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Das Große Spiel

Das Große Spiel

Titel: Das Große Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claude Cueni
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es wahr, dass Sie das Hotel de Soisson erworben haben?«
    »Ja«, lächelte John Law, »wir brauchten dringend einen neuen Sitz für die Mississippi-Kompanie.«
    »Ihre fünfzehnte Immobilie, Monsieur.«
    John Law hielt inne und wandte sich erneut d'Argenson zu.
    »Sie führen Buch?«
    »Ich behalte Sie im Auge, Monsieur«, lächelte d'Argenson, »es gibt wenig Franzosen, die über einen derartigen Immobilienbesitz verfügen in Paris.«
    »Ich freue mich, dass auch Sie anerkennen, dass ich jetzt Franzose bin«, lächelte John Law und bestieg seine Kutsche.
    »Ja«, sagte d'Argenson und fixierte Law mit stechendem Blick, »selbst den Akzent haben Sie verloren.«
     
    Der Regent hörte sich aufmerksam an, was d'Argenson zu berichten hatte.
    »Jetzt will er noch die Ostindien- und China-Kompanie erwerben und diese mit seiner Mississippi-Kompanie fusionieren.«
    »Soll er, soll er«, sagte der Regent, »die beiden Kompanien sind bloße Schuldenberge und bescheren der Krone jedes Jahr immense Verluste. Aber was nutzen sie dem Schotten? Er brauchte sehr viel Geld, um die Schulden zu tilgen und diese maroden Gesellschaften mit neuen Mitteln zu versorgen.«
    »Er will neue Aktien herausgeben«, mischte sich Saint Simon ein, »er nennt sie filles, weil es die Töchter der ersten Aktien sind, die er seinerzeit für die Mississippi-Kompanie herausgegeben hat.«
    »Er bietet der Krone an, einen Teil der Aktien zu zeichnen«, brachte es d'Argenson auf den Punkt. Dabei drückte er mit einem müden Lächeln seine ganze Abneigung für Law und dessen Vorschlag aus.
    »Ach«, stöhnte der Regent und verdrehte die Augen, wie er es in letzter Zeit gern zu tun pflegte, »diese Überlegungen ermüden mich. Was schlagen Sie vor, Messieurs? Macht sich Monsieur Law über uns lustig? Will er uns tatsächlich Aktien von maroden Handelsgesellschaften anbieten?«
    D'Argenson pflichtete dem Regenten bei: »Wenn Monsieur Law tatsächlich vom Erfolg überzeugt wäre, würde er selbst Aktien zeichnen. Mit seinem Privatvermögen.« D'Argenson schaute den Regenten an, als erwarte er Anerkennung für seine kühne Schlussfolgerung.
    »Voilá«, frohlockte der Regent, »daran wird sich zeigen, ob Monsieur Law uns über den Tisch ziehen will. Aber lasst uns jetzt essen gehen. Ich habe Hunger.«
    »Pardon, Monsieur«, bat Saint Simon erneut um Aufmerksamkeit, »Monsieur Law ließ mir gegenüber durchblicken, dass er bereit wäre, mit seinem Privatvermögen die gesamte Aktienemission aufzukaufen.«
    »Hat er das so gesagt?«, fragte der Regent.
    »Ja«, antwortete Saint Simon, »er sagte, dies sei verbindlich und ich solle es Ihnen, Monsieur le Duc, so unterbreiten. Er werde Wort halten.«
    Der Regent machte nun ein sehr nachdenkliches Gesicht. Nach einer Weile sagte er: »Ich kenne diesen Schotten nun lange genug, um zu wissen, dass er sehr schlau ist. Er würde nie im Leben - wie viel ist die gesamte Emission?«
    »Fünfundzwanzig Millionen Livre«, brummte d'Argenson, der Böses ahnte.
    »Der Schotte würde nie im Leben«, fuhr der Regent fort, »fünfundzwanzig Millionen Livre Privatgeld investieren, wenn er nicht felsenfest überzeugt wäre, ein Vielfaches an Gewinn daraus ziehen zu können.«
    »Mit Verlaub, Monsieur, das ist eine Hypothese, reine Spekulation«, versuchte d'Argenson dagegenzuhalten.
    »Sie waren stets ein Mann fürs Grobe, d'Argenson. Aber hier geht es um Nuancen, Sie müssen Feinheiten wahrnehmen. Sie müssen den Wind riechen, bevor die Birken beben.Verstehen Sie, d'Argenson?«
    »Monsieur Law bietet sogar noch mehr, Monsieur«, unterbrach Saint Simon erneut, »er offeriert, dass er sämtliche Aktien über dem Emissionskurs zeichnet. Er würde zehn Prozent zusätzlich draufzahlen.«
    »Was sagen Sie jetzt, d'Argenson?«, spottete der Regent. »Diese Gelegenheit werden wir uns ganz bestimmt nicht entgehen lassen. Monsieur Law ist mir zu Dank verpflichtet. Deshalb unterbreitet er mir dieses Angebot. Er ist ein Mann von Ehre.«
    D'Argenson warf Saint Simon einen vernichtenden Blick zu. Saint Simon zuckte scheinheilig mit den Schultern.
    »Ich habe entschieden, Messieurs«, verkündete der Regent mit triumphaler Stimme, »wir kaufen Aktien, so viele wie uns Monsieur Law zu verkaufen vermag, und geben ihm das Recht, die einzelnen Handelsgesellschaften zu fusionieren. Und jetzt gehen wir essen, Messieurs! Das ist ein Befehl! Wer den Regenten verhungern lässt, endet auf einer Salzwassergaleere.«
     
    Am 23. Mai 1719 bezog die neue

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