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Das Große Spiel

Das Große Spiel

Titel: Das Große Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claude Cueni
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Handelsgesellschaft das Hotel de Soisson, John Laws jüngste Anschaffung, ein monumentales Anwesen mit prunkvoll verzierter Fassade und einer weitläufigen Gartenanlage. Die Gesellschaft fasste alle Handelsrechte der früheren Gesellschaften zusammen, die bisher in Afrika, Ostindien, China und der Neuen Welt tätig gewesen waren. Doch das hinderte den Volksmund nicht daran, weiterhin ausschließlich von der Mississippi-Kompanie zu reden.
    Durch die zweite Aktienemission war nun genügend Kapital vorhanden, um den französischen Überseehandel neu zu beleben. Wer Aktien zeichnete, beteiligte sich fortan nicht mehr an einem maroden Unternehmen, wie die Zeitungen spotteten, sondern an der weltgrößten Handelsgesellschaft. Spektakulär war jedoch, dass theoretisch jeder Kutscher und jede Küchenmagd eine Aktie erwerben und sich so im Stil eines großen Finanziers an den zukünftigen Gewinnen einer Gesellschaft beteiligen konnte.
    Mit dem Erlös aus der Aktienemission gaben John und William Law vierundzwanzig Schiffe mit einem Ladevolumen von je fünfhundert Tonnen in Auftrag. Eine große Expedition sollte gestartet werden und alles Bisherige in den Schatten stellen.
    »Es melden sich zu wenig Ausreisewillige«, klagte William und machte eine trübe Miene. »Wir haben vierundzwanzig Schiffe, aber zu wenig Leute, die sich in der Neuen Welt niederlassen wollen.«
    John beobachtete seinen Bruder, wie er dasaß, über die Karten und Proviantlisten gebeugt, und sich den Kopf über Probleme zerbrach, die seiner Meinung nach einfach zu lösen waren.
    »Wieso findest du keine Leute, William?«, fragte John scheinheilig.
    »Die Leute haben Angst. Man erzählt sich, dass es in Louisiana geheimnisvolle Sümpfe mit riesigen Krokodilen gibt. Der Kontinent sei ein einziger übel riechender Sumpf voller Mücken, die unheilbare Krankheiten verbreiten.«
    »Aber du hast keine Angst?«
    William blickte irritiert zu seinem Bruder hoch: »Du hast mir Kredite gewährt, um Aktien zu kaufen. Jetzt bin ich Teilhaber, John. Ich werde Gott und Teufel in Bewegung setzen, um Erfolg zu haben. Aber wie überzeuge ich wildfremde Menschen, sich mir anzuschließen?«
    »Der Mensch wählt stets das kleinere Übel. William.«
    »Was willst du damit sagen, John?«
     
    Hunderte von Gefangenen wurden in Ketten zum Hafen an der Seine geführt und auf die Schiffe verladen. Noch am gleichen Morgen folgten ein paar hundert Prostituierte, die man letzte Nacht in den Straßen eingesammelt hatte.
    William Law stand auf der Brücke des Leitschiffes und überwachte das Treiben. Unten am Dock warteten Schaulustige auf das Lichten der Anker.
    »Er hat mir eine Biberfellmütze versprochen«, sagte John junior und sah seinen Vater an.
    »Das ist das Mindeste, was er zurückbringen sollte«, antwortete John.
    »Der Plan Ihres Gatten verdient Bewunderung«, attestierte Saint Simon, der gern die Nähe zu Catherine suchte.
    »Ich habe gehört, die Bevölkerung sei darüber sehr erbost«, entgegnete Catherine.
    »Niemand wurde gezwungen«, antwortete John. »Würde ich in einer eiskalten feuchten Zelle darben, ich würde mich auch für die Übersiedlung in die Neue Welt melden. Sie werden schuften, aber sie werden frei sein. Und ihre eigenen Herren. Und Crozat le Riehe erzählte mir, dass in Louisiana das ganze Jahr über die Sonne scheint.«
    Saint Simon schien etwas skeptisch: »Vielleicht war das Geschäftsmodell des lieben Gottes seinerzeit doch etwas vielversprechender, als er lediglich Adam und Eva im Paradies aussetzte. Adam war kein Schwerkrimineller und Eva keine Prostituierte.«
    »Wer weiß das heute noch so genau? Es mag sein, dass Gott das bessere System hatte«, scherzte Law, »aber der liebe Gott hatte auch nicht so viele Aktionäre im Nacken.«
    Als die Schiffe wenige Wochen später in See stachen, saß die schöne Rebecca verzweifelt in ihrem Salon und ließ ihren Tränen freien Lauf. Sie hatte sich geweigert, mit zum Hafen zu kommen, um William zu verabschieden. Jetzt saß sie alleine mit den Hausangestellten in einem prunkvollen Palast und konnte sich nicht mehr darüber freuen, dass sie nach wochenlangen Szenen und Querelen William dazu genötigt hatte, das viel zu große Haus zu erwerben. Die folgenden Tage verbrachte sie damit, sich zu sorgen. Tausenderlei Katastrophen malte sie sich aus. Sie endeten stets mit dem qualvollen Tod ihres Mannes William, der in den Sümpfen der Neuen Welt von nackten Wilden zu Tode gefoltert wurde.
    »Sie sollten Romane

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