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Das Große Spiel

Das Große Spiel

Titel: Das Große Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claude Cueni
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an der Place Louis-le-Grand, die John Law bereits zu einem Drittel aufgekauft hatte waren zu einer Festung umfunktioniert worden. Die aufgebrachte Menge begnügte sich nicht mehr mit lauthals geäußerten Verwünschungen und Steinwürfen. Dauernd rannten junge Burschen unter dem johlenden Applaus der aufständischen Menge vor John Laws Haus und feuerten Salven ab. Nach und nach gingen sämtliche Fenster zu Bruch und wurden von innen mit Brettern vernagelt.
    John Law saß im abgedunkelten Salon im Kreis seiner Familie: »Egal, was in den nächsten Tagen passiert«, sagte er leise, »denkt stets daran, dass ich euch über alles liebe.Vielleicht werde ich eines Abends nicht mehr zurückkehren. Macht euch keine Sorgen. Zweifelt nicht an mir, ich werde zu euch zurückkommen. Ich werde alles Menschenmögliche unternehmen, um wieder bei euch zu sein.«
     
    Als d'Argenson mit einem Trupp Reiter auf der Place Louis-le-Grand erschien, richtete sich der allgemeine Volkszorn gegen die königlichen Truppen. Die Menschen griffen die Soldaten der Krone an. Diese gingen sofort in Stellung und feuerten eine erste und zweite Salve ab. Menschen brachen tot zusammen, andere wurden schwer verletzt und versuchten, sich heulend in Sicherheit zu bringen.
    Als die Menge sich zerstreut hatte, stieg d'Argenson von seinem Pferd herunter und begab sich in das Privathaus des John Law.
    John Law kam ihm in der Eingangshalle entgegen. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht: »Diese Runde geht an Sie, d'Argenson.«
    »Ich fürchte, es war die letzte Runde«, entgegnete der Marquis trocken, »jede Glückssträhne geht mal zu Ende.«
    »Glück war nie mein Metier, Monsieur«, beharrte John Law. Er führte d'Argenson in sein Arbeitszimmer. »Bin ich verhaftet?«, fragte er.
    »Nein, Monsieur, der Regent bürgt für Ihre Unversehrtheit. Wir postieren deshalb Soldaten der königlichen Wache vor Ihrem Haus.«
    Aus irgendeinem Grund schien d'Argenson den Augenblick seines Triumphes nicht recht auskosten zu können. John stutzte: D'Argenson hatte doch nicht etwa Mitleid mit ihm? »Ich stehe unter Arrest?«, fragte er.
    »Sie sind mit sofortiger Wirkung aller Ihrer Ämter enthoben worden, Monsieur. Das Parlament hat eine Untersuchung gegen Sie eingeleitet. Es soll geprüft werden, ob Sie sich unrechtmäßig bereichert haben.«
    »D'Argenson, wir waren nie große Freunde, aber ich frage Sie: Glauben Sie wirklich, dass ich all das getan habe, nur um mich unrechtmäßig zu bereichern?«
    »Es gibt Leute am Hof«, begann d'Argenson, »die glauben, Sie hätten mithilfe geheimnisvoller ausländischer Bankiers bewusst die ganze Welt mit der französischen Papierwährung überschwemmt und selbst heimlich Sachwerte erworben. Sie hätten hunderte von Immobilien, Ländereien, Rohstofflager und Manufakturen aufgekauft und die Verkäufer gezwungen, wertloses Papiergeld als Bezahlung zu akzeptieren. Und nun würden Sie absichtlich die ganze Papierwährung zusammenbrechen lassen.«
    »Und das Einzige, was bleibt«, lächelte John Law kopfschüttelnd, »sind meine Sachwerte, und alle anderen sind bankrott.«
    »Das ist die neueste Theorie, die am Hof kursiert, Monsieur.«
    »Selbst wenn sie logisch wäre, Monsieur, sie ist einfach nicht wahr. Oder glauben Sie daran?«, fragte Law und schaute d'Argenson prüfend an.
    »Was ich glaube, Monsieur, ist nicht Gegenstand des parlamentarischen Ausschusses. Crozat le Riehe wird diese Untersuchung leiten. Nicht ich.«
    »Ich möchte Ihre Meinung hören, d'Argenson.«
    D'Argenson zuckte nicht mit der Wimper. »Darf ich Sie bitten, mich zu begleiten, Monsieur.«
    »Wenn Sie mich in die Bastille bringen wollen, dann lassen Sie mich wenigstens von meiner Familie verabschieden«, sagte John Law.
    »Ich bringe Sie lediglich zum Regenten und dann wieder zurück in Ihr Haus. Ich sagte bereits, Sie stehen unter Arrest.«
     
    Der Regent ließ auf sich warten. John Law stand in einem Vorzimmer, das zum Saal des Regentschaftsrates führte. Er kannte hier jeden Winkel. Hier war er all die Jahre wie zu Hause gewesen, ein Habitue, der hier täglich ein und aus ging. Jetzt erschien ihm alles fremd. Die Gardesoldaten vor den Türen, der Raum, der Geruch. Es war vielleicht das letzte Mal, dass er hier stand, das letzte Mal, dass er über die hellen Marmorplatten schritt, zum großen Leuchter an der Decke hinaufschaute, die Tür zum Regenten passierte. Doch der Regent kam nicht. Die Soldaten wechselten sich ab. Die Nacht brach an. Catherine musste

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