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Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
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Ihnen zugestoßen ist?«
    »Wir haben von einem tollen Kerl gesprochen, Mädchen«, sagte Don Anselmo. »Chápiro Seminario, ein Alter, der vor drei Jahren gestorben ist.«
    »Ah, Arpista, sehen Sie, was für ein Schwindler Sie sind?« sagte der Affe. »Vorhin haben Sie nicht vom Grünen Haus erzählen wollen, und jetzt tun Sie’s doch. Kommen Sie, wie war das mit dem Feuer?«
    »Diese Jungens«, sagte Don Anselmo. »Was für Unsinn, was für Dummheiten!«
    »Jetzt werden Sie schon wieder dickköpfig, Alter«, sagte José. »Dabei haben Sie doch gerade eben noch vom Grünen Haus geredet. Wo wär dieser Chápiro denn sonst mit seinem Pferd angeritten gekommen? Und die Mädchen, die ihm da entgegengelaufen sind?«
    »Auf seine Felder ist er geritten gekommen«, sagte Don Anselmo. »Und die Mädchen, die ihm entgegengelaufen sind, waren die Baumwollpflückerinnen.«
    Er schlug auf den Tisch, das Lachen verstummte,die Chunga brachte noch einen Krug Bier, und der Teniente Cipriano blies in aller Ruhe den Rauch aus dem Lauf der Waffe, sie sahen es und glaubten es nicht, und Seminario schmetterte ein Glas gegen die Wand: der Teniente Cipriano war ein Hurensohn, es war nicht auszuhalten, daß dieser Cholo ihn in einem fort unterbrach. »Hat er ihm wieder die Mutter zur Sau gemacht?« sagte die Selvática und blinzelte hastig mit den Augen.
    »Nicht ihm, sondern diesem Teniente«, sagte der Jüngling.
    »Sie im Namen dieses Chápiro-Kerls, ich in dem von Teniente Cipriano«, schlug der Sargento seelenruhig vor. »Russisches Roulett, mal sehen, wer von uns beiden ein Mann ist, Señor Seminario.«

IV
    »Glauben Sie, daß der Lotse ausgerissen ist, mi teniente ?« sagte der Sargento Roberto Delgado.
    »Klar, der ist doch nicht blöd«, sagte der Teniente. »Jetzt versteh ich auch, warum er den Kranken gespielt hat und nicht mit uns gekommen ist. Er wird ausgerissen sein, sobald er uns aus Santa María de Nieva hat verschwinden sehen.«
    »Aber früher oder später kriegen wir ihn«, sagte der Sargento Delgado. »Das Riesenarschloch hat nicht mal den Namen gewechselt.«
    »Mich interessiert mehr der andere«, sagte der Teniente. »Der dicke Fisch. Wie heißt er denn nun eigentlich? Tushía? Fushía?«
    »Vielleicht weiß er wirklich nicht, wo er ist«, sagte der Sargento Delgado. »Vielleicht hat ihn wirklich eine Boa aufgefressen.«
    »Also, machen wir weiter«, sagte der Teniente. »Los, Hinojosa, bring den Burschen rein.«
    Der Soldat, der, in der Hocke an die Hüttenwand gelehnt, vor sich hin duselte, richtete sich auf wie ein Automat, ohne mit der Wimper zu zucken und ohne zu antworten, und wandte sich zur Tür. Kaum trat er über die Schwelle, durchnäßte ihn der Regen, er hob die Hände hoch, stolperte durch den Schlammdavon. Der Wolkenbruch peitschte wild auf die Siedlung nieder, und inmitten der Wassergüsse und pfeifenden Windstöße sahen die Aguarunahütten aus wie wilde Tiere, Sargento. Der Teniente war im Urwald Fatalist geworden, jeden Tag erwartete er, daß ihn eine Schlange bisse oder daß ihn die Malaria packte. Jetzt bildete er sich ein, daß der verfluchte Regen nie aufhören würde und daß sie einen Monat hier aushalten müßten, wie Ratten in einem Loch. Ach ja, wegen dieser Warterei ging nun alles zum Teufel, und als seine verbitterte Stimme verstummte, war erneut das Prasseln des Regens im Urwald zu hören, das schrecklich gleichmäßige Tropfen von den Bäumen und den Hütten. Die Lichtung war ein großer, aschfarbener Morast, aus Dutzenden von Quellen sprudelte es auf den Abhang zu, die Luft und der Wald dampften, stanken, und da kam ja Hinojosa und zerrte an einem Seil eine undeutliche, strauchelnde und knurrende Gestalt hinter sich her. Der Soldat kam das Treppchen zur Cabaña hochgesprungen, der Gefangene schlug vor dem Teniente der Länge nach hin. Die Hände waren ihm auf den Rücken gebunden, und er rappelte sich auf, indem er die Ellbogen zu Hilfe nahm. Der Offizier und der Sargento Delgado saßen an einem langen Brett, das über zwei Böcke gelegt war, und unterhielten sich noch eine Weile, ohne ihn anzusehen, und dann gab der Teniente dem Soldaten ein Zeichen: Kaffee und Schnaps, war noch welcher da? ja, und er sollte sich zu den andern trollen, siewürden ihn allein vernehmen. Hinojosa verschwand wieder nach draußen. Der Gefangene tropfte genauso wie die Bäume, um seine Füße hatte sich bereits eine kleine Pfütze gebildet. Die Haare hingen ihm über Stirn und Ohren herab, um die Augen,

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