das gutenberg-komplott
Handrücken.
Während er mit seinen Fingern in ihrem Haar spielte, küsste sie ihn am Hals. Sie ergreift gern die Initiative, dachte er, und es steigerte seine Erregung. Seine freie Hand wanderte unter ihr Kleid, und behutsam ertastete er den Ansatz ihrer Brust. Auch sie wurde mutiger und sein Kopf schien sich zu drehen. Plöt z lich löste sie sich von ihm, schob ihn mit beiden Armen weg. Sie stand auf und ging um den Tisch herum zum Kamin, wo die gelbroten Flammen am trockenen Buchenholz züngelten. Sie zog ihre Schuhe aus und stellte sich mit dem Rücken zum Fe u er. Sie schaute ihm in die Augen, während sie die Schnüre ihres Kleids löste und es langsam über die Schultern streifte. Er sah es über ihre Brust gleiten. Das Kleid fiel zu Boden: Mit einer nur angedeuteten Geste des Kopfes bedeutete sie ihm, zu ihr zu kommen, und er gehorchte. Sie befreite ihn von sämtlichen Kleidungsstücken, bis er ebenfalls nackt war.
Sie legten sich auf ein Fell vor dem Kamin. Was ist, wenn sie ein Kind bekommt, dachte er? Ihr Gesicht war ernst. Eine Weile schauten sie sich in die Augen. Das zerstreute seine B e denken. Sie streichelte seine Wange. Er wünschte sich, sie zu kennen, ihre Gedanken zu lesen. Die Flammen erzeugten ein prickelndes Gefühl auf dem Rücken, den er dem Feuer zug e wandt hatte.
Er fand, er habe nie etwas so Schönes gesehen wie ihren Körper. Sie war schlank, hatte helle Haut, und die Brüste waren sehr klein. Ihre Gestalt hatte etwas Jungenhaftes. Er berührte ihre Schenkel, seine Hand folgte der Linie ihrer Hüften, und er küsste ihre Brüste – die Augen, ihre Stirn, sogar ihr Ohr. Sie schmiegten sich aneinander, bis es schmerzte und sich auf der Haut rote Flecken abzeichneten.
Thomas legte sich auf den Rücken, und sie kitzelte mit ihren Haaren seine Brust. Er empfand Lust an ihrer Neugierde, an den forschenden Blicken.
In diesem Moment klopfte es an der Tür.
11.
K
onnt e das Katharinas Vater sein? Dann würde sie wah r scheinlich im Kloster landen, und er konnte seine Ka r riere in den Wind schreiben. Thomas warf einen Blick zur Tür: Sie war nicht verriegelt. Er war so durcheinander gewesen, als Katharina hereinkam, dass er es schlicht vergessen ha t te. Auch ihre Augen klebten an der Tür, und wahrschei n lich dachte sie das Gleiche.
Wieder klopfte es, diesmal heftiger. Thomas kam es vor, als habe ihm jemand Eisklumpen in den Nacken gelegt. Er sah die Gänsehaut auf ihrer Brust.
Sie hörten eine Stimme: »Aufmachen!« Es waren nur wenige Schritte bis zu einer Tür, die in einen Lagerraum führte. Th o mas zeigte darauf, und Katharina sprang auf, griff nach Kleid und Mantel, eilte in den Raum und zog die Tür hinter sich zu. Th o mas zwängte sich in seine Hosen und sein Hemd. »Aufm a chen!«, wiederholte die Männerstimme, die ihm bekannt vo r kam.
»Ich bin’s, Friedrich Metz. Ich muss mit ihnen reden.«
»Augenblick!«, rief Thomas. »Ich mache gleich auf.« Er stopfte das Hemd in seine Hosen und bemerkte, dass zwei B e cher auf dem Tisch standen; er versteckte einen hinter dem Fe u erholz beim Kamin.
»Es ist dringend!«
Und ein toller Zeitpunkt, besser geht’s nicht, ergänzte Th o mas in Gedanken. Er hob seine Jacke vom Boden auf und strei f te sie über. Er ging zur Tür, machte ein wenig Lärm mit dem Ri e gel und öffnete.
Der Baumeister trat ein, ohne eine Aufforderung abzuwarten; genau das hatte Thomas vermeiden wollen. Sie blieben in der Nähe der Tür stehen. Thomas bemerkte Katharinas Kopftuch auf der Truhe, das er übersehen hatte.
»Mein Gott, was für eine Hitze hier drin«, sagte Metz und zog seinen Mantel ohne Einladung aus, warf ihn über einen H o cker und setzte sich an den Tisch. Thomas fügte sich in sein Schic k sal und setzte sich dem Baumeister gegenüber an den Tisch.
»Ist Euch nicht gut? Ihr habt einen hochroten Kopf«, sagte Metz.
»Alles in Ordnung«, erwiderte Thomas. »Was wollt Ihr?«
»Mein Gewissen plagt mich …«, sagte der Baumeister. Er schien nach den rechten Worten zu suchen, und Thomas wart e te ungeduldig, dass er weitersprach. Metz zog die Augenbrauen zusammen. »Ich habe Euch angelogen«, fuhr er schließlich fort und machte eine entschuldigende Geste mit seinen breiten Hä n den. »Ich will mein Leben nicht in Sünde verbringen.«
»Sünde?«, murmelte Thomas, und ihm lag eine Bemerkung auf der Zunge. Aber er fragte nur: »Wo drückt der Schuh?«
Die hellen Augen des Meisters suchten in den seinen nach Verständnis.
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