das gutenberg-komplott
»Wahrscheinlich ist meine Mutter schuld«, sagte er. »Und die Pfaffen. Mein Leben lang habe ich Geschichten gehört, wie die Sünder bestraft werden im Fegefeuer. Ihr kennt das! Mich verfolgen die Bilder, ich stelle sie mir so wirklich vor. – Aber zur Sache …«, ermahnte er sich. Doch statt zur S a che zu kommen, schwieg er. Thomas konnte nicht umhin, ihn tatsächlich ins Fegefeuer zu wünschen.
»In welchem Punkt habt Ihr nicht die Wahrheit gesagt?«, fragte er.
»Klara Roth war meine Geliebte!«, stieß er hervor.
Plötzlich empfand Thomas Sympathie für Metz. »Und das Messer?«, fragte er.
»Ich habe es natürlich nicht verloren. Sie hat es gesehen, als ich es einmal bei mir hatte. Es gefiel ihr so gut, dass ich es ihr schenkte …«
»Sie hat es also in ihrer Wohnung aufbewahrt?«
Der Baumeister nickte.
»Lag es offen herum?«
Metz dachte nach, und seine Stirn legte sich in Falten. »J e denfalls nicht, wenn ich bei ihr war. Ich wollte das nicht. Es ist schließlich ein auffälliges Messer, und es gibt Leute, die wi s sen, dass es mir gehört hat!«
»Habt Ihr ihr häufiger Geschenke gemacht?«
Metz bemühte sich um ein Lächeln, das ihm jedoch grün d lich misslang. »Ich war nicht kleinlich.«
»Wusstet Ihr, dass Eure Geliebte häufiger Besuch bekam – nicht nur von Euch?«
»Natürlich, das war kein Geheimnis. Sie sprach ja offen da r über.«
»Sie hat kein Theater gespielt, Euch nichts von großer Liebe vorgegaukelt?«
»Von Liebe war nie die Rede zwischen uns, nur von Symp a thie und gegenseitigem Verständnis.«
Ein Bild von Klaras Leben begann sich abzuzeichnen. Mus s te ein Mann wie Metz, der vom Alter her ihr Vater hätte sein kö n nen, nicht ein Stück Sicherheit bedeuten?
»Hört!«, sagte Thomas. »Ich glaube Euch, dass Ihr mit dem Mord nichts zu tun habt. Aber ich erwarte von Euch Offenheit. Wer hatte außer Euch noch ein Verhältnis mit Klara?«
Metz verzog das Gesicht. »Eine delikate Angelegenheit!«
Es fiel Thomas schwer, ruhig zu bleiben. »Jemand hat Euer Messer als Tatwaffe benutzt«, sagte er. »Wahrscheinlich wollte der Betreffende den Verdacht auf Euch lenken?! Ich weiß nicht, ob es angebracht ist, so feinfühlig zu reagieren.«
Aber Metz schwieg. Thomas suchte nach einem neuen A n satzpunkt. »Wie oft wart Ihr bei ihr?«
»Einmal die Woche.«
»Zu einem festen Termin?«
»Immer mittwochs.«
»Warum ausgerechnet am Mittwoch?«
»Sie hatte sonst keine Zeit, und das passte mir ganz gut. Mittwochs haben wir oft Ratssitzungen, und ich hatte eine Au s rede, länger wegzubleiben.«
»Auch bis in die frühen Morgenstunden?«
»Wer sagt das?«, fragte Metz irritiert.
»Also stimmt es. Was hat Eure Frau dazu gesagt?«
»Wir schlafen seit einiger Zeit getrennt.«
»Aber sie weiß, dass Ihr eine Affäre hattet?«
»Sie wird es sich denken.«
»Wusste Eure Frau, wohin Ihr gingt?«
»Das glaube ich nicht. Woher sollte sie es wissen?«
»Was war mit den anderen Tagen. Habt Ihr nie versucht, Euch am Dienstag mit ihr zu verabreden oder am Freitag?«
»Anfangs schon. Aber sie hatte an diesen Tagen keine Zeit.«
»Da kamen andere Männer. Ich muss die Namen wissen!«
»Das waren verschiedene.«
»Wie viele?«
»Außer mir mindestens zwei.«
»Hat sie keine Namen genannt?«
»Nein.«
»Aber Ihr kennt sie trotzdem?«
Friedrich Metz fuhr mit beiden Händen durch seine Haare, bis er sie vollständig verstrubbelt hatte. »Nur von einem«, sagte er schließlich. »Aber das kann nicht der Mörder sein?«
»Ihr kennt ihn gut?«
»Wir sind nicht befreundet, aber ich hatte mit ihm zu tun. Er ist ein Ehrenmann!«
»Ein Geistlicher, nicht wahr?«
Der Baumeister nickte widerstrebend.
»Wie heißt er?«
»Er ist Abt.«
»In Mainz?«
»Ja!«
»Welchem Kloster steht er vor?«
Metz ließ sich lange Zeit, bis er schließlich antwortete: »Den Karmelitern. Aber Ihr müsst mir versprechen, dass Ihr meinen Namen ihm gegenüber nie erwähnt.«
Die Information, die Thomas gerade bekommen hatte, war brisant. Er war zwar erst wenige Tage in Mainz, wusste aber, dass das Karmeliterkloster zu den wichtigsten Institutionen der Stadt gehörte und sein Vorsteher ein einflussreicher Mann war. Gehörte er nicht sogar dem geistlichen Gericht an? In gewisser Weise also ein Kollege. Thomas lief Gefahr, in ein Wespennest zu stechen. Er stellte sich Katharina hinter der Tür vor, wie sie große Augen machte.
»Und der Abt kam ebenfalls einmal die Woche?«
»Montags.«
»Woher
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