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Das Große Spiel

Das Große Spiel

Titel: Das Große Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claude Cueni
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Verdacht, der ungeheuerlich war. Es war nicht d'Argensons Art, ein bloßes Gerücht in die Welt zu setzen, nur um ihn, seiner ewigen Rivalen, zu ärgern.
    »Nicht für die Monarchie geschaffen ...«, murmelte John Law.
    »Und behaupten Sie nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt!«
     
    Die Orgie war in vollem Gange, als John Law den geheimen Salon des Regenten betrat. Die Besetzung war in jeder Nacht dieselbe. Die jungen Müßiggänger, die d'Argenson stets so protegiert hatte, füllten sich mit Wein und Champagner ab und brachten sich mit exotischen Pülverchen und fremdartigen Rauchwaren um den Verstand. Der eine kopulierte, Kirchenpsalme singend, auf dem Tisch, der andere übergoss die Brüste seiner Gespielin mit eisgekühlten Säften, einige hantierten sich gegenseitig am Geschlecht herum und nahmen sich dabei die Beichte ab, andere sangen zotige Lieder, während der Regent wie eine debile Kanalratte über seinen Teller gebeugt war und nicht wusste, ob er sich übergeben oder einschlafen sollte.
    John Law begab sich sofort zum Regenten und kniete neben ihm nieder: »Monsieur, ich muss sofort mit Ihnen sprechen.«
    »Non nobis Domine, non nobis, sed nomine tuo da gloriam«, posaunte der Regent in diesem Moment durch die Halle und hob sein Glas. Die Männer im Saal antworteten laut im Chor: »Nicht uns, Herr, nicht uns, sondern deinem Namen gilt die Ehre.« Auch sie erhoben ihre Gläser.
    »Sie stören den Generalkonvent des Ordens der Tempelritter«, murmelte der Regent und würgte einen langen Rülpser heraus.
    »Ich flehe Sie an, hören Sie mir zu!«, beschwor ihn John Law.
    »Schickt Sie der Duc de Saint Simon?«, murmelte der Regent mit schwerer Zunge. Sein Gesicht war grau, von den langen Nächten, Exzessen und Eskapaden schwer gezeichnet.
    »Wir erleben eine unerklärliche Erhöhung der Geldmenge, Monsieur«, sagte John Law leise.
    »Die Sintflut«, flüsterte der Regent und blickte mit einem Unheil ahnenden Gesichtsausdruck ins Leere.
    »Woher kommt dieses viele Geld?«, stieß John Law mit gepresster Stimme hervor und packte den Regenten unsanft am Arm. »Es ersäuft die gesamte Wirtschaft!«
    »Fassen Sie mich nicht an«, grölte der Regent, »denn alles, was Sie anfassen, verwandelt sich in Gold.« Der Regent lachte glucksend.
    »Monsieur Mississippi«, hauchte eine junge Frau, die sich an den Kleidern des Regenten zu schaffen machte.
    »Wir erleben eine gigantische Inflation, Monsieur le Regent!«, zischte John Law und packte den Regenten unsanft an der Schulter.
    Der Regent fuhr zusammen und setzte dann ein ziemlich weinerliches Gesicht auf: »Dann hat Ihnen d'Argenson alles erzählt?«
    »Was haben Sie getan, Monsieur?«, herrschte ihn John Law an.
    »Ich weiß, ich bin schwach«, jammerte der Herzog, »ich weiß es, ich bin so schwach ...«
    John Law erhob sich wieder. Unwirsch jagte er das Mädchen weg, das wie eine Klette am Hals des Regenten hing. John Law beugte sich nun tief zum Regenten hinunter und packte ihn am Kinn: »Was haben Sie getan?«
    Mit einer unwirschen Bewegung befreite sich der Regent aus dem Griff: »Ich muss Sie schon bitten, Monsieur. Ich verlange Respekt! Sofort. Für Sie bin ich immer noch Ihre Königliche Hoheit.«
    »Respekt muss man sich verdienen, Monsieur! Was haben Sie getan?«
    »Was ich getan habe? Gott ist mein Zeuge, ich hab's ... für den Tempelorden getan. Ich bin der vierundvierzigste Großmeister des Ordre du Temple ... die Tempelritter dürfen nicht sterben, Monsieur, denn mit ihnen stirbt der Heilige Gral, das Wissen um die Nachkommenschaft Jesus ...«
    »Haben Sie heimlich zusätzliches Geld gedruckt?«
    »Nur ein bisschen, voilá. C 'est ca. In zwei Jahren wird der Knirps zum König gekrönt... und ich ... was wird dann aus mir und meiner Mutter?« Der Regent machte nun ein erbärmliches Gesicht. Er war den Tränen nahe.
    »Sie haben tatsächlich heimlich Geld gedruckt!« John Law war fassungslos.
    »Nur ein bisschen, Monsieur, nur ein kleines bisschen.«
    »Wie viel?«, keuchte John Law. Er kriegte keine Luft mehr. Sein Kopf schien zu bersten: »Wie viel?«
    »Zuerst nur ein paar Millionen ...«, flüsterte der Herzog mit heiserer Stimme. Er wand sich wie ein Aal, druckste herum und verdrehte den Kopf, als wolle er seiner Haut entschlüpfen.
    »Sie Narr!«, fauchte John Law. »Wie viel Geld haben Sie insgesamt gedruckt?«
    »Es dürften schon gegen ... hmmm ... also so an die zwei, hm ... eher drei ... Milliarden gewesen sein.«
    John Law brüllte: »Sagen

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