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Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
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Tages in der Stadt spielen würde. Aber so war’s, und anfänglich tadelten die Mangaches diese Untreue. Danach sahen sie ein, daß das Leben nicht wie die Mangachería war, es änderte sich. Seit Freudenhäuser in der Stadt eröffnet wurden, regnete es Angebote auf die Kapelle, und es gibt Versuchungen, denen man nicht widerstehen kann. Und im übrigen, auch wenn sie zum Spielen nach Piura gingen, so wohnten Don Anselmo, der Jüngling und der Bulle doch weiterhin in der Mangachería und spielten weiterhin umsonst auf bei allen Mangache-Fiestas.
    Jetzt wurde es wirklich ernst: die Kapelle hörte auf zu spielen, die Unbezwingbaren blieben auf dem Tanzboden stehen, ohne die Partnerin loszulassen, undblickten auf Seminario, und der Jüngling Alejandro sagte: »Da hat das Unheil wirklich angefangen, denn nun haben sie mit den Schießprügeln herumgefuchtelt.«
    »Der besoffene Kerl!« rief die Selvática. »Die ganze Zeit hat er sie gereizt. Geschieht ihm recht, daß er umgekommen ist. Der Schuft!«
    Der Sargento ließ Sandra los, machte einen Schritt auf ihn zu, er glaubte wohl, er redete mit seinen Dienstboten, Señor? und Seminario verschlug es fast die Sprache, so, frech werden willst du also auch noch, machte auch einen Schritt vor, du Dreckskerl von einem! und noch einen, seine gewaltige Gestalt wogte heran über die in blaues, grünes und violettes Licht gebadeten Bretter und erstarrte plötzlich, das Gesicht voller Verblüffung. Sandras Gelächter endete in einem kreischenden Aufschrei.
    »Lituma zielte mit der Pistole auf ihn«, sagte die Chunga. »Er hat sie so schnell gezogen, daß niemand es bemerkt hat, so wie einer von den jungen Kerlen in den Cowboy-Filmen.«
    »Und mit Recht!« stammelte die Selvática. »Konnte nicht gut noch mehr hinunterschlucken.«
    Die Unbezwingbaren und die Frauen waren an die Bar geflüchtet, der Sargento und Seminario maßen einander mit den Augen, Lituma gefielen die Schläger nicht, Señor, niemand wollte etwas von ihm, und er behandelte sie wie Dienstboten. Es tat ihm leid, aber das ging nicht, Señor.
    »Blas mir den Rauch nicht ins Gesicht, Bulle«, sagte die Chunga.
    »Und er, hat er auch seinen Revolver gezogen?« sagte die Selvática.
    »Hat nur mit der Hand die Pistolentasche gestreichelt«, sagte der Jüngling. »Liebkost hat er sie wie einen jungen Hund.«
    »Angst hat er gehabt!« rief die Selvática. »Lituma hat ihn kleingekriegt.«
    »Ich hab schon gedacht, in meiner Heimat gäb’s keine Männer mehr«, sagte Seminario. »Daß alle Piuraner Weiber und Feiglinge geworden sind. Aber es gibt wenigstens noch diesen Cholo da. Wart nur, jetzt wirst du auch gleich sehen, wer Seminario ist.«
    »Warum müssen sie sich nur immer streiten, warum können sie bloß nicht in Frieden leben und es zusammen genießen«, sagte Don Anselmo. »Wie nett dann das Leben wäre.«
    »Wer weiß, Maestro«, sagte der Jüngling. »Am Ende wär’s schrecklich langweilig und noch trauriger als jetzt.«
    »Dem hast du den Schneid schnell abgekauft, Vetter«, sagte der Affe. »Bravo!«
    »Aber trau ihm nicht, Genosse«, sagte Josefino. »Bei der ersten Gelegenheit zieht er seinen Revolver, wenn du nicht aufpaßt.«
    »Du kennst mich nicht«, wiederholte Seminario. »Darum spielst du dich so auf, Cholito.«
    »Und Sie kennen mich nicht«, sagte der Sargento. »Señor Seminario.«
    »Wenn du diese Pistole da nicht hättest, würdest du dich nicht so aufspielen, Cholito«, sagte Seminario.
    »Ich hab sie nun mal«, sagte der Sargento. »Und mich behandelt niemand wie seinen Dienstboten, Señor Seminario.«
    »Und da ist die Chunga angerannt gekommen und hat sich zwischen die beiden gestellt. Einen Mut hast du!« sagte der Bulle.
    »Und ihr, warum habt ihr sie nicht festgehalten?« Die Hand des Arpista machte einen Versuch, die Chunga zu berühren, aber die lehnte sich im Stuhl zurück, und die Finger des Alten streiften sie nur. »Sie waren bewaffnet, Chunguita, das war gefährlich.«
    »Ach wo, sie hatten ja schon zu quasseln angefangen«, sagte die Chunga. »Hierher kommen die Leute, um sich zu amüsieren, nicht zum Streiten. Nun schließt schon Frieden, kommt an die Theke, trinkt ein Bier, auf meine Rechnung.«
    Sie zwang Lituma, den Revolver wegzustecken, brachte sie dazu, daß sie einander die Hand gaben, und führte sie, jeden am Arm gefaßt, zur Bar, sollten sich schämen, sich wie Kinder aufzuführen, wußten sie, was sie waren? zwei Arschlöcher, na, hm, wetten, daß sie jetzt ihre

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