Das große Yogabuch
Beobachtung ganz klar zu: Unser natürlicher Atem ist meist flach, unregelmäßig und nährt uns nicht gut. Er lässt sich deutlich verbessern, sodass wir durch Übungen mehr Sauerstoff bekommen und uns besser entgiften können.
Tipps fürs Üben
Die folgenden Übungen sind einfach nachzuvollziehen. Sie können sie auch als Anfänger/in praktizieren, sobald Sie in einer aufrechten Sitzhaltung bequem verweilen können ( > ).
• Ihre letzte Mahlzeit sollte mindestens drei Stunden zurückliegen, da sonst die Atmung durch den vollen Magen beeinträchtigt ist. Üben Sie deswegen am besten gleich nach dem Aufstehen, noch vor dem Frühstück.
• Achten Sie darauf, dass Ihre Kleidung Sie nicht einengt.
• Bereiten Sie die Atemübungen mit Körperübungen vor. Besonders geeignet sind die Bewegungen des Kundalini-Yoga ( > ) und Dehnungen wie der Sonnengruß ( > ) oder die Acht Bewegungsrichtungen der Wirbelsäule ( > ).
• Finden Sie eine bequeme, aber aufrechte Sitzhaltung, die Ihrem Atemtyp entspricht ( > ) und in der Sie eine Weile bleiben können. Wenn Sie besser auf einem Stuhl sitzen, üben Sie so.
• Am Anfang kann es passieren, dass Sie während des Übens (stark) schwitzen. Das ist normal, da die Übungen intensiv reinigend wirken.
• Beginnen Sie mit einer kurzen Übungszeit von 1 bis 2 Minuten, und steigern Sie die Übungsdauer allmählich, beispielsweise jedesmal um eine halbe Minute bis auf 10 bis 15 Minuten. Für den Atem gilt ganz besonders: »Mäßig, aber regelmäßig.« Erzwingen Sie niemals etwas, da sich sonst Ihre Atemmuskulatur verspannt. Seien Sie sehr geduldig mit sich und Ihrem Atem!
• Bitte lesen Sie die Anleitungen aufmerksam durch, und probieren Sie dann jede der Übungen einzeln etwa eine Woche lang. Merken oder notieren Sie sich die genaue Wirkung. Diese kann von dem abweichen, was ich beschrieben habe – sie kann sogar völlig entgegengesetzt sein.
• Wählen Sie dann für Ihr persönliches Programm die Atemübungen nach Bedarf. Damit Sie beobachten können, wie Sie mittels dieser Übungen Ihre Verfassung grundsätzlich verändern und ausgleichen können, bleiben Sie für eine gewisse Zeit bei einer bestimmten Atemart. Denn Atemübungen wirken besonders intensiv mittel- und langfristig.
Wenn Sie die Atemübungen regelmäßig üben (3- bis 4-mal pro Woche), entfalten sie bald intensiv ihre Wirkungen, zum Beispiel eine Zunahme der Energie und ein vermindertes Schlafbedürfnis, Veränderungen der Pulsfrequenz und des Herzschlags und außerdem danach ein kräftiges Hungergefühl.
Asana und Atembeobachtung
Das Erlernen von Asanas schließt die Atembeobachtung immer schon mit ein.
Wenn wir im Üben die für uns zu diesem Zeitpunkt passende Anstrengung (Prayatna) finden und überflüssige Anspannung auflösen (Shaitilya), dann wird unser Atem diese Balance widerspiegeln. Im Yoga-Sutra 2.47 heißt es, dass unser Atem dann endlos (Ananta) strömt.
So kann uns unser Atem zu jedem Zeitpunkt sagen, ob wir uns zu viel oder zu wenig bemühen, und wird uns dadurch helfen zu lernen, unser richtiges Maß im Handeln zu finden.
Die Grundübung
Den Atem beobachten
Kommen Sie in einen bequemen und aufrechten Sitz, der Ihrem Atemtyp entspricht. Achten Sie darauf, dass Ihr Mundraum und Ihre Schultern entspannt sind. | Schließen Sie die Augen, und lauschen Sie nach innen, wie Ihr Atem kommt und geht. Werden Sie sich bewusst, dass »es Sie atmet«, ohne dass Sie irgendetwas dazutun müssen. | Beobachten Sie, wo Ihr Körper sich weitet und ausdehnt, um den Atem zu empfangen. | Werden Sie sich der pulsierenden Atembewegung bewusst. Dieses Pulsieren des Atems ist die pulsierende Bewegung des Lebens. | Akzeptieren Sie Ihren Atem so, wie er ist, und versuchen Sie, sich möglichst wenig einzumischen. | Verweilen Sie so einige Minuten in einer liebevollen und entspannten Betrachtung Ihres Atems.
Wenn Ihre Aufmerksamkeit ermüdet oder Ihr Atem sich aufgrund der Beobachtung blockiert, halten Sie inne. Gähnen Sie, seufzen Sie, und lassen Sie Ihrem Atem freien Lauf.
Sonne und Mond verbinden
Nadi Shodhana ist eine der bekanntesten Atemformen des Yoga. Sie heißt wörtlich übersetzt »Reinigung der Nadis«. Nadis sind Energiekanäle, die den ganzen Körper durchziehen und in denen die Lebensenergie Prana zirkuliert. Man kann sie mit den Meridianen der Chinesen vergleichen, in denen das Chi – der chinesische Ausdruck für Lebensenergie – zirkuliert.
Die gebräuchlichere Bezeichnung
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