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das gutenberg-komplott

das gutenberg-komplott

Titel: das gutenberg-komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: born
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er wieder das Geräusch. War es eine Stimme? Er hatte gehofft, dass sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnten, aber es kam ihm vor, als stehe er vor einer Mauer. Er machte einen unsicheren Schritt auf das Geräusch zu, während er mit der Hand an der Wand entlan g tastete.
    Je weiter er vorankam, desto sicherer glaubte er eine Stimme zu hören. Ein seltsames Murmeln. Nun erkannte er unter einer Tür einen Lichtstreifen, der so schwach war, dass er ihn von der Treppe aus nicht hatte sehen können.
    Er hatte Angst, Lärm zu machen. Das Gemurmel setzte manchmal aus und begann dann von neuem. Als er den Lich t streifen erreichte, tastete er nach der Tür und presste sein Ohr dagegen. Es war eine Stimme, erkannte er, die einen Monolog zu halten schien. Er konnte keine Worte ausmachen. Die Sti m me einer Frau oder eines Kindes? Dann ging ihm mit einem Mal ein Licht auf! Mit einem Gefühl der Erleichterung, aber auch verä r gert klopfte er an die Tür.
    »Komm rein!« Marias Stimme klang nicht überrascht.
    Er öffnete die Tür.
    »Bist du’s, Johannes?«, fragte sie.
    »Nein, Thomas.«
    »Was machst du denn hier?«
    Er betrat eine einfache Kammer mit rohen Bretterwänden und sah Maria auf ihrem Bett sitzen. Sie hielt ein Buch in der Hand, und auf dem kleinen Tisch neben dem Bett flackerte eine Kerze. Sie blickte ihn fragend und ungläubig an.
    »Das wollte ich eigentlich dich fragen«, sagte Thomas.
    »Das ist mein Zimmer .«
    »Ich dachte, du wärst auf dem Fest.«
    »Danach steht mir nicht der Sinn.«
    »Weiß Gutenberg, dass du noch hier bist.«
    »Natürlich, ich habe es ihm doch gesagt.«
    Sie machte ein ernstes Gesicht, und Thomas fragte sich, we s halb Gutenberg ihn nicht unterrichtet hatte.
    »Ich habe deine Stimme gehört«, sagte Thomas. »Ich dachte, ein Fremder sei im Haus.«
    »Ich muss laut lesen. Weil ich es nicht richtig kann.«
    »Was hast du da?«
    »Das Buch der Natur.«
    »Den Megenberg?«
    »Die Welt steckt voller Wunder. Wusstest du, dass der Pel i kan seine Jungen vom eigenen Blut ernährt?«
    »Wer hat dir das Buch gegeben?«
    »Johannes«, erwiderte sie. »Er unterrichtet mich im Lesen. Aber wann komme ich schon zum Üben?!«
    Sie zeigte auf eine Illustration. »Schau nur, hier.« Thomas erkannte ein Wesen mit langem Hals und spitzem Schnabel, das sich die eigene Brust aufriss und drei Junge nährte. Maria klappte das Buch zu und legte es auf den Beistelltisch. Orna mente zie r ten den braunen Ledereinband, an dessen Kanten Metallb e schläge saßen, um ihn vor Verschleiß zu schützen.
    »Kommt Johannes oft zu dir?«
    Ihre Augen verengten sich ein wenig. »Nur wenn alle schl a fen«, gestand sie widerstrebend.
    »Seit wann habt ihr ein Verhältnis?« Dass Thomas so unve r blümt fragte, entsprang seiner Verärgerung. Hätte Gutenberg ihn informiert, wäre ihm der Schrecken erspart geblieben.
    »Schon lange«, sagte sie mit unsicherer Stimme.
    »Warum die Heimlichtuerei?«
    »Damit es kein Gerede gibt«, sagte sie. »Er will keinen Ä r ger mit der Kirche. Schließlich sollen sie seine Bibeln kaufen.«
    Thomas sah ihre verschmutzten, überdimensionalen Hol z pantinen auf dem Boden stehen. »Deine Spuren haben mich ganz schön erschreckt. Ich dachte, da ist ein Riese unterwegs.«
    »Ja, die Dinger sind mir viel zu groß.«
    Thomas betrachtete sie aufmerksamer. »Was ist los? Du siehst traurig aus.«
    Ein seltsamer Glanz lag in ihren Augen. »Ich bekomme ein Kind von ihm«, sagte sie. »Aber er wird mich nie heiraten.«

40.
     
    D
    u kannst in Rom bei mir leben!«, sagte Bologna. »Es ist die Hauptstadt der Welt.«
    Katharina saß unbekleidet auf dem Bett und verdeckte ihre Brüste mit den Armen. Sie befanden sich immer noch in dem Raum, in dem sie zusammen gegessen hatten. Das Bett stand nahe beim Kaminfeuer. Die Kerzen hatte Bologna g e löscht. Über dem Bett hing ein Wandteppich, der in leuchtenden Fa r ben Szenen aus der Artusepik zeigte.
    »Ich wäre eine Fremde. Das ist kein schönes Leben«, sagte sie. Ihr Haar glänzte bei dieser Beleuchtung wie Seide. Sie spü r te Bolognas anhaltende Blicke auf ihrer hellen und empfindl i chen Haut.
    »Es würde dir an nichts fehlen.« Sie wich aus, wenn er sie berühren wollte. Sie wusste, dass sie ihn damit zum Wahnsinn trieb. »Lass uns ein wenig reden«, hatte sie gesagt. Sein Blick zeigte deutlich, wie wenig ihm danach der Sinn stand.
    »Ein Kleriker darf nicht heiraten«, sagte Katharina.
    »Das ist die offizielle Version.«
    »Und die

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