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das gutenberg-komplott

das gutenberg-komplott

Titel: das gutenberg-komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: born
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mit dem alten Köhler, und bevor er vor einigen Ja h ren wegzog, hat er es ihr hinterlassen.«
    »Ihre Liebhaber besuchten sie dort?«
    »Das abgelegene Haus war ideal.« Etwas an der Art, wie sie das sagte, ließ ihn aufhorchen.
    »Ich möchte mehr über diese Männer wissen«, sagte er. »Auch wenn du keine Namen weißt! Aber vielleicht hat sie a n dere Dinge erwähnt, Details, die uns weiterbringen, scheinbare Nebensächlichkeiten …«
    Katharina trank vom Wein und lächelte. »Sie sagte nur ei n mal, dass einer von ihnen ein Geistlicher sei und dass sie mit ihm ›den Teufel austreiben ‹ spiele.«
    Thomas kannte die Novelle im Decamerone, aus der das Wortspiel stammte. »Gehört er einem Orden an?«, fragte er.
    »Keine Ahnung.«
    »Sie nahm von den Männern Geschenke und Geld?«
    »Vermutlich schon.«
    Katharina reichte ihm den Becher, und er füllte nach; auch sich selbst goss er ein. »Sie war schon immer so«, sagte Kath a rina. »Sie hat als Jugendliche Dinge getan, die sonst niemand gewagt hätte. Ich jedenfalls nicht.«
    »Erzähl mir von ihr! Ich möchte ein Bild von ihrem Leben und ihrer Person bekommen.«
    Obwohl sie sich noch nicht lange kannten, empfand Thomas etwas wie Vertrautheit ihr gegenüber. Er spürte, wie lebhaft sie sein konnte, wenn sie sprach und ihre Worte mit eindringlichen Gesten begleitete. Wenn sie den Kopf nach vorne beugte, ve r schwand der größte Teil des Gesichts zwischen ihren rötlichen, lockigen Haaren.
    »Einmal im Sommer besuchten Klara und ich Verwandte auf dem Land. Sie war verschwunden, und ich suchte sie überall. Dann sah ich sie in der Ferne über eine Wiese laufen, aber j e mand war bei ihr, ein Mann. Die beiden liefen so schnell, dass ich ihnen kaum folgen konnte. Sie verschwanden in einer Scheune. Ich wartete eine Weile, aber Klara und der Mann k a men nicht wieder raus. Ich ging auf die Scheune zu und zum Tor, das nur angelehnt war. Ich schaute hinein und konnte nichts sehen. Als meine Augen sich an das Dunkel gewöhnt hatten, sah ich eine Leiter, die zum Heuboden führte. Klara und der Mann mussten dort oben sein.«
    Katharina machte eine Pause und ließ sich den Becher füllen. »Ich war zwölf oder dreizehn … und Klara drei Jahre älter. Ich hörte ein eigenartiges Geräusch, das ich kannte. Jetzt konnte ich der Versuchung nicht länger widerstehen und schob sachte das Tor weiter auf. Es quietschte leise. Ich zwängte mich durch den schmalen Spalt ins Innere der Scheune. Sünde! Das Wort schoss mir durch den Kopf. Schon unreine Gedanken sind Sü n de, hatte am Sonntag der Prediger behauptet. Es gab einen zweiten He u boden, und ich ging zu der Leiter, die hinaufführte. Ich stieg hoch, und als ich oben war, konnte ich die beiden noch immer nicht sehen, nur hören. Statt den Blick abzuwenden und das L a ster zu fliehen, folgte ich ihm neugierig, um endlich zu sehen, wovon immer nur in Andeutungen gesprochen wurde. Meine Augen hatten sich ans Dunkel gewöhnt, und ich konnte nun meine Schwester und den Mann auf dem gegenüberliege n den Boden beobachten. Ich kannte ihn, er war Zimmermann und Vater von zwei Kindern. Die beiden haben mich nicht en t deckt.«
    Katharina fuhr sich mit den Händen über die Augen. »Hast du dir schon mal Gedanken darüber gemacht, was Sünde ist?«, fragte sie Thomas und fasste ihn bei der Hand.
    Er wollte etwas sagen, aber sie legte ihren Zeigefinger auf seinen Mund. Dann beugte sie sich zu ihm herüber und küsste ihn. Es war seit seiner Zeit in Italien das erste Mal, dass eine Frau ihn küsste. Er sah ihr Gesicht so nah wie noch nie und en t deckte feinste Härchen auf ihrer Haut; sie hatte die Augen g e schlossen. Ein Gedanke schoss ihm durch den Kopf. Hatte sie noch andere Liebhaber? Wie ihre Schwester? Plötzlich wirkte sie auf ihn wie eine Frau mit Erfahrung.
    Sie schlang ihre Arme um seinen Hals, wobei der Mantel, den sie anbehalten hatte, zu Boden glitt. Sie trug ein langes weißes Kleid, an der Taille mit Bändern verschnürt; von den Hüften fiel es in Falten zu Boden, oben aber war das Kleid weit ausgeschnitten, bis zum Ansatz ihres Busens. Er legte seine Hände unsicher an ihre Schultern, aber sie zog seinen Kopf zu sich herüber. Der nächste Kuss war länger.
    »Das«, sagte sie, »ist der wahre Grund, weshalb ich ko m me.«
    Seine linke Hand glitt ihren Rücken entlang, und er fühlte unter dem dünnen Stoff Katharinas warmen Körper. Als er den Nacken berührte, kitzelten ihre Haare auf seinem

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