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Das Große Spiel

Das Große Spiel

Titel: Das Große Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claude Cueni
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ihres Mannes stand, stach sie zu. Sie durchbohrte die Leinwand und schlitzte sie mit einem wuchtigen Hieb nach unten auf. John Law wollte sich schon auf sie stürzen, da hielt sie ihn erneut mit ihrem Degen in Schach.
    »Bist du von Sinnen«, schrie John Law.
    »Von Sinnen!«, schrie Catherine. »Du treibst Unzucht mit einer Nonne, und ich soll von Sinnen sein? Du treibst es mit deiner Schwägerin, den Hausmädchen ...«
    »Sie ist seit ihrem achten Lebensjahr keine Nonne mehr!«, schrie John Law. »Das ist bloß ein Spiel...«
    Catherine stieß ihren Degen erneut in das Gemälde und zog die Klinge nach oben. »Dann lass uns spielen, Monsieur!«
    Plötzlich sprang die Tür auf, und die beiden Kinder stürmten in den Speisesaal. John junior stellte sich sofort schützend vor seinen Vater und murmelte entschuldigend: »Er wollte doch bloß Katholik werden.«
    Kate stellte sich schluchzend vor ihre Mutter und streichelte die Hand, die den Degen hielt. Nach einer Weile ließ Catherine den Degen fallen. Kate fing ihn auf und hielt ihn fest. Dann sah sie das zerschnittene Leinwandporträt ihres Vaters. Auch ihr Bruder sah es. Kate berührte mit dem Finger die Leinwand.
    Sie kicherte: »Die Farbe war noch nicht mal trocken.«
    Catherine sah ihre Kinder an. Sie konnte ein zaghaftes Lächeln nicht unterdrücken.
     
    D'Argenson stand verloren in seinem Arbeitszimmer im Palais Royal herum. Zwei Kammerdiener befolgten seine Anweisungen und packten seine persönlichen Habseligkeiten in große Kisten. Als John Law in der Tür erschien, befahl d'Argenson den Dienern, den Raum zu verlassen und die Tür zu schließen.
    »Sie können es wohl kaum erwarten, meinen Platz einzunehmen, Monsieur«, bemerkte d'Argenson missmutig.
    »Sparen Sie sich Ihre Vorwürfe für Ihr Tagebuch, Monsieur. Ich höre, ganz Paris schreibt Tagebücher. Wer soll das alles lesen?«
    »Die Menschen werden jede Menge Zeit haben, Monsieur le Controlleur des Finances, sobald Ihre Seifenblase geplatzt ist.« D'Argenson war wütend. Er sann auf Rache.
    John Law ging langsam auf ihn zu: »Erinnern Sie sich ... damals auf dem Friedhof. Ich habe Ihnen gesagt, dass ich zurückkomme. Sie hätten an meiner Seite reüssieren können, d'Argenson.«
    »Niemals, John Law. Ich habe damals schon der bezaubernden Madame La Duclos gesagt, dass ich niemanden fürchte außer Menschen mit Ideen. Ich hätte Sie nicht unterschätzen sollen. Aber die Partie ist noch nicht zu Ende, Monsieur Law, sie hat erst begonnen!«
    D'Argenson nahm eine triumphierende Haltung ein. John Law war sich nicht sicher, ob d'Argenson nur bluffte. Er wollte sich aber auch nicht nach dem Grund erkundigen, weil d'Argenson eine solche Nachfrage als Schwäche interpretiert hätte.
    »Ich hoffe doch sehr«, gab John Law ungerührt zurück, »dass die Partie noch nicht zu Ende ist!«
    D'Argenson schmiss John Law einige Dokumente vor die Füße: »Das ist die erste Januarwoche. Die Immobilienpreise sind erneut um fünfundzwanzig Prozent gestiegen. Ein Anwesen, das vor knapp einem Jahr noch für siebenhunderttausend Livre zu haben war, kostet jetzt bereits 2,8 Millionen.«
    D'Argenson schaute John Law mit eindringlichem Blick an.
    »Ein erneuter Anstieg um fünfundzwanzig Prozent?«, fragte John Law. Er ahnte, dass d'Argenson auf etwas Bestimmtes hinauswollte.
    »Die Menschen schwimmen in ihrem Papiergeld und fliehen in Sachwerte«, konstatierte d'Argenson trocken.
    John begriff, was d'Argenson im Sinn hatte. »Mit einer moderaten Preissteigerung habe ich gerechnet. Das ist Teil des Systems. Aber wenn im Januar erneut eine Steigerung um fünfundzwanzig Prozent verzeichnet worden ist...«
    D'Argenson hob theatralisch die Arme: »Es ist nicht mehr meine Sorge, Monsieur. Das Dokument liegt Ihnen zu Füßen. Und ganz Frankreich dazu.«
    John Law hob das Manuskript nicht auf. Er näherte sich d'Argenson und blieb vor ihm stehen.
    Nun standen sie beide beim Fenster und bauten sich voreinander auf. D'Argenson funkelte ihn an. »Damit wäre die Amtsübergabe abgeschlossen, Monsieur«, sagte er mit Bitterkeit und Hass in der Stimme. »Wenn Sie mir noch eine Stunde Zeit geben würden, um mein Arbeitszimmer zu räumen ...«
    John Law nickte und wandte sich von ihm ab.
    »Monsieur«, rief d'Argenson ihm auf dem Weg zur Tür nach, »ich habe Ihnen immer gesagt, dass Ihr System Respekt verdient. Aber es bleibt dabei, es ist nicht für eine Monarchie geeignet.«
    Wie in Trance stand John Law in der offenen Tür. Er hatte einen

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