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Das Große Spiel

Das Große Spiel

Titel: Das Große Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claude Cueni
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seiner Kutsche. Die Schweizer Gardisten bahnten John Law einen Weg auf die Place Louis-le-Grand. John Laws Kutsche, die mittlerweile über eigene Farben und ein eigenes Wappen verfügte, fuhr vor.
    »John!«, schrie jemand. John blickte über die Schulter und sah einen Mann, der mit seiner Kutsche in der Menschenmenge stecken geblieben war. Er hatte die Tür aufgestoßen und stand nun wild gestikulierend auf dem Trittbrett: »John, ich bin's!«
    John glaubte die Stimme zu erkennen. Sie erinnerte ihn an Pferde, nasse Weiden.
    »John!«, hörte er erneut rufen. Diesmal klang die Stimme unwirsch und herrisch.
    John stieg in seine Kutsche, klopfte mit seinem Stock heftig gegen das Kutschendach.
    William Law blickte verdutzt der Kutsche nach, die sich einen Weg durch die herumstehenden Schaulustigen bahnte.
    »Und das ist dein Bruder?«, fragte eine kühle, weibliche Stimme im Inneren der Kutsche. Eine junge Frau saß in der Kutsche.
    »Er konnte mich nicht sehen!«, murmelte William und stieg wieder in die Kutsche ein, »aber was soll's? Ich will mit ihm Geschäfte machen und keine Kindheitserinnerungen austauschen.«
    Das Hausmädchen, das neben dem Kutscher oben auf dem Bock gesessen hatte, war in der Zwischenzeit hinuntergestiegen. Sie trug einen schwarzen Reisemantel mit Kapuze. Jetzt warf sie die Kapuze zurück. Es war Janine.
    »Geh schon«, herrschte er sie an, »Du kannst es ja kaum erwarten, wieder in seine Dienste zu treten. Für dich hat er wahrscheinlich mehr Zeit...«
     
    Antoine Crozat lag unter einem mit bunten Federn geschmückten Baldachin inmitten von Tierfellen und mit Seide bestickten Kissen. Im Arm eine junge Natchez-Indianerin. An den goldgefassten Wandtäfelungen hingen die ausgestopften Köpfe von Tigern, Pantern, Löwen, Bären und einem rindsartigen Tier mit Hörnern und Zottelbart.
    »Sie nennen sie Bisons«, sagte Crozat mit jovialer Stimme. Irgendetwas bewegte sich unter den Fellen und wanderte ans obere Bettende. Jetzt sah John Law, dass eine weitere Indianerin in Crozats Bett lag.
    »Sie wissen, weshalb ich hier bin, Monsieur?«
    »Es ist nichts Persönliches, Monsieur Law, es war rein geschäftlich.«
    »Rein geschäftlich«, wiederholte John Law leise.
    »Ja«, schrie Crozat. Die beiden Mädchen wichen erschreckt zurück, »jawohl, Monsieur Law! Rein geschäftlich! Habe ich mich jemals darüber beklagt, dass ich am Spieltisch so viel Geld verloren habe? Hunderttausende habe ich an Ihren Spieltischen verloren! Habe ich mich jemals darüber beklagt? Nein, Monsieur! Und warum? Weil es nichts mit Ihrer Person zu tun hat! Es ist ein Spiel! Nichts als ein Spiel! Und wer nicht verlieren kann, soll nicht spielen! Und wer keine Verluste ertragen kann, soll keine Geschäfte tätigen!«
    »Hat Noailles Sie dazu angestiftet?«
    »Fragen Sie ihn! Sie wissen ja, wo Sie ihn finden!«
     
    »Das ist wohl das Ende Ihres Systems, Monsieur Law«, sagte Noailles nach einer Weile. Der Regent schien nicht sonderlich beeindruckt. Er schaute zu Noailles rüber, dann zu John Law. Er dachte nach, spielte mit seinen Fingernägeln.
    »Nicht das System hat versagt, Monsieur Noailles. Es ist der Neid der Pariser Finanziers, der unsere Bank sabotiert«, sagte John Law. Nur schlecht gelang es ihm, seine Emotionen zu verbergen. Wer John Law von den Spieltischen her kannte, erlebte heute eine Überraschung. John Law war nervös.
    »Unsere Bank?«, lachte Noailles. »Es ist Ihre Bank, Monsieur Law. Und es ist Ihre Bank, die morgen Bankrott geht.«
    »Es ist unsere Bank, Noailles«, unterbrach ihn der Regent. »Ich wollte diese Bank. Das Parlament hat mir diese Bank verboten. Also habe ich Monsieur Law of Lauriston damit beauftragt, sie in seinem Namen zu führen.«
    »Monsieur«, rief John Law mit eindringlicher Stimme, »bringen Sie mir noch heute Nacht fünf Millionen in Münzen in die Bank. Und ich schwöre Ihnen, dass in Zukunft nichts mehr den Erfolg dieser Bank wird aufhalten können. Zum Ruhme Frankreichs und der Krone!«
    »Fünf Millionen!«, lachte Noailles. »Wir sind doch hier nicht am Spieltisch, Monsieur.«
    Der Regent polierte nachdenklich die Fingernägel der linken Hand: »Monsieur le Duc de Noailles, bei allem Respekt für Ihre Motive, aber selbst wenn die Bank morgen scheitern sollte, ein Beweis für ihre Untauglichkeit wäre damit nicht erbracht. Das System würde dadurch nicht widerlegt. Neid und Missgunst sind keine mathematischen Größen.«
    »Darf ich sprechen, Monsieur?«, fragte Noailles

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