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Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
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als ich sie kennengelernt hab. Schade, daß sie so viele Pickel bekommen hat.«
    »Und der Hund von Reátegui, los hau ab, die Polizei kann kommen, du kompromittierst mich«, sagte Fushía. »Und die Schlampe ist ihm immerzu vor der Nase herumgetanzt, und dann war’s soweit.«
    »Aber du hast’s ihr doch befohlen, Mensch«, sagte Aquilino.
    »Da war sie doch keine Schlampe, sondern gehorsam. Warum schimpfst du auf sie?«
    »Weil du hübsch bist«, sagte Julio Reátegui. »Ich werd dir ein Kleid im besten Laden von Iquitos kaufen. Würd dir das gefallen? Aber geh von dem Baum weg; komm, komm her zu mir, brauchst keine Angst vor mir zu haben.«
    Sie hat helle und offene Haare, ist barfuß, ihre Figur wirkt klein vor dem ungeheuren Stamm, unter einer dichten Laubkrone, die Blätter speit wie Feuerzungen. Der untere Teil des Stammes ist ein Stumpf mit borkigen Finnen, undurchdringlich, aschfarben, und sein Inneres birgt für die Christen kompaktes Holz, für die Heiden bösartige Kobolde.
    »Haben Sie auch Angst vor der Lupuna, Patrón?« sagte Lalita. »Das hätt ich nicht von Ihnen geglaubt.«
    Sie sieht ihn mit spöttischen Augen an und wirft lachend den Kopf zurück: die langen Haare fegen über ihre gebräunten Schultern, und ihre Füße, dunkler als die Schultern, mit kräftigen Fesseln, glänzen zwischen den feuchten Farnen.
    »Und Schuhe und Strümpfe auch, Kleine«, sagte Julio Reátegui. »Und eine Handtasche. Was du willst.«
    »Und was hast du unterdessen getan?«, sagte Aquilino. »Ihr habt schließlich zusammengelebt. Warst du nicht eifersüchtig?«
    »Ich hab nur an die Polizei gedacht«, sagte Fushía. »Sie hat ihn verrückt gemacht, Alter, die Stimme hat ihm gezittert, wenn er mit ihr geredet hat.«
    »Der Señor Reátegui und hinter einer Christin hersabbern!« sagte Aquilino. »Und ausgerechnet Lalita!Ich kann’s immer noch nicht glauben, Fushía. Das hat sie mir nie erzählt, und dabei war ich ihr Beichtvater und ihre Klagemauer.«
    »Raffiniert sind diese alten Boraweiber«, sagte Julio Reátegui, »ist unmöglich dahinterzukommen, wie sie die Farben zubereiten. Schau nur, wie das Rot und das Schwarz leuchtet. Und sind schon zwanzig Jahre alt, vielleicht älter. Los, Mädchen, zieh sie dir über, laß sehen, wie sie dir steht.«
    »Und wozu wollte er, daß Lalita die Manta anzieht?« sagte Aquilino. »Einfälle haben die Leute, Fushía. Aber was ich nicht begreife, ist, warum du dich so ruhig verhalten hast. Jeder andere zieht das Messer.«
    »Der Hund hat in seiner Hängematte gelegen, und sie war am Fenster«, sagte Fushía. »Ich hab all sein Geschmachte mit angehört und bin umgekommen vor Lachen.«
    »Und warum lachst du jetzt nicht auch?« sagte Aquilino. »Warum all dieser Haß auf Lalita?«
    »Ist nicht dasselbe«, sagte Fushía. »Diesmal war’s ohne meine Erlaubnis, hinterrücks, häßlich.«
    »Machen Sie sich keine Hoffnungen, Patrón«, sagte Lalita. »Auch wenn Sie mich drum bitten und weinen.«
    Aber sie zieht sie über, und der Holzventilator, der durch das Schaukeln der Hängematte in Bewegung gesetzt wird, ächzt ein paarmal, eine Art nervöses Stottern, und in die schwarzrote Manta gehüllt, steht Lalita unbeweglich da. Hinter dem Drahtgeflecht imFenster zeigen sich grüne Wölkchen, malvenfarbige, gelbe, und in der Ferne, zwischen dem Haus und dem Urwald, sieht man die zarten, sicherlich duftenden Kaffeepflänzchen.
    »Siehst aus wie ein Seidenwurm in seinem Kokon«, sagte Julio Reátegui. »Wie einer von den kleinen Schmetterlingen am Fenster. Was kann’s dir denn ausmachen, Lalita, tu mir den Gefallen, zieh sie aus.«
    »Verrückt«, sagte Aquilino. »Zuerst soll sie sie anziehen und dann soll sie sie ausziehen. Was diesem Geldsack nicht alles einfällt.«
    »Bist du noch nie geil gewesen, Aquilino?« sagte Fushía.
    »Ich geb dir, was du willst«, sagte Julio Reátegui. »Brauchst’s nur zu verlangen, Lalita, ganz gleich was, komm zu mir.«
    Die Manta, jetzt auf dem Boden, ist eine runde Victoria regia, und aus ihr blüht, wie die Blüte einer Wasserpflanze, der zarte Leib des Mädchens, stattliche Brüste mit braunen Kronen und Warzen wie Pfeile. Durch das Hemd leuchten ein glatter Bauch, feste Schenkel.
    »Ich bin hineingegangen und hab getan, als säh ich nichts«, sagte Fushía, »lachend, damit der Hund sich nicht genierte. Mit einem Satz ist er aus der Hängematte gesprungen, und Lalita hat die Manta übergezogen.«
    »Tausend Sol für ein Mädchen ist unter

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