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Das Gutachten

Das Gutachten

Titel: Das Gutachten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sina Cartier
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umgehen.
    Also musste er einen
Vorwand finden, um die Herren aus der Reserve zu locken. Sicherheitstechnik war
nicht gerade sein Spezialgebiet, aber ein wenig kannte er sich doch damit aus
und das wäre sein Ansatzpunkt. Auf dem Weg nach oben entdeckte er im
Treppenhaus den Schriftzug auf einer kleinen Kamera und damit hatte er alles,
was er für den ersten Schritt benötigte.
    Bevor er klingelte zog er
noch schnell seine Krawatte aus und öffnete den obersten Hemdknopf. Auf keinen
Fall durfte er overdressed wirken.
    Ein grimmig
dreinblickender Mann in einer dunkelblauen Security-Uniform öffnete auf sein
Schellen. »Sie wünschen?«
    Trotz der netten Worte war
eine ablehnende Haltung in seinem Tonfall klar vernehmbar. Natürlich, hier oben
wollte man nicht gestört werden. Schon gar nicht von einem Fremden.
    Mahlmann hatte seinen
Dienstausweis zwar griffbereit, aber nicht gezückt. Er würde die Kumpeltour
versuchen, da konnte der unaufgefordert vorgezeigte Ausweis mehr stören als
helfen.
    »Hallo, ich bin Klaus.
Haben euch die von unten Bescheid gesagt?«
    »Bescheid?«
    Sein Gegenüber klang nicht
etwa wie jemand, der schwer von Begriff war. Vielmehr wollte er den
Eindringling reden lassen, deshalb plapperte Mahlmann einfach weiter.
    »Etwa nicht? Sorry, man
hatte mir gesagt, ich könnte einfach zu euch kommen, sie würden mich
ankündigen.« Er streckte dem bulligen Mann in der Tür seine Hand entgegen:
»Klaus Mahlmann.«
    »Guten Tag, Herr Mahlmann.
Jetzt kenne ich zwar auch ihren Nachnamen, aber ich weiß immer noch nicht, wer
sie sind und was sie hier oben im nichtöffentlichen Bereich wollen.«
    »Wir beide sind sozusagen
Kollegen. Normalerweise arbeite ich bei der Polizei, aber im Moment habe ich Urlaub
und begleite meinen Bruder hier auf der Messe, weil er nicht alleine gehen
wollte.«
    Von dem Sicherheitsmann
kam keinerlei Reaktion und in Mahlmanns Kopf kreisten die Gedanken, um eine
halbwegs plausible Begründung zu finden, warum die Typen ihn reinlassen
sollten.
    »Mit dem ganzen IT-Kram da
unten kann ich nicht viel anfangen, ich arbeite sonst auch eher im
Hardware-Bereich. Vor einiger Zeit hat mir mein guter Freund Sebastian Albers
..., ihr kennt ihn vielleicht? Jedenfalls hat Seb berichtet, dass ihr hier auf
dem Messegelände schon mit den neuen ‚Secur-View‘-Systemen arbeitet.«
    Klaus Mahlmann konnte
überzeugend sein, auch wenn er gerade einen Schuss ins Blaue abfeuerte.
Sebastian Albers war tatsächlich ein Freund von ihm, aber er war Tauchlehrer in
Ägypten und sie sahen sich alle paar Jahre, wenn es hoch kam. Und ob es ein
neues System der Marke ‚Secur-View‘ gab, wusste er auch nicht. Er hatte nur den
Namen eben im Treppenhaus gesehen und es einfach versucht.
    »Und da ich mich unten
gerade nur gelangweilt habe, dachte ich mir, ich frag mal bei den Kollegen hier
an, ob die mir vielleicht das System im Einsatz zeigen könnten. Ich weiß ja,
dass ihr bei so einer Veranstaltung immer unheimlich viel zu tun habt. Deshalb
müsst ihr auch gar nicht groß etwas erklären. Ich würde es nur super gerne mal
im Alltagsgebrauch sehen. Bisher kannte ich ‚Secur-View’ nur aus Prospekten.
Ihr könnt euch ja vorstellen, mit was für veralteten Dingern ich immer
hantieren muss.«
    Dieser kleine Seitenhieb
auf die Polizei zeigte seine Wirkung und tatsächlich legte sich ein Grinsen auf
das Gesicht des grimmigen Sicherheitsmannes. Sprüche auf Kosten der angeblich
schlechten Polizeiausstattung hatten sich schon so manches Mal als Türöffner
erwiesen.
    Inzwischen war ein
weiterer Kollege in den Türrahmen getreten, der ihm freundlich entgegen trat.
»Hallo Klaus, ich bin Dieter, genannt Didi. Heute ist nicht so viel los, von
mir aus kannst du gerne mal reinschauen.«
    »Aber einen Ausweis hast
du schon dabei, oder?« So schnell gab der Grimmige nicht seine Abwehrhaltung
auf.
    »Natürlich, bitte.«
Mahlmann zückte die Karte und reichte sie ihm.
    Der Sicherheitsmann nahm
sie und machte einen schmalen Gang frei, durch den Mahlmann in den düsteren
Raum treten konnte. Überall waren Monitore und jede Menge, Hebel, Knöpfe und
Mikrofone. Die Scheiben waren verdunkelt, so dass man nicht von außen hinein
blicken konnte. Von hier oben hatten sie aber einen sehr guten Überblick über
die Haupthalle.
    »Du darfst Kurt nicht böse
sein,« Didi nickte in Richtung seines Kollegen, der inzwischen wieder auf
seinem Stuhl Platz genommen hatte. »Er ist halt wahnsinnig misstrauisch. Alte
Berufskrankheit, du weißt

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