Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)
während Lalita kreischendauf die Terrasse herausgestürzt kam, strahlend die Arme ausgebreitet, und Bonifacia ihr entgegenlief und sie sich umarmten. Der Lotse Nieves drückte dem Sargento die Hand, dem beim Sprechen immer wieder die Stimme umkippte, Don Adrián, weil er eben ganz gerührt war: er wollte, daß sie die Brautführer machten, klar. Sehen Sie, Señora Lalita, jetzt war er ihr doch in die Falle gegangen, und Lalita hatte immer schon gewußt, daß der Sargento ein korrekter Christenmensch war, er sollte sich umarmen lassen. Sie würden eine große Fiesta veranstalten, er würde schon sehen, wie sie das feiern würden. Bonifacia, betäubt, umarmte den Sargento, Lalita küßte dem Lotsen die Hand, schwenkte die Jungens durch die Luft, und sie, mit größtem Vergnügen machten sie die Brautführer, Sargento, er sollte heute abend zum Essen bleiben. Die grünen Augen funkelten, und Lalita, sie würden sich ihr Häuschen gleich hier nebenan aufstellen, wurden traurig, sie würden ihnen dabei helfen, freuten sich, und der Sargento, sie mußte gut auf sie aufpassen, Señora, er wünschte nicht, daß sie während seiner Abwesenheit mit jemandem zusammenkäme, und Lalita, natürlich, nicht einmal an die Tür würde sie sie gehen lassen, festbinden würden sie sie.
»Und wo geht’s diesmal hin?« sagte der Lotse. »Wieder mit den Nönnchen?«
»Wenn’s nur so wäre«, sagte der Sargento. »Die Lunge wird uns raushängen, Don Adrián. Denken Sie,der Befehl ist gekommen. Zum Santiago geht’s, um die Strolche aufzustöbern.«
»Zum Santiago?« sagte Lalita. Sie hatte sich verfärbt, stand starr und mit offenem Mund da, und der Lotse Nieves, auf das Geländer gestützt, betrachtete den Fluß, den Nebel, die Bäume. Die Kleinen tanzten weiter im Kreis um Bonifacia.
»Mit Leuten von der Garnison von Borja«, sagte der Sargento. »Aber was haben Sie beide denn plötzlich? Es ist nicht gefährlich, wir sind viele. Und wer weiß, ob die Gauner nicht längst an Altersschwäche gestorben sind.«
»Pintado wohnt da unten«, sagte Adrián Nieves und deutete auf den vom Nebel verdüsterten Fluß. »Er kennt die Gegend gut und ist einer der besten Lotsen. Muß aber schnell benachrichtigt werden, manchmal fährt er um diese Stunde zum Fischen hinaus.«
»Aber wieso denn?« sagte der Sargento. »Sie wollen nicht mit uns kommen, Don Adrián? Es sind mehr als drei Wochen, Sie werden einen hübschen Batzen Geld verdienen.«
»Es ist, weil ich krank bin, hab Malaria«, sagte der Lotse. »Ich muß alles erbrechen, und der Kopf dreht sich mir.«
»Aber Don Adrián«, sagte der Sargento. »Machen Sie mir doch nichts weis, Sie sind doch nicht krank.«
»Er hat Fieber, legt sich jetzt sofort ins Bett«, sagte Lalita.
»Gehen Sie schnell zu Pintado, Sargento, bevor er zum Fischen ausfährt.«
Und als es dunkel wurde, entwischte sie, wie er es ihr gesagt hatte, kam den Steilhang herunter, und Fushía, warum hast du so lang gebraucht, schnell, ins Boot. Sie entfernten sich von Uchamala mit abgestelltem Motor, fast schon im Finstern, und er die ganze Zeit, sie haben dich doch nicht gesehen, Lalita? weh dir, wenn du gesehen worden bist, ich setz meinen Kragen aufs Spiel, weiß nicht, warum ich’s tu, und sie, am Bug mit der Stake, Vorsicht, eine Schnelle und links Felsen. Schließlich fanden sie Unterschlupf auf einer kleinen Uferlichtung, versteckten das Motorboot, ließen sich auf den Sand fallen. Und er, das macht mich eifersüchtig, fang jetzt nicht mit dem Hund Reátegui an, aber ich hab ein Motorboot gebraucht und Essen, jetzt erwarten uns zehn bittere Tage, aber du wirst schon sehen, ich werd vorankommen, und sie, du wirst vorankommen, ich werd dir helfen, Fushía. Und er redete von der Grenze, alle werden rumlaufen und sagen, er ist nach Brasilien, werden’s aufgeben, mich zu suchen, Lalita, wer wird schon draufkommen, daß ich hier herüber bin, wenn wir nach Ecuador kommen, geht alles glatt. Und plötzlich, zieh dich aus, Lalita, und sie, da beißen mich aber die Ameisen, Fushía, und er, na wennschon. Danach regnete es die ganze Nacht, und der Wind riß den Mantel weg, der sie schützte, und sie wechselten sich dabei ab, die Mücken und die Fledermäuse zu verscheuchen. Im Morgengrauen brachen sie auf, und bis die Fälle kamen, ging die Reise gut: ein kleinesSchiff, und sie versteckten sich, ein Dorf, ein Militärposten, ein Flugzeug, und sie versteckten sich. Eine Woche verging ohne Regen; sie waren von Sonnenaufgang
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