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Das Große Spiel

Das Große Spiel

Titel: Das Große Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claude Cueni
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Weile sagte er: »Wenn du willst, werde ich die Expedition in die Neue Welt anführen. Ich habe gehört, dass sich um diesen Posten niemand reißt. Ich werde es tun. Ich werde dir beweisen, dass ich ein Law bin. Weder unbedeutend noch gering.«
    John Law legte den Federkiel beiseite und schaute zu seinem Bruder hoch: »Lass uns nach vorne schauen, William. Ich habe ehrgeizige Pläne.«
     
    Der Regent hatte das Dokument gelesen. Er zögerte, die Feder, die ihm der Diener hinhielt, in die Hand zu nehmen. Stattdessen blickte er mit ernstem Gesicht in die Runde seiner Berater. Zu seiner Rechten saß d'Argenson, zu seiner Linken Saint Simon, ihm gegenüber John Law.
    »Mit diesem Akt«, sprach der Regent nachdenklich, »geht die Privatbank des John Law, die Banque Generale, in den Besitz der Krone über und wird fortan den Namen Banque Royale tragen. Monsieur Law bleibt Direktor der Bank. Die Aufsicht über die Notenpresse obliegt in Zukunft der Krone. Die Bank verlegt ihren Sitz ins Hotel de Nevers. Wer sich dazu äußern möchte, möge das jetzt tun.«
    D'Argenson zeigte keine Regung.
    Saint Simon meldete sich zu Wort: »Die Banque Generale, Monsieur le Duc, verfügt heute über Barreserven in Münzen von rund zehn Millionen Livre. Demgegenüber stehen bereits ausgestellte Banknoten in der Höhe von vierzig Millionen Livre. Ich halte dies für ein gesundes Verhältnis. Ich möchte dennoch darauf hinweisen, dass es unserer Weisheit und Disziplin bedarf, um dieses gesunde Verhältnis stabil zu halten und nicht der Verlockung zu erliegen, unkontrolliert frisches Papiergeld auszustellen.«
    Der Regent nahm Saint Simons Votum lächelnd zur Kenntnis und wandte sich d'Argenson zu. D'Argenson brummte, dass es ja durchaus in der Macht von Saint Simon liege, dies zu verhindern, da er Mitglied des Regentschaftsrates und der beratenden Finanzkommission sei.
    »So ist es, Messieurs«, sagte der Regent. Und mit diesen Worten unterschrieb er das Dokument.
    »Und jetzt, wo die Bank im Besitz der Krone ist«, sagte der Regent, »plädiere ich dafür, dass Transaktionen, die einen Betrag von sechshundert Livre überschreiten, in Papiernoten getätigt werden müssen. Nachdem Monsieur Law die Funktionstüchtigkeit seines Systems auf eindrückliche Art und Weise demonstriert hat, wollen wir diesen Systemkreislauf mit dem notwendigen Frischblut versorgen.«
     
    Acht Drucker arbeiteten in den Dezembertagen des Jahres 1718 rund um die Uhr, um die wachsende Nachfrage nach neuen Zehner-, Fünfziger- und Hundert erscheinen zu befriedigen. D'Argenson und John Law standen in der Druckerei und beobachteten das emsige Treiben.
    »Es ist schon faszinierend«, sagte d'Argenson nach einer Weile, »jahrhundertelang haben sich die Menschen in Bergwerken abgemüht, um Metalle für Münzen zu gewinnen. Und wir stehen hier und drucken Geld auf Papier.«
    Beide schritten an den bewaffneten Soldaten vorbei, die die Tore zur Druckerei bewachten, und traten auf die Straße hinaus.
    »Ich muss Ihnen aber gestehen, Monsieur d'Argenson, dass ich nicht sehr erfreut bin, zu hören, dass der Gegenwert einer Banknote nicht mehr dem Wert entsprechen soll, der seinerzeit bei der Entgegennahme gegolten hat.«
    D'Argenson winkte ab: »Die Menschen hier in Frankreich sind es gewohnt, dass der Wert einer Münze einem ständigen Wandel unterworfen ist. Deshalb werden sie sich auch nicht daran stören, dass das auch für die Banknote gilt.«
    »Es widerspricht einem fundamentalen Aspekt meines Systems, Monsieur. Ich bin strikt dagegen. Ich halte es für einen Fehler.«
    »Künstler und ihre Systeme«, lachte d'Argenson, »seien Sie froh, dass Sie nicht mehr die alleinige Verantwortung tragen.«
    »Solange es gut geht«, scherzte John Law.
    »Könnte es denn noch besser gehen, Monsieur? In ganz Frankreich entstehen neue Zweigstellen der Banque Royale. Fast hunderttausend Handwerker sind bereits aus allen Ländern Europas nach Frankreich gekommen, um hier Betriebe zu gründen. Man trifft kaum noch Menschen ohne Arbeit. Es grenzt an ein Wunder. Und wir dachten stets, Ihre Theorien seien die Hirngespinste eines Kartenspielers, ein großes Spiel. Monsieur Law, man wird noch ganze Straßenzüge nach Ihnen benennen.«
    »Ich bin schon zufrieden, wenn Sie mich nicht mehr hängen wollen«, gab John Law zurück und verabschiedete sich von d'Argenson. Seine Kutsche war soeben vorgefahren.
    »Übrigens«, fragte d'Argenson, als John Law ebenfalls dessen Kutsche besteigen wollte, »ist

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