Das große Yogabuch
Sie sich vor, dass alle Gewebe und jede Zelle sich dem Licht öffnen, bis das Licht überall im Körper seine wohltuenden und heilsamen Wirkungen entfalten kann. Spüren Sie, wie sich Ihr Körper tiefer und tiefer entspannt.
Um die Übung zu beenden, recken, strecken und räkeln Sie sich langsam und wohlig.
Entspannung des Stirnraumes mit Licht
Kommen Sie in die Rücken- oder Bauchlage oder in einen bequemen aufrechten Sitz Ihrer Wahl. | Ziehen Sie sich mit Ihrer Aufmerksamkeit in den Stirnraum zurück. Beobachten Sie, in welcher geistigen und seelischen Verfassung Sie sind. Beobachten Sie die verschiedenen Gedanken, Gefühle, Empfindungen, Erinnerungen und inneren Bilder, die augenblicklich Ihren Geist und Ihr Gemüt beschäftigen. | Gehen Sie mit der Wahrnehmung in den Raum oberhalb des Scheitelpunkts. Verbinden Sie sich dort mit einem strahlend hellen, wohltuenden und heilsamen Licht. | Verbinden Sie nun Ihren Atem mit Licht. Nehmen Sie einatmend das Licht auf, und führen Sie es bis zur Mitte der Stirn. | Lassen Sie ausatmend das Licht sich im ganzen Stirnraum verströmen. Stellen Sie sich dabei vor, wie sich Ihr Geist zurücklehnt und ruht. Verbinden Sie sich am Ende des Ausatmens erneut mit der Wahrnehmung von Licht. | Wiederholen Sie dies einige Male.
Halten Sie am Ende einer Ausatmung inne. Bleiben Sie mit der Wahrnehmung im Stirnraum in der Vorstellung, dass das Licht sich in Ihrem ganzen Schädel ausbreitet. Es füllt alle Windungen des Gehirns und strömt über die Hörnerven in das Innere der Ohren, über die Sehnerven in die Augäpfel, über die Geschmacksnerven in den Mundraum, über die Riechnerven in die Nase. Das Licht füllt nach und nach alle knöchernen Strukturen des Schädels. Es füllt die Höhlen, die Zähne und die Muskeln des Kopfes. | Schließlich ist Ihr Kopf so angefüllt, dass das Licht durch die Poren der Haut nach außen schimmert. | Suchen Sie eine möglichst klare Empfindung Ihres lichtgefüllten Schädels, und entspannen Sie Ihren Geist in diese Wahrnehmung hinein. | Verweilen Sie so eine Weile, und beobachten Sie, wie sich Ihr Geist mehr und mehr entspannt. Stellen Sie sich vor, dass das Licht alle Regungen Ihres Geistes überstrahlt. Lassen Sie zu, dass Ihr Kopf sich auszudehnen scheint und ganz weit wird.
Um die Übung zu beenden, konzentrieren Sie sich kurze Zeit auf Ihren Atem und richten dadurch Ihren Geist wieder aus.
Pranayama – die Atemübungen des Yoga
Der Atem spiegelt mit großer Genauigkeit unsere körperliche und geistige Verfassung wider und passt sich ihr dauernd an.
Der Atem als Spiegel von Körper und Seele
Er variiert je nachdem, wie intensiv wir uns körperlich betätigen, um uns einerseits immer mit ausreichend Sauerstoff zu versorgen und andererseits im Körper entstandene Stoffwechselschlacken in Form von Kohlendioxid über den Ausatem zu entsorgen.
Unsere Umgangssprache belegt deutlich, wie sehr auch unsere Gefühle und unser Denken den Atem beeinflussen. Da »stockt mir der Atem« oder »bleibt mir die Luft weg«, wenn ich mich erschrecke. In »atemloser« Spannung sehe oder lese ich einen guten Krimi. Wenn ich mich sehr aufrege und womöglich aus der Haut fahre, höre ich von meinen Mitmenschen ein wohlmeinendes »Nun halt mal die Luft an!« oder »Atme erst mal tief durch!«. Hat sich mein Gemüt wieder etwas beruhigt, »muss ich erst mal zu Atem kommen«. Ich habe einen »langen Atem«, wenn ich in der Lage bin, ausdauernd und beständig zu sein. Gar nicht so nett klingt hingegen, wenn mich jemand »langatmig« nennt, der sich langweilt bei dem, was ich ihm erzähle.
»Fließt der Atem, fließen auch die Gedanken; ruht der Atem, so ruhen auch sie.
Da ein Yogi nach Ruhe strebt, muss der Atem beruhigt werden.«
Hatha-Yoga-Pradipika II,2
Den Atem gezielt nutzen
Da die Beziehung zwischen geistig-seelischer Verfassung und Atem so offensichtlich ist, haben sich die Yogis schon vor 3000 Jahren überlegt, dass es möglich sein müsste, den Zustand unseres Geistes mithilfe des Atems bewusst zu beeinflussen. Die Erfahrung bestätigt diese Vermutung. Bei immerhin etwa 90 Prozent aller Menschen sind die Gemütsverfassung und der Geisteszustand direkt über den Atem gezielt zu verändern.
Bereits im klassischen Yoga hat die Verfeinerung und Gelöstheit des Atems (Pranayama) deshalb eine zentrale Stellung auf dem Übungsweg bekommen. In Asanas üben wir ein, bei allem, was wir tun, entspannt weiterzuatmen. Indem wir auf den Atem einwirken, ihn zum
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