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das gutenberg-komplott

das gutenberg-komplott

Titel: das gutenberg-komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: born
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inoffizielle?«
    »Ich bin bald der zweite Mann im Kirchenstaat. Wenn du an der Spitze stehst, geht vieles. Was Jupiter erlaubt ist, ist einem Ochsen noch lange nicht erlaubt, sagten die Alten.« Katharina musste lächeln. Bestimmt hatte Bologna in der Klosterschule l a teinische Sprichwörter gelernt und war stolz darauf, viele noch aufsagen zu können. Er hatte ausgerechnet jenes zitiert, dass auch ihr besonders gut gefiel. »Wer will mit dem Gesetzgeber ric h ten? Denkst du, der Papst lebt im Zölibat?«, fügte er hinzu.
    »Und wenn du dich irrst? Wenn dir die Erfindung nicht Tür und Tor öffnet?«
    »Was ist denn der Kirchenstaat? Auf der Landkarte gibt es ihn kaum, ein unbedeutender Klecks. Unsere Macht und Her r schaft basiert auf dem Wort. Damit regieren wir die Herzen der Menschen. Bisher war das Wort flüchtig, das geschriebene Wort ein Luxus. Bald aber werden wir das Abendland mit Hilfe von Büchern beherrschen, die unsere Sicht der Welt verbre i ten.«
    Ihre Sicht der Welt. Katharina hörte sehr aufmerksam zu. Bo logna vertrat seine Position ganz ungeniert, das war das E r staunliche. Ihr wurde klar, das die Erfindung zwei Gesichter hatte: Sie konnte Segen bringen und Unheil.
    »Noch hast du die Pläne nicht«, sagte Katharina.
    »Notfalls räumen wir ihm die Werkstatt leer.«
    »Das nützt euch wenig. Ihr kennt die Arbeitsabläufe nicht.«
    »Gutenberg selbst wird sie uns erklären. Die Folter hat noch jeden zum Reden gebracht. Ich wollte anders vorgehen, aber der Tod deiner Schwester hat alles über den Haufen geworfen.«
    »Du hast mir gesagt, du hättest die Verhandlungen mit me i ner Schwester nicht selbst geführt. Wer war es dann?« Sie schob ihre Arme ein wenig nach unten.
    Es war das erste Mal, dass sie ihren Körper mit Berechnung einsetzte. »Henning, der Goldschmied«, sagte Bologna. Wah r scheinlich dachte er, dass sie es ohnehin erfahren würde, wenn er sie mit nach Rom nahm. »Er hat sie dazu gebracht. Mit me i nem Geld!«
    Das erste Mal, dass Katharina die Macht spürte, die sie auf einen Mann ausüben konnte. »Und von ihm weißt du auch, dass es die Erfindung gibt?«, fragte sie.
    Bologna streckte den Arm nach ihr aus, aber sie schob ihn sanft zurück, mit einem Blick, der besagte: ›Noch nicht.‹ Sie spürte, dass sie mehr haben konnte.
    »Henning und ich haben uns in Straßburg kennen gelernt«, sagte Bologna, der auf das Spiel einging. »Damals hat Gute n berg noch experimentiert. Ich habe mich gleich für seine Erfi n dung interessiert. Ich bezahlte Henning dafür, mir Informati o nen zu beschaffen über die Druckerei, die im Entstehen begri f fen war. Viel kam dabei nicht heraus. Gutenbergs Bemühungen verliefen im Sand. Aber mir war klar, dass er nicht aufgibt. Ich musste viele Jahre warten. Lange hörte ich nichts von Henning. Dann bekam ich einen Brief von ihm aus Mainz.«
    »Was war Klaras Aufgabe?«, fragte Katharina.
    »Deine Schwester sollte sich an Baum heranmachen. Das war Hennings Idee, und ich fand sie gut. Baum ist Junggeselle, seine Schüchternheit stadtbekannt. Ein gutmütiger Riese. Ich verm u te, dass es für deine Schwester leicht war, ihn um den Finger zu wickeln.«
    Katharina fasste sich an den Hinterkopf. Ihr Haar war mit e i ner Spange aus Elfenbein nach oben gesteckt. Ihr Vater hatte sie ihr geschenkt. Sie zog sie ein Stück aus dem Haarknoten hervor.
    »Nehmen wir an, ich komme mit. Wo werden wir wohnen?«
    »In einem Palast.«
    »Mit Dienern?«
    »Ja!«
    »Wirst du andere Frauen haben?«
    »Nie.«
    Er streckte seine Hand aus und berührte ihren weißen Arm. Die Innenfläche seiner Hand war feucht.
    »Warte einen Moment«, sagte sie und legte ihren Kopf in den Nacken. Sie umfasste fest die Haarspange und zog sie mit e i nem Ruck heraus. Das Haar löste sich, die Locken fielen auf ihre Schultern.
    »Küss mich!«, sagte sie.
    Bologna beugte sich herab. Er hatte schmale Schultern und war zierlich gebaut. Ihre Lippen berührten sich. Katharinas Haarspange war filigran gearbeitet und am Kopf mit einer Schnitzerei verziert. Die Nadel war lang und spitz. War sie fest genug? Sie legte ihre linke Hand auf sein Schulterblatt, in der rechten hielt sie die Spange.
    Bologna beugte sich weiter herab. Er stützte sich mit den Händen auf das Bett. Was für hochtrabende Pläne er hatte! Und vielleicht war das nicht einmal abwegig. Mussten nicht alle Aufsteiger größenwahnsinnig sein? Sie testete mit den Fingern die Festigkeit der Haarnadel und bewegte ihre Hand zu seinem

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