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das gutenberg-komplott

das gutenberg-komplott

Titel: das gutenberg-komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: born
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Seite und schon kam ihm ein anderes in die Quere. Irgendwann verlor er die Geduld, und er riss eines der Tücher von der Leine. Er erreichte die Tür und öffnete sie. Vor ihm lag der Innenhof.
    Henning versuchte sich zu orientieren. Er musste den gesa m ten Innenhof durchqueren, denn das große Eingangstor lag auf der anderen Seite zur Straße hin. Am Lichtschein über den D ä chern erkannte Henning, dass das Feuer noch immer mächtig brannte. Er konnte die Werkstatt von dort, wo er stand, sch e menhaft im Mondschein erahnen. In dem flachen Gebäude in der Mitte des Hofes hatte früher ein Schmied gearbeitet. Es würde noch da u ern, bis der Wagen mit den Männern kam. Wo steckte Gute n berg?
    Im aufgeweichten Boden setzte Henning vorsichtig einen Fuß vor den andern, um nicht auszurutschen. Er überlegte, ob das Hoftor von innen mit einem Schloss verriegelt war. Er hielt das für unwahrscheinlich, und außerdem trug er die Brechsta n ge bei sich.
    Die Gebäude, die den Hof umgaben, unterschieden sich kaum voneinander. Vor ihm tauchte ein schwarzes Gebilde auf: die Werkstatt. Er blieb stehen und horchte. Das Lärmen und Feiern ein paar Straßen weiter übertönte alle anderen Gerä u sche. Schneeflocken stoben ihm ins Gesicht und schmolzen auf der Haut. Er ging langsam voran und erreichte die Werkstatt. Dort, wo er stand, an der hinteren Schmalseite, gab es kein Fe n ster. Er tastete sich an den Brettern zur Längsseite. Und jetzt hörte er etwas. Er erkannte Gutenbergs tiefe Stimme. Durch die Ritzen drang Lichtschein. Er erreichte ein Fenster, und dann konnte Henning in die Werkstatt hineinschauen.
    Er sah Gutenberg und Thomas bei einem Gerät stehen. Das musste die Druckerpresse sein. Sein Herz schlug schneller. Er hatte so viel über ihr Aussehen spekuliert. Nun sah er sie zum ersten Mal in natura. Aber was machte der Richter dort? Die beiden waren in ein Gespräch vertieft, und Henning wagte es, seinen Kopf weiter vor das mit Eisblumen bedeckte Fenster zu schieben.
    »Meine Setzer haben Anweisung, auf ein harmonisches Schriftbild zu achten«, sagte Gutenberg. »Jede Seite ist in zwei Spalten zu je 42 Zeilen bedruckt. – Aber genauso wichtig für die äußere Schönheit des Buches ist ein anderer Aspekt. Hier, nehmt das bedruckte Papier und haltet es vor die Lampe! Was fällt Euch auf?«
    Henning konnte jedes Wort verstehen. Die beiden waren vö l lig ahnungslos. Er sah, wie Thomas ein Blatt rechts und links mit Daumen und Zeigefinger fasste und es vor die Lampe hielt. Das Blatt leuchtete hell auf, während das Gesicht des Richters im Schatten lag. »Ich sehe ein Wasserzeichen! Sieht aus wie ein Ochsenkopf.«
    »Daran kann man die Papiermühle erkennen. Dieses Papier kommt aus Süddeutschland. Beste Qualität, so genanntes H a dernpapier. Aber darum geht es mir nicht. Was seht Ihr noch?«
    »Etwas, das aussieht wie ein Raster«, sagte Thomas unsicher.
    »Das ist selbstverständlich. Papier wird geschöpft. Wenn man mit dem Sieb den flüssigen Papierbrei schöpft, bleibt das Raster der Drähte zurück. Es geht mir um die Schrift.«
    »Was ist damit?«
    »Danke!« Gutenberg nahm ihm verärgert das Blatt aus der Hand und legte es zur Seite. Henning verstand nicht, worüber sich Gutenberg aufregte.
    »Die Zeilen auf der Vorder- und Rückseite verlaufen vol l kommen deckungsgleich«, brummte der Erfinder. »Das g e schieht mit Hilfe kleiner Metallstifte, auf die das Blatt gespannt wird. Sucht Euch mal ein Manuskript mit so einem Schrif t bild ! «
    Henning drückte seine Hand gegen den Magen. Die Anw e senheit des Richters verunsicherte ihn. Der Lichtschein über den Hausdächern ließ nach, das Feuer brannte nicht mehr so stark, und der Moment der Entscheidung rückte näher.
    Die Szene, die Henning beobachtet hatte, erinnerte ihn an früher, an die Zeit in Straßburg, als er Gutenbergs Nähe suchte und ihn bewunderte, fast vergötterte. Damals steckte er selbst voller Pläne, und es kam ihm vor, als herrsche im ganzen Land Aufbruchstimmung. Auch Henning hatte von einer Laufbahn als Erfinder geträumt und von Reichtum. Er war von einer Idee besessen, an die er noch immer glaubte. Er hatte sich mit Uhren beschäftigt und deren Mechanismus studiert. Wenn es gelänge, so überlegte er, sie in kleinerem Format herzustellen, dann ließe sich daraus ein Geschäft machen. Aber es war ihm nicht gelu n gen, seine Pläne zu verwirklichen. Was hatte Gutenberg ihm voraus?
    Johannes war in seinen Gedankengängen kühner gewesen

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