das gutenberg-komplott
Rücken hin. Vielleicht ändere ich den Lauf der Geschichte, dachte sie spöttisch.
Bologna küsste ihren Hals. Er hielt die Augen geschlossen. Ihr Kopf ruhte auf seiner Schulter, sie betrachtete seinen R ü cken. Sie umklammerte die Haarnadel wie ein Messer und füh r te sie nach unten. Wo lag das Herz? Sie dachte an ihre Schwe s ter. Bologna war schuld an ihrem Tod. Er hatte außerdem ve r sucht, Thomas zu töten, um an die Pläne zu kommen. Er hatte sie en t führen lassen, und er demütigte sie.
Die Spitze der Haarnadel war nur noch um Fingerbreite von seiner Haut entfernt. Jetzt griff er mit seiner Hand nach ihrer Brust. Doch bevor er sie berühren konnte, stach sie zu. Sie hatte Angst, die Nadel würde brechen. Oder an einer Rippe stecken bleiben. Sie stieß fest zu, und ein Großteil der Nadel verschwand in seinem Körper. Er richtete sich auf, seine A u gen weiteten sich. Er streckte beide Hände nach ihr aus. Als wolle er ihren Hals umklammern. Aber dann sackte er nach vorne.
Sie konnte sich nicht rechtzeitig zur Seite drehen. Er fiel mit dem Oberkörper auf sie. Sein Kopf lag an ihrer Schulter.
Katharina geriet in Panik. Sie stieß seinen Körper zur Seite und sprang mit einem Schrei aus dem Bett. Sie wusste nicht, ob er tot war. Aus der Wunde drang kein Blut. Die Nadel wirkte winzig. Sie ging einige Schritte zurück und behielt seinen Kö r per im Auge. Er lag seltsam verdreht mit dem Oberkörper und Gesicht nach unten im Bett. Er schien nicht zu atmen. Sie ging näher heran. Ängstlich griff sie nach der Nadel. Nichts geschah. Sie stieß sie tiefer hinein, so tief es ging. Dann fasste sie seinen Kopf an den Haaren und hob ihn hoch. Bolognas Mund war geöffnet, sein Blick leer.
Katharina schaute sich im Zimmer um. Seine Kleidungsst ü cke lagen auf einer Truhe. An seinem Gürtel hing der Schlüssel, mit dem er die Tür von innen verriegelt hatte. So s i cher hatte er sich gefühlt! Katharina griff nach ihrem Kleid und zog es über. Sie ging zur Tür und horchte. Falls jemand draußen stand, gab er keinen Laut von sich. Katharina steckte den Schlüssel ins Schloss und öffnete die Tür einen Spalt breit. Im Gang brannte kein Licht. In ihren Schläfen pochte es, als habe sie Fieber. Sie schob die Tür weiter auf. Nichts geschah! Sie schaute im Gang nach rechts und links. Bologna hatte keine Wache draußen po s tiert. Sie trat zurück in den Raum, entzünd e te eine Öllampe und warf einen letzten Blick auf Bologna, der zu schlafen schien.
Ihr blieb keine Zeit, über das, was sie getan hatte, nachz u denken. Wohin sollte sie gehen? Sie entschied sich für rechts. Der Gang war niedrig, und sie musste gebückt gehen. Sie hatte den Eindruck, als führe der Weg unmerklich aufwärts, und das schien ihr ein gutes Zeichen zu sein. Was war der Sinn und Zweck der unterirdischen Anlage? Hatte man früher hier Waren gelagert, vor fremdem Zugriff gesichert? Dienten die Gänge als letzte Zuflucht bei einer Eroberung der Stadt? Sie konnte nur Vermutungen anstellen! Wahrscheinlich wusste es niemand.
Der Lichtschein der Lampe reichte nicht weit. Häufig kreu z ten sich Gänge, und sie traf ihre Entscheidung, welchem sie folgte, rein nach Gefühl. Als sie zu einer Treppe kam, die a b wärts führte, wuchs ihre Unsicherheit. Das verworrene Gan g system hatte mehrere Ebenen. Sie stieg die Treppe hinab und folgte nun einem Gang, der noch niedriger war. Es gab in r e gelmäßigen Abständen Luftschächte und Nischen, in denen man früher wahrscheinlich Fackeln angebracht hatte, wie ve r rußte Ste l len vermuten ließen. Sie erreichte einen Punkt, von dem aus sie nur noch kriechend weitergekommen wäre. B e stimmt konnte sie stundenlang im Kreis herumlaufen, ohne e i nen Ausgang zu fi n den. Unter welchem Gebäude oder Platz sie sich wohl gerade befand? Sie ging zurück, die Treppe wieder hinauf und irrte orientierungslos weiter. Die Flamme der Ö l lampe wurde immer kleiner und schwächer.
Irgendwann entdeckte sie einen Gang, der breiter und höher war als die bisherigen und stetig aufwärts führte. Sie kam in eine Art Halle, die vollständig ausgemauert war. Vier Wege gabelten sich. Einer führte nach links, der zweite über eine ste i nerne, ausgetretene Sandsteintreppe nach unten, direkt daneben eine weitere, diesmal aufwärts führende Treppe und der vierte Gang führte nach rechts. Sie entschied sich für die Treppe, die nach oben ging. Als die Treppe endete, erreichte sie einen Gang, in dem sie aufrecht stehen
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