Das Großelternbuch
können und ihre Schwiegermutter nicht anzufahren brauchen. Die Oma hätte sicher wirksamer reagiert, wenn sie den kleinen Mädchen deutlich gesagt hätte, wie schlimm das hätte enden können und wie sehr sie erschrocken war. Dann hätte sie sie fest an die Hand nehmen sollen bis zu ihrem Haus. Es wäre eine logische, aus der Übertretung einer Regel sich ergebende Konsequenz gewesen, und nur diese Art von »Bestrafung« ist überhaupt sinnvoll und gerechtfertigt. Leider ist man nicht immer, wenn man sehr betroffen ist, in der Lage, so vernünftig zu reagieren.
Beschränken Sie sich auf wenige Regeln, aber verteidigen Sie sie
In dieser Weise sollten Sie auch die wenigen Regeln verteidigen, die Sie für das Zusammensein mit den Enkelkindern festsetzen. Bereiten Sie sich darauf vor, die Regeln gut zu begründen und sie im Laufe der Jahre hundert Mal zu wiederholen, aber überlegen Sie auch, was Sie tun können, wenn das Wiederholen nicht hilft. Dann hilft oft nur die Konsequenz:
• In der Wohnung soll man nicht Ball spielen, darum muss man den Ball wegnehmen, wenn doch damit gespielt wird.
• Im Wohnzimmer wird nicht auf den Möbeln geturnt, darum muss man gemeinsam in einen anderen Raum gehen, wenn die Regel nicht respektiert wird.
• Bei Tisch darf man nicht spielen, darum muss man aufstehen und woanders weiterspielen, wer es nicht lassen kann.
Drohen Sie nicht mit unsinnigen Konsequenzen
Vermeiden Sie alles Drohen mit unsinnigen Konsequenzen, wie: »Wenn du weiter Krach machst, bekommst du keinen Nachtisch.« Oder: »Wenn du nicht deinen Teller leer isst, darfst du nicht mit ins Kino.« Hier wird allein die Macht ausgespielt, die Sie über Nachtisch oder Kinokarten haben, aber keine logische Konsequenz entwickelt.
Mit unsern Regeln verteidigen wir unser eigenes Reich, unsere Nerven, unsere Wertvorstellungen. Wenn wir dabei zu weit gehen, finden die Enkel uns »doof« und verlieren die Lust, zu uns zu kommen. Es ist und bleibt eine Gratwanderung zwischen Strenge und Nachgiebigkeit.
Wir sollten uns über Regeln nicht zu viele Gedanken machen, sondern das Positive in unseren Enkeln suchen, uns bedanken für ihr gutes Benehmen und das Bildchen, das sie mitgebracht haben, ihren Eifer beim Tischdecken loben und ihr Geschick beim Reparieren des Gartentürchens. Wie schwer ist es für die kleinen Menschen, sich in unsere Welt einzufügen! Nehmen wir die Missgeschicke mit Humor, mit Strafen brauchen wir uns nicht aufzuhalten.
Taschen- und anderes Geld
Kinder müssen lernen, es hinzunehmen, dass andere »alles« haben
Für die meisten Grundschulkinder spielt das Geld noch keine große Rolle, doch je älter sie werden, umso mehr erkennen sie seinen Nutzen und seinen Reiz – dass man sich damit Wünsche erfüllen kann und dass man andere damit beeindruckt. Zugleich müssen sie lernen hinzunehmen, dass sie vielleicht nicht so viel Geld haben wie die reichen Kameraden und Kameradinnen. In jeder Gruppe, in jeder Klasse gibt es ein oder mehrere Kinder, die »alles« haben: die auffälligste Uhr, die tollste Puppe, das beste Fahrrad. Sie können sich ständig neue CDs und Videospiele kaufen, sie verreisen in allen Ferien bis in die fernsten Länder. Die Großeltern würden ihren Enkeln gern den Schmerz ersparen, nicht zu den Ersten gehören zu können, wenn es ums Geldausgeben geht, deshalb sind sie in Versuchung, sie mit Geld zu verwöhnen, vor allem, wenn sie nur ein einziges Enkelkind haben. Doch das wäre nicht gut. Sie würden die Kinder zu Anspruchsdenken und Maßlosigkeit verleiten. Eines Tages aber müssen sie ihr eigenes Leben leben, auf eigenen Füßen stehen und lernen, mit den eigenen Mitteln auszukommen.
Nicht mit Geldgeschenken verwöhnen
Die Großeltern sollten den Kindern ruhig erklären, dass es Unterschiede gibt und dass manche Menschen mehr Geld haben als andere, aber dass der Wert eines Menschen nicht davon abhängt. Wenn sie die Enkelkinder verwöhnen wollen, sollten sie es nicht tun, indem sie das Taschengeld aufbessern, sondern indem sie hier und da und auch außer der Reihe ein Geschenk machen oder gemeinsam mit ihnen etwas unternehmen. Vielleicht können sie dazu auch den einen oder anderen Klassenkameraden, die Klassenkameradin einladen, vielleicht eines von den beneideten »reichen« Kindern, und die Enkel hätten Gelegenheit, auf ihre an Einfällen reichen Großeltern stolz zu sein.
Wenn die Eltern einverstanden sind, kann man
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