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Das Große Spiel

Das Große Spiel

Titel: Das Große Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claude Cueni
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auf die Knie.
    Die Witwe d'Orleans drehte sich etwas schwerfällig zu ihrem Sohn um und rief energisch: »Das ist die Sonne, Philipp. Wie oft soll ich Ihnen noch sagen, dass Sie in der prallen Hitze keinen Wein trinken dürfen.«
    »Der Fisch war verdorben, Madame. Es war der Fisch«, stöhnte der Regent, »ich habe keinen Tropfen angerührt.«
    Die Gesellschaft brach in schallendes Gelächter aus. »Nun ja«, seufzte die Mutter des Regenten, »der Weg zur Hölle ist mit zahlreichen Vorsätzen gepflastert.«
    Diskret wandte sie sich an John Law und flüsterte: »Die Bürde des Amtes bringt ihn noch um. Ich bin froh, wenn unser junger König in drei Jahren gekrönt wird. Dann wird Philipp wieder mehr Zeit für die schönen Künste haben. Aber bis dahin, Monsieur, zähle ich auf Ihre Hilfe. Philipp braucht Sie«, lächelte die alte Dame und fügte schelmisch hinzu: »Und ich brauche Ihre Aktien.«
     
    Schweizer Gardisten drängten die ungeduldige Menge zurück, die sich in das Haus von John Law Eintritt verschaffen wollte. Schulter an Schulter standen sie zusammengepfercht auf der Place Louis-le-Grand, Adlige, Schurken, Handwerker, Huren, einfach alles, was in Paris zwei Füße hatte und diese gebrauchen konnte. Sie verlangten Einlass, baten um Gehör, riefen in Sprechchören, riefen nach John Law. Was all diese Menschen einte und sie zu Gleichen unter Gleichen machte, war eine Gier - die Gier nach weiteren Aktien. Die Aktien der Mississippi-Kompanie waren innerhalb von nur drei Monaten von vierhundertneunzig Livre auf dreitausendfünfhundert gestiegen. Wozu noch arbeiten? Diese Frage stellte sich ganz Paris. Kredite waren spottbillig. Selbst einer Küchenmagd war es möglich, einen Kredit aufzunehmen und Aktien zu kaufen. Falls es noch welche gab.
     
    Einigen jungen adligen Damen gelang es, sich zwischen den Schweizer Gardisten durchzuschlängeln. Die Soldaten hatten es nicht gewagt, gegen die vornehmen jungen Frauen vorzugehen. Die Frauen stürmten in die Halle der Handelsgesellschaft, liefen die Treppe hoch und drangen in John Laws Arbeitszimmer vor. Hier war Angelini gerade dabei, einen Kutscher auszuzahlen, der Aktien verkauft hatte.
    Als die jungen Frauen hereinplatzten, schrie der Kutscher, der sein Glück mit der ganzen Welt teilen wollte: »Ich musste im Auftrag meines Herrn tausend Aktien für zweitausendfünfhundert Livre verkaufen, und jetzt habe ich für dreitausendfünfhundert verkauft! Ich habe ...«, schrie der Kutscher und brach abrupt ab. Er griff sich an den Kopf und schaute Hilfe suchend zu John Law hinüber.
    »Eine Million«, flüsterte John Law leise.
    »Eine Million Livre habe ich gewonnen! Eine Million!«, schrie der Kutscher.
    »Wir kaufen die Aktien«, riefen die Frauen sofort und umlagerten John Law.
    »Meine Damen, ich habe ein sehr dringendes Geschäft zu erledigen«, wehrte John Law ab. Seit den frühen Morgenstunden saß er schon hier und hatte noch keine Gelegenheit gehabt, sich zu erleichtern.
    »Was ist dringender, als uns zu empfangen?«, fauchte die jüngste der Damen, die offenbar ihre Freundinnen beeindrucken wollte.
    »Pissen, Mesdames, ganz einfach pissen«, entgegnete John Law unwirsch.
    »Tun Sie sich keinen Zwang an, Monsieur, es stört uns nicht, wenn Sie hier pissen, aber verkaufen Sie uns Aktien!«
    Eine der Damen nahm die Aktienpapiere, die der überglückliche Kutscher verkauft hatte, in die Hand und schrie: »Ich kaufe diese Papiere!«
    Der Kutscher beugte sich zu Angelini hinunter, der von den Strapazen sichtlich gezeichnet war, und fragte erneut: »Wie nennt man schon wieder jemanden, der eine Million Livre hat?«
    »Millionär!«, schnauzte ihn Angelini an, »Millionär!«
    »Was ist ein Millionär?«, fragte eine der jungen Frauen.
    »Einer, der eine Million Livre besitzt«, gab John Law entnervt zurück, während er seine Blase über einem Nachttopf in der Ecke des Raumes entleerte.
    »Wir wollen auch Millionäre sein«, schrie die jüngste der Frauen und trat hinter den urinierenden Bankier. Nun kamen auch die anderen Frauen hinzu und schrien, dass auch sie Millionäre sein wollten.
    Die eine kniete vor John Law nieder, warf ihr Halstuch zu Boden und entblößte ihren Busen: »Monsieur, ich erweise Ihnen jeden Gefallen.«
    Nun warfen auch die anderen Damen ihre Brusttücher zu Boden und entblößten ihren Busen. In diesem Augenblick betrat Catherine das Arbeitszimmer. Sie sah gerade noch, wie John Law sein Glied wieder in die Hose packte, während Angelini

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