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Das Grosse Spiel

Das Grosse Spiel

Titel: Das Grosse Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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Anweisungen an die simulierten Piloten von vier Jägern, und statt einfach nur die Anweisungen des Computers auszuführen, durfte er die Taktik selbst festlegen. Er entschied, welches von mehreren Zielen das wichtigste war und dirigierte sein Geschwader dementsprechend. Zu jeder Zeit konnte er das persönliche Kommando über einen der Jäger für kurze Zeit übernehmen, und zuerst tat er dies oft; aber wenn er es tat, wurden die drei anderen Jäger in seinem Geschwader alsbald zerstört, und als die Spiele härter und härter wurden, mußte er mehr und mehr von seiner Zeit darauf verwenden, das Geschwader zu kommandieren. Wenn er das tat, gewann er immer öfter.
    Als er ein Jahr lang auf der Kommandoschule war, verstand er es aus dem Effeff, den Simulator auf jeder der fünfzehn Ebenen zu bedienen, vom Kontrollieren eines individuellen Jägers bis hin zum Kommandieren einer Flotte. Er hatte längst begriffen, daß das, was der Kampfraum für die Kampfschule war, der Simulator für die Kommandoschule war. Der Unterricht war wertvoll, aber die wirkliche Erziehung war das Spiel. Von Zeit zu Zeit kamen Leute vorbei, um ihn spielen zu sehen. Sie sprachen nie - kaum einer tat das je, außer er hatte ihm etwas Spezielles beizubringen. Die Zuschauer verweilten einfach stumm und beobachteten ihn, wie er eine schwierige Simulation durchlaufen ließ, und gingen dann wieder, gerade wenn er fertig war. Was macht ihr? wollte er fragen. Mich beurteilen? Entscheiden, ob ihr mir die Flotte anvertrauen wollt? Denkt nur immer daran, daß ich nicht darum gebeten habe.
    Er stellte fest, daß ein großer Teil dessen, was er auf der Kampfschule gelernt hatte, sich auf den Simulator übertragen ließ. Routinemäßig reorientierte er den Simulator alle paar Minuten, wobei er ihn so rotierte, daß er nicht in einer Oben-Unten-Orientierung gefangen blieb. Ununterbrochen beurteilte er seine Lage aus dem feindlichen Blickwinkel. Es war amüsant, endlich eine derartige Kontrolle über die Schlacht zu haben, imstande zu sein, jeden ihrer Schauplätze zu sehen.
    Es war aber auch frustrierend, zugleich so wenig Kontrolle zu haben, denn die computerkontrollierten Jäger waren nur so gut, wie es der Computer gestattete. Sie ergriffen keine Initiative. Sie verfügten über keine Intelligenz. Er begann, sich seine Zugführer herbeizuwünschen, so daß er darauf zählen konnte, daß einige der Geschwader richtig handelten, ohne daß er sie dauernd überwachte.
    Am Ende seines ersten Jahres gewann er jede Schlacht auf dem Simulator und spielte das Spiel, als sei die Maschine ein natürlicher Teil seines Körpers. Eines Tages, als er gerade eine Mahlzeit mit Graff einnahm, fragte er: »Ist das alles, was der Simulator kann?«
    »Ist was alles?«
    »Die Art, wie er jetzt spielt. Es ist einfach, und es ist schon seit einiger Zeit nicht mehr schwieriger geworden.«
    »Ach.«
    Graff wirkte desinteressiert. Aber andererseits wirkte Graff immer desinteressiert. Am nächsten Tag änderte sich alles. Graff verschwand, und an seiner Stelle gaben sie Ender einen Gefährten.
    Er war im Zimmer, als Ender am Morgen aufwachte. Es war ein alter Mann, der mit gekreuzten Beinen auf dem Boden saß. Ender schaute ihn erwartungsvoll an, weil er darauf wartete, daß der Mann sprach. Er sagte nichts. Ender stand auf und duschte sich und zog sich an, bereit, den Mann sein Schweigen wahren zu lassen, wenn er es wünschte. Er hatte längst gelernt, daß, wenn etwas Ungewöhnliches vorging, etwas, das Teil eines fremden Planes und nicht seines eigenen war, er mehr Informationen herausbekommen konnte, wenn er wartete, als wenn er fragte. Erwachsene verloren die Geduld stets früher als Ender.
    Der Mann hatte immer noch nicht gesprochen, als Ender fertig war und zur Tür ging, um den Raum zu verlassen. Die Tür öffnete sich nicht. Ender drehte sich um, um den auf dem Boden sitzenden Mann anzusehen. Er sah wie ungefähr sechzig aus, bei weitem der älteste Mann, den Ender auf Eros gesehen hatte. Er hatte einen weißen Eintagebart auf den Wangen, der sein Gesicht nur etwas weniger grau als sein ganz kurz geschnittenes Haar erscheinen ließ. Sein Gesicht hing ein bißchen, und seine Augen waren von Falten und Runzeln umgeben. Er sah Ender mit einem Gesichtsausdruck an, der von völliger Teilnahmslosigkeit zeugte.
    Ender wandte sich wieder der Tür zu und versuchte erneut,
    sie zu öffnen. »Na schön«, sagte er resignierend. »Warum ist die Tür abgeschlossen?«
    Der alte Mann schaute

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