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Das große Yogabuch

Das große Yogabuch

Titel: Das große Yogabuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Trökes
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unterdrücken. Hilfreicher ist es, sie als Ausdruck unserer Verletzlichkeit anzunehmen. Schließlich ist sie ja entstanden, weil sie uns vor etwas schützen und uns Vorsicht lehren wollte. Damit ist sie ein wichtiger Teil unserer biologischen Grundausstattung.
    Die fünf Kleshas
    • Falsches Verstehen, falsches Wissen (Avidya)
    • Falsche Einschätzung der eigenen Person/des Egos (Asmita)
    • Das drängende Verlangen, etwas haben zu wollen (Raga)
    • Abneigung, Abwehr und Vermeidung (Dvesha)
    • Angst, insbesondere die Angst vor dem Tod (Abhinivesha)
    Das Reiz-Reaktions-Schema verlassen
    Der erste Schritt, die Wirkung der Kleshas abzuschwächen, ist die Entwicklung einer ständigen Achtsamkeit. So können wir uns bewusst werden, wann die Kleshas auftauchen, was sie hervorlockt und wie wir auf sie reagieren.
    Dafür empfiehlt uns Patañjali, im Laufe des Tages, wenn uns irgendetwas irritiert, kurz innezuhalten und uns zu fragen: »Stopp! Was geht hier vor? Ist die Situation so in Ordnung für mich? Wo steuert sie hin? Entspricht das meiner Absicht?« Dieser Reflexionsprozess, der in Sekundenschnelle abläuft, erlaubt es uns, das Reiz-Reaktions-Schema zu verlassen, bewusst zu entscheiden und zu handeln.
    Patañjali macht klar, dass sich keines dieser Hindernisse je ganz beseitigen lassen wird, da die Grundtendenz aller fünf Kleshas in unserer Biologie ganz tief verankert ist: Aus biologischer Sicht ist es gut, sich von Annahmen über die Welt leiten zu lassen, ein Ego zu entwickeln, Bedürfnisse und Abneigungen zu haben und Angst spüren zu können. Wichtig ist jedoch ein bewusster Umgang mit den Kleshas, denn er hilft, sie abzuschwächen, damit sie nicht unser Wesen und unser Handeln dominieren. Mit dem Konzept der Kleshas haben wir daher ein wirkungsvolles Mittel in der Hand, unseren Geist und unser Handeln zu klären und zu versuchen, zukünftiges Leid für uns und andere zu erkennen und zu vermeiden.
    Dafür müssen wir lernen, den analytischen Teil unseres Verstandes gezielt und konstruktiv einzusetzen, um zu unterscheiden und zu differenzieren. Das wird im Yoga Viveka, Unterscheidungsfähigkeit, genannt und gilt als eine hohe Qualität. Die in uns wirksam werdenden Kleshas zu erkennen und zu kontrollieren, ist ein Prozess, der nur Schritt für Schritt geschieht und – einmal in Gang gesetzt – unser ganzes Leben lang anhalten wird, bis wir eines Tages bewusst und ruhig unserem Tod ins Auge schauen können.
    Um diesen Prozess zu unterstützen, hat Patañjali ein methodisches Vorgehen entwickelt, den Yogaübungsweg der acht Stufen.
    Um die Hindernisse auf dem Weg zu erkennen und ausräumen zu können, ist es am besten, innezuhalten und gegenüber den Geschehnissen in den Zustand des inneren Beobachters ( > ) zu gehen.
    Der achtstufige Yogaweg
    Die acht »Stufen« sind wie die Maschen eines Netzes miteinander verbunden, alle beziehen sich aufeinander. Jede Masche ist innerhalb des Netzes unverzichtbar, keine ist besser oder wertvoller als eine andere. Das ganze Modell ist wie eine Spirale angeordnet. Wenn wir die acht Stufen, die zunächst einmal ein theoretisches Konzept darstellen, mit Leben und Erfahrung gefüllt haben, werden wir mit einem anderen Bewusstsein auf unsere ersten Schritte schauen. Um ein Beispiel zu nennen: Wenn wir, nachdem wir Meditationserfahrung gemacht haben, wieder zum Üben von Körperhaltungen (Asanas) zurückkehren, werden wir sie anders, nämlich bewusster und ruhiger ausführen als zu der Zeit, als die Meditation uns noch fremd war.
    »Wenn das Denken im Selbst ruht, die Begierden bewältigt sind und auch Wünsche nicht mehr stören, dann ist das Yogaziel erreicht.«
    Bhagavadgita 6,18
    1 Vom Umgang mit der Welt – Yama
    Yama ist die erste Stufe. Sie beinhaltet Vorschläge zum Handeln in der äußeren Welt:
    • Ahimsa: Ein bewusster und rücksichtsvoller Umgang mit allen Lebewesen, wobei wir besonders darauf achten sollen, anderen kein Leid zuzufügen. Ahimsa meint, liebevoll und rücksichtsvoll mit uns und anderen umzugehen.
    • Satya: Wahrhaftigkeit und Offenheit.
    • Asteya: Bewusster Umgang mit unserem Begehren. Aufgeben des Haben-Wollens, und zwar insbesondere von Dingen, die uns nicht gehören.
    • Brahmacharya: Das richtige Maß im Handeln. Hier ist auch an die Sexualität gedacht, um zu verhindern, dass sie unser Denken beherrscht und wir uns in unseren Leidenschaften verzetteln.
    • Aparigraha heißt wörtlich übersetzt »nicht horten«. Wir können es als einen

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