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Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
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Glühbirne, Hungerleider, solche, die verrückt spielen.
    »Wir sind jung, Señor. Wir tun nichts Schlechtes.«
    »Wir wissen schon, daß Sie sehr stark sind, aber das ist kein Grund, uns zu beleidigen.«
    »Ist’s wahr, daß Sie einmal einen aus Catacaos bei lebendigem Leib hochgehoben und auf ein Dach geworfen haben? Ist das wahr, Señor Seminario?«
    »So sehr haben sie sich vor ihm erniedrigt?« fragte die Selvática. »Das hätt ich nicht von ihnen geglaubt.«
    »Ihr habt ja Angst vor mir«, lachte Seminario besänftigt. »Wie ihr mir schmeichelt.«
    »Wenn’s drauf ankommt, geben die Männer immer klein bei«, sagte die Chunga.
    »Nicht alle, Chunga«, protestierte der Bulle. »Wenn er sich mit mir angelegt hätte, hätt ich ihm rausgegeben.«
    »Er war bewaffnet, die Unbezwingbaren haben recht gehabt, sich zu fürchten«, entschied der Jüngling sanft. »Angst ist wie die Liebe, Chunga, was Menschliches.«
    »Du hältst dich für einen Weisen«, sagte die Chunga. »Aber bei mir kommen deine Philosophien nicht an, wenn du’s noch nicht wissen solltest.«
    »Das Unglück war nur, daß die Jungens da nicht aufgebrochen sind«, sagte der Arpista.
    Seminario war an seinen Tisch zurückgekehrt, auch die Unbezwingbaren, ohne eine Spur der Fröhlichkeit von vorhin: er sollte erst mal was trinken, dann würde er schon sehen, aber nein, der rannte mit der Pistole rum, lieber abwarten, ein andermal, und warum ihm nicht den Lieferwagen anzünden? stand ganz in der Nähe, beim ›Club Grau‹.
    »Noch besser: wir gehen raus und sperren ihn hier ein und stecken das ganze Grüne Haus an«, sagte Josefino. »Zwei Kanister Benzin und ein Streichhölzchen reichen. Wie Padre García.«
    »Würde brennen wie Stroh«, sagte José. »Die Barriada hier auch und sogar das Stadion.«
    »Verbrennen wir lieber gleich ganz Piura«, sagte derAffe. »Ein Riesenriesenriesenfeuerchen, so daß man’s von Chiclayo aus sehen kann. Der ganze Sand würde feuerrot werden.«
    »Und die Asche würde bis nach Lima fallen«, sagte José. »Alles, bis auf eines: die Mangachería müßten wir retten.«
    »Klar, wär ja noch schöner«, sagte der Affe. »Das müßte sich machen lassen.«
    »Ich war damals bei dem Brand ungefähr fünf Jahre alt«, sagte Josefino. »Erinnert ihr euch noch an was?«
    »An den Anfang nicht«, sagte der Affe. »Wir sind am nächsten Tag hin, zusammen mit ein paar Bengels aus dem Barrio, aber die Polypen haben uns davongejagt. Die, die zuerst hingekommen waren, haben scheinbar viele Sachen davongeschleppt.«
    »Ich kann mich nur noch an den Brandgeruch erinnern«, sagte Josefino. »Und daß man Rauch gesehen hat und daß viele Algarrobos in Kohle verwandelt waren.«
    »Bitten wir doch den Alten, er soll’s uns erzählen«, sagte der Affe. »Wir laden ihn einfach zu ein paar Bierchen ein.«
    »Vielleicht war’s doch kein Schwindel«, sagte die Selvática. »Oder haben die ein anderes Feuer gemeint?«
    »Typisch für Piura, Mädchen«, sagte der Arpista. »Glaub nur nie den Piuranern, wenn sie davon erzählen. Reine Erfindung.«
    »Sind Sie nicht müde, Maestro?« sagte der Jüngling. »Es ist gleich sieben Uhr, wir könnten gehen.«
    »Hab noch keinen Schlaf«, sagte Don Anselmo. »Muß dem Frühstück Zeit zum Verdauen geben.«
    Die Ellbogen auf die Theke gestützt, versuchten die Unbezwingbaren die Chunga zu bewegen: sollte ihn doch ein wenig lassen, es kostete sie doch nichts, damit sie ein bißchen mit ihm reden konnten, die Chunga sollte doch nicht so hartherzig sein.
    »Alle Leute mögen Sie gern, Don Anselmo«, sagte die Selvática. »Ich auch, Sie erinnern mich an einen netten Alten in meiner Heimat, Aquilino hat er geheißen.«
    »So großzügig, so sympathisch«, sagte der Arpista. »Haben mich an ihren Tisch geladen und mir ein Bierchen angeboten.«
    Er schwitzte. Josefino gab ihm ein Glas in die Hand, er trank es in einem Zug aus und schmatzte. Dann fuhr er sich mit seinem bunten Taschentuch über die Stirn, die dichten Augenbrauen und putzte sich die Nase.
    »Ein Gefallen unter Freunden, Alter«, sagte der Affe. »Erzählen Sie uns das vom Feuer.«
    Die Hand des Arpista tastete nach dem Glas und umspannte, statt des eigenen, das des Affen; er goß es in einem Zug hinunter. Wovon redeten sie denn, von welchem Feuer, und er schneuzte sich noch einmal.
    »Ich war damals noch ein Knirps, hab die Flammen vom Malecón aus gesehen. Und die Leute, die mit Säcken und Eimern Wasser herumgerannt sind«, sagteJosefino.

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