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Das Große Spiel

Das Große Spiel

Titel: Das Große Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claude Cueni
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Paris. John und sein Sohn blieben allein mit ihrer berittenen Eskorte zurück. Sie entschlossen sich, auf dem Landweg nach Genua weiterzureisen.
    An der Grenze zu Italien wurden ihre Papiere kontrolliert.
    »Monsieur du Jardin?«, fragte der Soldat.
    John Law nickte. Der Soldat schaute sich den Pass genauer an. Dann prüfte er auch den Pass des jungen Mannes. Nach einer Weile schaute er wieder hoch und fragte erneut: »Monsieur du Jardin?«
    John Law nickte: »Oui, Monsieur du Jardin.«
    Der französische Soldat ging mit den Passierscheinen in die Holzbaracke und blieb eine lange Zeit verschwunden. John und sein Sohn blieben in der Kutsche sitzen und warteten. Es war bitterkalt. Nach einer Weile kam der Soldat in Begleitung seines Obersten zurück. Dieser forderte John Law auf, die Kutsche zu verlassen. Das Gesicht des Obersten kam John Law sonderbar bekannt vor. Er versuchte sich zu erinnern. Dann fiel es ihm ein. Für einen Augenblick hatte er das Gefühl, als hätte sich das Leben gegen ihn verschworen.
    »Kennen wir uns?« Die Frage war ihm herausgerutscht.
    Aber der Oberste grinste nur. »Sie glauben, mich zu kennen, Monsieur, aber ich erinnere Sie lediglich an meinen kürzlich verstorbenen Vater. Ich bin der älteste Sohn des Marquis d'Argenson.«
    »Dann wissen Sie ja, wer ich bin«, gab John Law überrascht zurück und reichte ihm zwei weitere Dokumente.
    »Wir haben Passierscheine. Der Regent hat sie persönlich ausgestellt und garantiert uns den Grenzübertritt.«
    Der junge d'Argenson ignorierte John Laws Erläuterungen. Er beugte sich in die offene Kutsche und zog unter der Sitzbank eine schwere Truhe hervor.
    »Ich habe auch ein Schreiben des Regenten, das mir erlaubt, diese Summe auszuführen«, sagte John Law.
    D'Argenson öffnete lächelnd die Truhe. Darin befanden sich achthundert Louisdor. Ohne John Law anzublicken, streckte er die Hand aus: »Die Papiere ...«
    John Law reichte ihm das Schreiben mit dem Siegel des Regenten. Der junge d'Argenson überflog es. Dann zerriss er es.
    »Voilá, Monsieur«, sagte er kühl, »Sie haben doch mit einem Ihrer Edikte verfügt, dass man keine Summen über fünfhundert Livre in Bargeld besitzen darf.«
    »Monsieur, Sie übersteigen Ihre Kompetenzen«, herrschte ihn John Law an. Der junge d'Argenson zuckte mit den Schultern. Er wollte ganz offensichtlich in Paris Eindruck machen und sich für höhere Aufgaben empfehlen.
    »Ist das eine Form des staatlich sanktionierten Brigantentums, Monsieur?Wollen Sie mich etwa ausrauben und mit einem einzigen Louisdor über die Grenze lassen?«
    Der junge d'Argenson verzog keine Miene: »Monsieur, gemäß einem weiteren Edikt, das Ihrer Feder entsprungen ist, ist es verboten, Silber und Gold aus Frankreich auszuführen. Somit kann ich Ihnen nicht mal die Ausfuhr von einem einzigen Louisdor gestatten. Ich konfisziere die gesamte Kiste!«
    »Sie missachten eine Verfügung des Regenten!«, schrie John Law.
    »Es gibt keine Verfügung des Regenten, Monsieur«, antwortete der junge d'Argenson und trat mit einem Fuß auf die Papierschnipsel, die vor ihm auf dem Boden lagen. »Nun, Sie können jetzt die Grenze nach Italien überschreiten, Monsieur, oder hier bleiben und meine Geduld noch weiter strapazieren. Dann lasse ich Sie nach Marseille schaffen. Dort soll bereits ein Drittel der gesamten Stadtbevölkerung der Pest erlegen sein. Alles stirbt, Monsieur, selbst die Schiffe Ihrer Mississippi-Kompanie mussten wir auf Weisung der Gesundheitskommission abfackeln. Wer weiß, was der Mississippi uns noch für Kummer beschert hätte.«
    John Law schaute zu seinem Sohn, der kreidebleich neben ihm stand und fror.
    »Ich bestehe darauf, dass Sie mir ein Schreiben aushändigen, wonach Sie meine achthundert Louisdor beschlagnahmt haben.«
    »Das werde ich gern tun, Monsieur. Ordnung muss sein, aber ich hoffe, Sie haben Verständnis dafür, dass ich den Zorn meiner Familie mehr fürchte als den Tadel unseres Regenten. Denn während der Regent nach wie vor seinem aufwändigen Lebensstil frönen kann, hat die Familie d'Argenson mit Ihren verfluchten Mississippi-Aktien ihr gesamtes Vermögen verloren.«
    Jetzt sah man die Wut in den feurigen Augen des jungen d'Argenson, den ganzen Hass, den er gegen diesen Schotten hegte. Er stampfte in die Holzbaracke zurück und überreichte John Law wenig später die Quittung für die Beschlagnahmung der achthundert Louisdor.
    Als sich die Kutsche kurz darauf wieder in Bewegung setzte, wandte sich der junge

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