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Das Große Spiel

Das Große Spiel

Titel: Das Große Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claude Cueni
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Sie mir, dass das nicht wahr ist!« Er packte den Regenten an der Schulter und schüttelte ihn.
    Der Regent senkte seinen Blick und brach schluchzend in Tränen aus. »Ich habe alles zerstört, nicht wahr?«, weinte er.
    »Der Regent weint!«, rief jemand. Einige lachten. Einige wollten ihn trösten und riefen ihm aufmunternde Worte zu.
    »Er hat den Regenten zum Weinen gebracht«, schluchzte das junge Mädchen, das John Law weggeschickt hatte.
    Ein junger Mann stellte sich John Law in den Weg. Schwankend stand er da, die Faust fest um den Griff seines Degens geklammert: »Sie haben den Regenten zum Weinen gebracht«, lallte er, »ich fordere Sie zum Duell auf, Monsieur.«
    »Bald wird ganz Frankreich weinen«, fluchte John Law und trat dem jungen Edelmann das Knie in den Unterleib. Dann packte er ihn am Kragen und warf ihn mit Schwung über den Tisch. Wie ein Fisch rutschte er über die Holztafel und fiel am anderen Ende des Tisches krachend zu Boden.
     
    Das Feuer im Hof der Banque Royale brannte bereits lichterloh, als Angelini ganze Kisten mit Banknoten den Flammen übergab. Hinter den Fenstern des Hauses sah man die platt gedrückten Gesichter, ihr ungläubiges Staunen.
    »Ein Bankier, der Geld vernichtet«, murmelte Saint Simon. John Law stand neben ihm am Fenster und starrte auf den Hof hinunter: »Es ist unsere letzte Chance. Die Blase kann jeden Augenblick platzen. Der Regent hat weit mehr Geld gedruckt, als er zugibt. In der Druckerei sagt man, er hätte die gesamten Papiervorräte aufgebraucht.«
    »Und so wollen Sie die Geldmenge wieder reduzieren?«, fragte Saint Simon kleinlaut.
    »Was soll ich denn tun, Monsieur le Duc? Es ist zu viel Geld im Umlauf. Das Geld ist zu billig. Jedermann hat zu viel davon. Die Lebensmittelpreise schnellen in ungeahnte Höhen. Und morgen brauchen Sie einen Schubkarren, um das Geld zum Bäcker zu bringen, wenn Sie bei ihm einen Laib Brot kaufen wollen.«
    »Gibt es denn noch Hoffnung, Monsieur?«, flüsterte Saint Simon.
    »Haben Sie schon einmal eine Schafherde beobachtet, die in Panik gerät?«
    »Sie meinen, ich sollte jetzt meine Aktien abstoßen?«
    »Sobald das erste Schaf die Beherrschung verliert, ist es aus.«
     
    »Monsieur verliert allmählich die Contenance«, amüsierte sich der Bankier Samuel Bernard, als er zu später Stunde in seinem Salon das vierzigköpfige Syndikat der Bankiers und Steuereintreiber begrüßte. Alles Männer, die mit John Laws Höhenflug ihr einträgliches Geschäft verloren hatten. »Ich habe gehört, Monsieur Law wird in letzter Zeit sehr laut, er soll manchmal am ganzen Körper zittern, wenn er sich echauffiert.«
    D'Argenson und Crozat le Riehe, die ebenfalls eingeladen waren, obwohl sie nicht zum Syndikat gehörten, wechselten einen Blick des Bedauerns.
    »Wir müssen Monsieur Law zugute halten«, meldete sich Crozat zu Wort, »dass sein System genial war.«
    »Er hätte es nicht in Frankreich ausprobieren dürfen«, fügte d'Argenson hinzu, »wir haben ihn stets gewarnt, dass die Monarchie nicht der richtige Nährboden für solche Experimente ist. Da wir es nie gewagt hätten, der Krone einen Mangel an Disziplin zu unterstellen, haben wir es bei dieser bloßen Warnung belassen. Ich habe gehört, dass der Regent Monsieur Law gestanden hat, heimlich Geld nachgedruckt zu haben. Sage und schreibe drei Milliarden Livre.«
    Ein Aufschrei ging durch den Raum. Die Männer hatten Schlimmes erwartet, aber nicht in diesem Ausmaß.
    »Das bedeutet«, übernahm Samuel Bernard die weiteren Ausführungen, »dass das Überleben der Bank an einem seidenen Faden hängt. Wenn wir heute unsere Banknoten zurückbringen, wird niemand in der Lage sein, Monsieur Law kurzfristig mit Münzgeld auszuhelfen.«
    »Ich stimme Ihnen zu«, meldete sich d'Argenson erneut zu Wort, »die Währung des Monsieur Law ist ab morgen nicht mehr wert als Rattenpisse.«
     
    Angelini stürmte, ohne anzuklopfen, in John Laws Arbeitszimmer. »Das ist ein Komplott, Monsieur, innerhalb weniger Stunden haben mehrere Dutzend Bankiers Banknoten zum Umtausch in Münzen vorgelegt.«
    »Das hatten wir doch schon«, murmelte John Law, ohne den Blick von dem Brief, an dem er soeben schrieb, abzuwenden.
    »Sollen wir den Umtausch vornehmen, Monsieur?«
    Jetzt sah John Law auf. Er wirkte müde und abgekämpft: »Ich erlasse gerade ein Edikt, wonach es unter Androhung einer Haftstrafe von bis zu fünfzehn Jahren untersagt ist, Gold oder Silber im Wert von über fünfhundert Livre zu

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