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Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
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zwei mißtrauische, hüpfende Kohlestücke, hatte er Ringe wie ein Fuchs. Streifen fahler, zerschrammter Haut lugten zwischen den Fetzen seines Hemds hervor, und seine Hose, ebenfalls zerrissen, ließ eine Gesäßbacke frei. Er zitterte am ganzen Körper, Pantachita, und seine Zähne klapperten: er konnte sich nicht beklagen, sie hatten ihn umhegt wie ein Brustkindchen. Zuerst hatten sie ihn kuriert, nicht wahr? dann hatten sie ihm die Aguarunas vom Hals gehalten, die Brei aus ihm hatten machen wollen. Mal sehen, ob sie sich heute besser verstanden. Der Teniente hat viel Geduld mit dir gehabt, Pantachita, aber man durfte es auch nicht zu weit treiben. Das Seil umschlang den Hals des Gefangenen wie ein Kollier. Der Sargento Delgado bückte sich, ergriff das Seilende und zwang Pantacha, einen Schritt näher an das Brett heranzutreten.
    »Im Sepa 16 kriegst du gut zu essen und ein Bett«, sagte der Sargento Delgado. »Das ist kein Gefängnis wie die andern, da gibt’s keine Mauern. Vielleicht kannst du sogar ausreißen.«
    »Ist das nicht besser als eine Kugel?« sagte der Teniente. »Ist es nicht besser, daß ich dich in den Sepa schicke, als wenn ich den Aguarunas sag, da schenkich euch Pantachita, rächt euch an ihm für all die Diebe? Du hast ja gesehen, wie sie auf dich aus sind. Spiel also heute nicht wieder den Verrückten.«
    Pantacha, die Augen scheu und brennend, zitterte nur so, seine Zähne schlugen wie wild aufeinander, und er hatte sich zusammengekrümmt und zog den Bauch ein und streckte ihn wieder heraus. Der Sargento Delgado lächelte ihm zu, Pantachita, er würde doch nicht so dumm sein, allein die vielen Raubüberfälle und all die ermordeten Nacktärsche auf sich zu nehmen, nicht? Und der Teniente lächelte ihm ebenfalls zu: das beste war, wenn sie die Sache schnell erledigten, Pantachita. Danach kriegte er dann die Kräuter, die er so gern mochte, und er selbst würde sich sein Gebräu zubereiten, na? Hinojosa kam in die Cabaña, stellte eine Thermosflasche mit Kaffee und eine Flasche auf das Brett, rannte blitzschnell wieder hinaus. Der Teniente entkorkte die Flasche und hielt sie dem Gefangenen hin, der sich ihr murmelnd mit dem Gesicht näherte. Der Sargento riß heftig am Seil, Rindvieh, und Pantacha stürzte vornüber zwischen die Beine des Teniente: Jetzt noch nicht, zuerst reden, dann dudeln. Der Offizier nahm das Seil, drehte damit den Kopf des Gefangenen zu sich. Das Wuschelhaar wirbelte auf, die Kohlestückchen verharrten starr auf der Flasche. Er stank, wie der Teniente es noch nie erlebt hatte, Pantachita, sein Geruch machte ihn schwindlig, und jetzt öffnete er den Mund, ein Schlückchen? und keuchte heiser, Señor, gegen die Kälte, ererfror im Innern, Señor? einen ganz winzig kleinen nur, und der Teniente, schön, aber eins nach dem andern, wo hatte sich dieser Tushía versteckt? alles zu seiner Zeit, oder Fushía? wo war der? Aber er hatte es ihm doch schon zugesagt, Señor, bebend von Kopf bis Fuß, er war in der Dunkelheit verschwunden, und sie hatten ihn nicht gesehen, und es sah aus, als würden seine Zähne gleich zersplittern, Señor: Er sollte die Huambisas fragen, die Yacumama 17 wird halt des Nachts gekommen sein, wird eingedrungen sein und ihn auf den Grund der Lagune mitgenommen haben. Wegen seiner Schlechtigkeit vielleicht, Señor.
    Mit gerunzelter Stirn, enttäuschten Augen sah der Teniente den Gefangenen an. Auf einmal rückte er ab, sein Stiefel knallte gegen die nackte Gesäßbacke, und Pantacha ließ sich wimmernd fallen. Aber auch vom Boden aus blickte er immer noch schräg hoch zur Flasche. Der Teniente riß am Seil, der zerzauste Kopf knallte zweimal auf den Boden, Pantachita, jetzt war’s aber genug mit dem Scheißquatsch, oder? Wohin hatte er sich verkrochen? und Pantacha in der Dunkelheit, Señor, und stöhnte und knallte aus eigenem Entschluß den Kopf noch einmal gegen den Boden: ganz, ganz langsam wird sie gekommen sein, über den Abhang herauf vielleicht, und in seine Hütte hinein, mit dem Schwanz wird sie ihm den Mund zugehalten haben, Señor, und so hat sie ihn halt davongeschleppt, den Ärmsten, und er sollte ihm doch wenigstens ein einziges Schlückchen geben, Señor. Sowar die Yacumama halt, ganz still, und die Lagune wird sich geöffnet haben, bestimmt, und die Huambisas sagten, sie wird wiederkommen und wird uns verschlucken, und deswegen waren sie dann auch weggegangen, Señor, und der Teniente versetzte ihm einen Fußtritt. Pantacha verstummte,

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