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das gutenberg-komplott

das gutenberg-komplott

Titel: das gutenberg-komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: born
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u spiel, aber die meisten nehmen es ernst. Der Aberglauben ist schli m mer als die Pest. Die Menschen wollen belogen werden.
    Sie ertragen die Wahrheit nicht. Wenn du ihnen ein Licht hinstellst, wählen sie die Finsternis. Ich habe es nie begriffen.«
    »Die Erfindung wird alles verändern!«, sagte Thomas.
    Gutenberg legte den Kopf auf die Seite und blickte Thomas mit den großen, fragenden Augen eines Kindes an. Das Licht einer Kerze spiegelte sich in seinen Pupillen. »Wird sie das wir k lich? Ich gestehe, dass ich immer darauf hoffte, wenn ich grübe l te, wenn ich nicht weiter wusste und an einem technischen Pro b lem verzweifelte. Mangelnde Bildung verschuldet die Dummheit der Menschen, sagte ich mir. Wenn man ihnen Bildung leicht zugänglich macht, wird alles besser. Mittlerweile bezweifle ich das. Ich bin älter geworden, skeptischer auch. Ich glaube heute, man kann die Welt mit Büchern überschwemmen, und die Me n schen werden sich immer noch nach ihrem Aberglauben zurüc k sehnen. Es reicht nicht, sich bilden zu können , man muss es auch wollen ! « Gutenberg trat zum Fenster, in dem sich die mächtige, fast bis zur Decke reichende Druckerpresse spiegelte. »Das Feuer muss in vollem Gang sein. Man sieht den Wide r schein über den Dächern. – Habt Ihr Euch schon einmal Gedanken über Eure Z u kunft gemacht? Das Richteramt werdet Ihr nicht zurückb e kommen, wie auch immer die Sache ausgeht. Der Kurfürst ist zu stolz, um eine getroffene Entscheidung rückgä n gig zu machen.«
    »Ich werde die Jurisprudenz an den Nagel hängen.«
    »Ich könnte noch Hilfe brauchen – zum Beispiel einen zwe i ten Korrektor.«
    Thomas lächelte ihm zu. »Ich denke darüber nach. – Und jetzt mache ich den Rundgang.«
    Er stand auf und verließ die Werkstatt. Er trug einen Bund mit sämtlichen Schlüsseln bei sich. Er ging über den Hof zum Wohngebäude, durchquerte die Küche und stellte sicher, dass die Haustür verschlossen war. Während er an den Fensterl ä den jeden Riegel prüfte, dachte er über Gutenbergs A n gebot nach, das ihn überraschte, obwohl er im Stillen darauf gehofft hatte.
    So ging es ihm oft, wenn er etwas herbeisehnte: Er erschrak, sobald der Wunsch Wirklichkeit werden wollte.
    Durch die Ritzen eines Ladens schaute er nach draußen auf die Straße. Eine verspätete Maske hastete Richtung Markt. Er dachte an Katharina. Er war nach dem Gespräch mit Hennings Frau am Haus der Roths vorbeigegangen, hatte sie aber nicht gesehen. Er hätte ihr gern eine Nachricht zukommen lassen, aber es war unmöglich gewesen.
    Thomas ging in den ersten Stock und schaute nach dem Rechten. Gutenbergs Haus war menschenleer, und er kam sich mit seiner kleinen Öllampe etwas verloren vor. Nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass im Haupthaus alles in Ordnung war, prüfte er im angrenzenden Gebäude die Verriegelung des Ho f tores, wo ihm ebenfalls nichts Besonderes auffiel. Danach übe r querte er den Innenhof und ging zum rückwärtigen Teil des weitläufigen Anwesens.
    Er betrat ein lang gestrecktes, zweigeschossiges Gebäude, in dem sich unten die Waschküche und Lagerräume befanden. Thomas öffnete eine Tür und leuchtete hinein. Dort hing Marias W ä sche und reflektierte die schwachen Strahlen der Lampe. Zur Straße hin gab es keine Tür, sondern nur ein Fenster, das fest ve r riegelt war.
    Nachdem Thomas die Räume zu ebener Erde inspiziert hatte, wollte er auch ins Obergeschoss. Eine steile Holztreppe führte hinauf. Thomas nahm die ersten Stufen – als er plötzlich mit dem linken Fuß wegrutschte, mit dem Kopf gegen die Wand schlug und mit knapper Not einen schlimmen Sturz verhinderte. Die Lampe schwankte und drohte zu verlöschen. Als die Fla m me sich schließlich wieder beruhigte, hielt Thomas sie nach u n ten und beleuchtete die Stufen.
    Sie waren mit Schlamm bedeckt, der noch ganz frisch war, als er daran fasste. Er sah Fußabdrücke, und an manchen Stellen lagen kleine Erdklumpen, die von einer Sohle abgefallen waren. Thomas betrachtete die Abdrücke. Sie waren groß. Sollte er Gutenberg rufen? Er beschloss, der Sache allein auf den Grund zu gehen. Obwohl er leise auftrat, knarrten die Bretter unter se i nen Füßen.
    Thomas erreichte das Obergeschoss, und ein dunkler Gang lag vor ihm. Er hörte ein Geräusch. Es ließ sich nicht präzise deuten. Er war sich nicht einmal sicher, woher es kam. Jetzt löschte er die Lampe und stellte sie neben die oberste Trittstufe.
    Es war eine Weile still. Dann hörte

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