Tisch lauschten aufmerksam seinen Worten: »Ich war in Louisiana, in der Neuen Welt, Monsieur Law, ich bin wilden Indianerstämmen begegnet, die möglicherweise so leben, wie wir vor zweitausend Jahren gelebt haben. Und was stellen wir fest: Der Nutzen ist das Mark und der Nerv aller menschlichen Handlungen. Sie können das Tier im Menschen mit Moral, Strafgesetzen und Religion zügeln, eine Zeit lang, aber jeder Dompteur nutzt sich ab, wie jeder Vater und Fechtmeister sich im Laufe der Jahre abnutzt. Sie können etwas anstreben, sie müssen es anstreben. Aber sie werden es nie erreichen.«
    »Wie groß ist Louisiana, Monsieur?«, fragte ein junger Adliger, den die philosophischen Bemerkungen des Marquis wenig interessierten.
    »Es erstreckt sich über das gesamte Tal des Mississippi. Es umfasst den halben Kontinent von Amerika.«
    »Sind die Bodenschätze tatsächlich so groß, wie behauptet wird?«, fragte John Law.
    Crozat le Riehe dachte nach. Er verlangte nach einer neuen Karte und setzte weitere Louisdor: »Ich habe das exklusive Handelsrecht über die französischen Kolonien in Amerika vor drei Jahren von unserem verstorbenen König erworben. Wir haben viel investiert. Es gibt dort Gold, unendlich viel Gold. Man muss es nur bergen und nach Frankreich schiffen.«
    »Er ist der reichste Mann der Welt«, lachte der Duc d'Orleans, »aber statt Gold bringt er junge Mädchen nach Paris.« Er näherte sich in Begleitung von zwei indianischen Mädchen dem Spieltisch. Seine Mätresse, La Parabere, beäugte gelassen das Treiben. Der Herzog reichte ihr einige Louisdor: »Setzen Sie auf die Herzdame, Madame, sie bringt mir Glück.«
    La Parabere setzte die Summe.
    »Monsieur Law«, sagte der Duc d'Orleans zu Crozat, »investiert auch in Kunst. Er kauft italienische Meister, aber«, fügte er hinzu und wandte sich nun an John Law, »Crozat le Riehe hat bereits über vierhundert Gemälde, und seine Bibliothek soll größer sein als die des Königs.«
    Crozat winkte verlegen ab.
    »Nicht so bescheiden«, scherzte der Regent, »ich habe gesehen, dass Sie unserem verstorbenen König über hundert Gemälde abgekauft haben.«
    Crozat verhielt sich nun plötzlich sehr ruhig.
    »Einige Minister sind darob sehr erbost, Monsieur«, lachte der Regent, »sie meinen, Sie hätten die finanzielle Notlage des Königs ausgenutzt.«
    La Parabere verlor und schaute hilflos zum Regenten hinauf. Mit einem gespielten Seufzer des Bedauerns entfernte sich der Duc d'Orleans wieder vom Tisch. Ein Diener bot ihm Champagner an. Der Herzog lehnte entschlossen ab und verließ den Salon.
    »Hätte ich mein Geld verschwendet und vergeudet wie Ihre verstorbene Majestät«, flüsterte Crozat, »ich hätte heute weniger Neider.«
    »Klugerweise haben Sie jedoch Ihr Vermögen in Gemälden angelegt«, entgegnete Law zustimmend.
    Crozat erwiderte die Höflichkeit Laws mit einem galanten Nicken: »Falls Sie eines Tages Ihre Bank gründen, Monsieur Law, denken Sie an Louisiana.«
    John Law hielt für einen Augenblick inne. Dann verteilte er weiter Karten. Er schaute Crozat prüfend in die Augen.
    Crozat schmunzelte: »Ich bin ein großer Befürworter Ihres Bankenprojektes, Monsieur Law. Seit über zehn Jahren verfolge ich Ihre Ideen. Ich liebe Menschen, die Ideen haben, die ein Ziel verfolgen.«
     
    John Law saß am großen Eichentisch im Kaminzimmer und verteilte an seine beiden Kinder Papiergeld. Er hatte eigens für sie ein Brettspiel entwickelt. Die Kinder waren derart begeistert davon, dass sie keine anderen Brett- oder Kartenspiele mehr sehen wollten. Catherine saß mit dem Rücken zum Kamin und las. Kate und John junior würfelten, bewegten ihre Spielfiguren, kleine Büsten aus Bronze, über die Spielfelder und handelten mit Waren, die der Gärtner en

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