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Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
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vernünftigen Christenmenschen nicht üblich«, sagte Aquilino. »Soviel kostet ein Motor, Fushía.«
    »Sie ist zehntausend wert«, sagte Fushía. »Nur, ich hab’s eilig, Sie wissen gut genug warum, Don Julio, und ich kann mich nicht mit Weibern abplacken. Ich möcht heut noch aufbrechen.«
    Aber so leicht knöpfte man ihm keine tausend Sol ab, noch dazu, wo er ihn versteckt hatte. Und überdies sah Fushía ja, daß das Gummigeschäft futsch war, und bei dem Hochwasser war es unmöglich, dieses Jahr Holz herauszuholen, und Fushía, diese Loretanerinnen, Don Julio, er kannte das ja: regelrechte Vulkane, die glühten durch und durch. Ihm tat’s leid, sie zurücklassen zu müssen, sie war nämlich nicht nur hübsch: sie konnte auch kochen und hatte ein gutes Herz. Entschied er sich nun, Don Julio?
    »Hat’s dir wirklich leid getan, daß Lalita bei Señor Reátegui in Uchamala bleiben würde?« sagte Aquilino. »Oder hast du das nur gesagt?«
    »Ach was! leid getan, von wegen!« sagte Fushía. »Ich hab sie nie geliebt, diese Hure.«
    »Bleib noch drin«, sagte Julio Reátegui. »Ich werd mit dir im Weiher baden. Du hast doch was an? Und wenn jetzt die Caneros kommen? Zieh was an, Lalita, nein, warte, noch nicht.«
    Lalita kauert im Weiher und das Wasser bedeckt sie, um sie herum entstehen Wellen, konzentrische Kreise. Ein Lianenregen strömt auf das Wasser herab, und Julio Reátegui, er spürte sie, Lalita, zieh was an: sie waren ganz klein, hatten Stachel, schlüpften in die Löcherchen, Mädchen, und drinnen kratzten, infiziertensie alles, und sie würde die Boramittel trinken müssen und eine Woche lang Durchfall haben.
    »Das sind keine Caneros, Patrón«, sagte Lalita. »Sehen Sie nicht, daß es kleine Fische sind? Und die Pflanzen am Boden, die sind’s, was man da spürt. Schön warm, tut wohl, nicht wahr?«
    »Sich mit einem Weib im Wasser herumtreiben, beide pudelnackt«, sagte Aquilino. »Daran hab ich nie gedacht, wie ich noch jung war, und jetzt bereu ich’s. Muß aufregend sein, Fushía.«
    »Ich werd auf dem Santiago nach Ecuador kommen«, sagte Fushía. »Schwierige Reise, Don Julio, wir werden uns nicht mehr wiedersehen. Haben Sie es sich überlegt? Denn ich hau noch heute abend ab. Sie ist erst fünfzehn, und ich war der erste, der sie berührt hat.«
    »Manchmal frag ich mich, warum ich nicht geheiratet hab«, sagte Aquilino. »Aber bei dem Leben, das ich geführt hab, wie hätt ich da heiraten sollen. Immer unterwegs, auf dem Fluß war keine Frau zu finden. Du kannst dich da nicht beklagen, Fushía. Du hast immer welche gehabt.«
    »Wir sind uns einig«, sagte Fushía. »Ihr Motorboot und die Konserven. Wir machen beide ein gutes Geschäft, Don Julio.«
    »Der Santiago ist schrecklich weit weg, du kommst nie hin, ohne daß man dich sieht«, sagte Julio Reátegui. »Und außerdem gegen den Strom und in dieser Jahreszeit, da brauchst du einen Monat, wenn nicht länger. Warum nicht lieber nach Brasilien?«
    »Da warten sie nur auf mich«, sagte Fushía. »Diesseits und jenseits der Grenze, wegen einer Sache in Campo Grande. So dumm bin ich nicht, Don Julio.«
    »Du wirst nie nach Ecuador kommen«, sagte Julio Reátegui.
    »Bist auch nicht hingekommen«, sagte Aquilino. »Bist in Peru geblieben, sonst nichts.«
    »So ist’s mir immer gegangen, Aquilino«, sagte Fushía. »Alles, was ich mir vorgenommen habe, ist schiefgegangen.«
    »Und wenn sie nicht will?« sagte Julio Reátegui. »Du selber mußt sie überzeugen, bevor ich dir das Boot geb.«
    »Sie weiß, daß mein Leben ein ständiges Davonlaufen sein wird«, sagte Fushía, »daß mir alles mögliche zustoßen kann. Keine Frau läuft gern hinter einem Pechvogel her. Sie wird mit größter Begeisterung hierbleiben, Don Julio.«
    »Und doch, siehst du?« sagte Aquilino. »Sie ist dir gefolgt und hat dir in allem geholfen. Ein Landstreicherleben hat sie geführt, genau wie du und ohne zu klagen. Sag, was du willst, Lalita war eine gute Frau, Fushía.«
    Und so entstand das Grüne Haus. Es wurde viele Wochen daran gebaut: die Bohlen, die Balken und die Ziegel mußten vom andern Ende der Stadt herbeigeschleppt werden, und die Maultiere, die Don Anselmo mietete, boten einen bedauernswerten Anblick,wenn sie sich durch den Sand kämpften. Die Arbeiten begannen am Morgen, wenn der trockene Regen nachließ, und endeten, wenn der Wind stärker wurde. Abends, nachts, verschlang die Wüste die Grundmauern und begrub die Wände, die Leguane nagten am Holz,

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